Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

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Thunderforce
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Thunderforce »

costaweidner hat geschrieben: 08.01.2021 13:13
Thunderforce hat geschrieben: 08.01.2021 13:12
MetalEschi hat geschrieben: 08.01.2021 13:11 Es würden sich manche beim Beenden des Supports vielleicht anders entscheiden, wenn der tragisch vom Weg Abgekommene nicht irgendein Künstler, sondern der Partner, die Mutter oder der Sohn wäre.
Logisch. Genau so wie auch anderes reagiere, wenn ein Verwandter stirbt als wenn irgendein Musiker oder Politiker das tut.
Jo, aber der Punkt ist, dass man mit nahen Verwandten oder Freunden auch diskutieren kann oder zumindest die Option hat. Bei Schaffer dürften die Option hier die wenigsten haben, bei historischen Persönlichkeiten vielleicht noch ein paar weniger. *g*
Auch das.
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NegatroN
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von NegatroN »

costaweidner hat geschrieben: 08.01.2021 13:08
NegatroN hat geschrieben: 08.01.2021 13:03
costaweidner hat geschrieben: 08.01.2021 12:56Das ist ja aber die Frage: Geht es darum, sie zu reduzieren oder gibt es Dinge, die so scheiße sind, dass sie gute/wichtige Leistungen negieren oder irrelevant machen? Um das aktuelle Beispiel mal zu bemühen (so viel kleiner und unwichtiger es natürlich ist): Die 90er-Alben von Iced Earth haben inhaltlich keinen Bezug zu Schaffers späteren Aktionen, trotzdem wollen viele Leute sie jetzt loswerden oder nicht mehr hören.
Ich finde das schwer vergleichbar, weil es da um einen ganz persönlichen Umgang geht und nicht um öffentlichen. Ob du oder ich noch alte Alben von Schaffer im Schrank haben, mag für uns jeweils eine Rolle spielen, hat aber darüber hinaus weder Bedeutung noch Konsequenz.

Die Analogie wäre in dem Fall schon eher, inwieweit eine Band wie Iced Earth in der Szene noch stattfinden sollte, auch wenn sie inhaltlich komplett frei von Politik bleiben würde. Das wäre die spannendere Frage dabei.
Guter Punkt, das hab ich wirklich nicht bedacht.
Um dein Gedankenspiel aufzugreifen: Du meinst also ein Szenario, in dem Schaffer keine politischen Texte mehr schreibt und in Band-bezogenen Interviews nicht mehr zu Politik sagt und die Band nur noch Zeug ohne politischen Bezug live spielt? Das ist natürlich wahnsinnig hypothetisch und unrealistisch jetzt. *g* Aber meiner Ansicht nach sollte die Band auch dann gestorben sein für die Szene.
Im Falle Schaffer ist das wirklich extrem hypothetisch, weil das inzwischen wohl der zentrale Punkt seines Lebens geworden ist. Das kann man nicht mehr trennen und deswegen muss man ihn wohl immer auch als Extremisten und Fanatiker sehen, nicht nur als Musiker. Als solcher hat er in der Szene auch keinen Platz.
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costa
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von costa »

NegatroN hat geschrieben: 08.01.2021 13:35
costaweidner hat geschrieben: 08.01.2021 13:08
NegatroN hat geschrieben: 08.01.2021 13:03
costaweidner hat geschrieben: 08.01.2021 12:56Das ist ja aber die Frage: Geht es darum, sie zu reduzieren oder gibt es Dinge, die so scheiße sind, dass sie gute/wichtige Leistungen negieren oder irrelevant machen? Um das aktuelle Beispiel mal zu bemühen (so viel kleiner und unwichtiger es natürlich ist): Die 90er-Alben von Iced Earth haben inhaltlich keinen Bezug zu Schaffers späteren Aktionen, trotzdem wollen viele Leute sie jetzt loswerden oder nicht mehr hören.
Ich finde das schwer vergleichbar, weil es da um einen ganz persönlichen Umgang geht und nicht um öffentlichen. Ob du oder ich noch alte Alben von Schaffer im Schrank haben, mag für uns jeweils eine Rolle spielen, hat aber darüber hinaus weder Bedeutung noch Konsequenz.

Die Analogie wäre in dem Fall schon eher, inwieweit eine Band wie Iced Earth in der Szene noch stattfinden sollte, auch wenn sie inhaltlich komplett frei von Politik bleiben würde. Das wäre die spannendere Frage dabei.
Guter Punkt, das hab ich wirklich nicht bedacht.
Um dein Gedankenspiel aufzugreifen: Du meinst also ein Szenario, in dem Schaffer keine politischen Texte mehr schreibt und in Band-bezogenen Interviews nicht mehr zu Politik sagt und die Band nur noch Zeug ohne politischen Bezug live spielt? Das ist natürlich wahnsinnig hypothetisch und unrealistisch jetzt. *g* Aber meiner Ansicht nach sollte die Band auch dann gestorben sein für die Szene.
Im Falle Schaffer ist das wirklich extrem hypothetisch, weil das inzwischen wohl der zentrale Punkt seines Lebens geworden ist. Das kann man nicht mehr trennen und deswegen muss man ihn wohl immer auch als Extremisten und Fanatiker sehen, nicht nur als Musiker. Als solcher hat er in der Szene auch keinen Platz.
Da sind wir uns definitiv einig.
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von oger »

Schnabelrock hat geschrieben: 08.01.2021 12:16
oger hat geschrieben: 08.01.2021 12:03
Schnabelrock hat geschrieben: 08.01.2021 11:30 Liegt das nur daran, dass ich das eine musikalisch gut finde und das andere nervig?
Wenn ich mir heute die 80er Hairmetal Videos ansehe, schäme ich mich auch fremd..
Weil Du halt keine Haare mehr hast. Was btw. nicht "fremd"schämen ist.

*g*
Hatte ich schon da kaum noch. *g*
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oger
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von oger »

Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 12:44 Leipzig hat seinerzeit den Karl-Marx-Platz umbenannt. Ich bin nun kein Fan von Karl Marx, ich kann mir auch vorstellen warum man das gemacht hat, finde ed aber nicht richtig und nicht notwendig. Jetzt heißt dieser Augustusplatz. Na ja...
Nach dem Kaiser oder dem König mit den vielen Kindern?
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von oger »

MetalEschi hat geschrieben: 08.01.2021 12:59 Wer in der Jetztzeit Gutes tut, dessen Schaffen wird in einigen Jahrzehnten vielleicht in Frage gestellt, weil er kein Vegetarier war.
Schwer zu beantworten.
Darüber denke ich tatsächlich öfter nach. Dass uns kommende Generationen vorwerfen könnten bei Massentierhaltung mitgetan oder weggesehen zu haben, halte ich nicht für abwegig. Ähnlich wie uns heute Sklavenhaltung oder Kinderarbeit in vergangenen Jahrhunderten unvorstellbar vorkommen.
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Perry Rhodan »

oger hat geschrieben: 08.01.2021 14:06
Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 12:44 Leipzig hat seinerzeit den Karl-Marx-Platz umbenannt. Ich bin nun kein Fan von Karl Marx, ich kann mir auch vorstellen warum man das gemacht hat, finde ed aber nicht richtig und nicht notwendig. Jetzt heißt dieser Augustusplatz. Na ja...
Nach dem Kaiser oder dem König mit den vielen Kindern?
Dem Sachsen, nicht dem Römer, also der König.
Zuletzt geändert von Perry Rhodan am 08.01.2021 14:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Hyronimus »

Das Thema wird hier in der Region aktuell auch heftig diskutiert, u.a. geht es dabei um die Umbenennung des Willy-Sachs-Stadions in Schweinfurt und der Nikolaus-Fey-Straße in Würzburg. In beiden Fällen gibt es für mich eigentlich keine Diskussion, ob die Umbenennung stattfinden soll oder nicht - insbesondere Sachs hat sich durch nichts anderes hervorgetan als durch seine Kohle und seine Aktivitäten in der NS-Zeit. Bei Kant, Luther, Wagner wird‘s schon problematischer, deren Verdienste sind ja - unabhängig von den Personen - nicht wegzudiskutieren. Und eine nachhaltige kritische Auseinandersetzung mit Person und Werk findet ja durch die Umbenennung durch Straßen, Plätze etc. nicht statt. Negatrons Hindenburg-Beispiel aus Bad Tölz finde ich super, das ließe sich ja in kleinerem Rahmen z.B. durch Infotafeln und weiterführende Online-Informationen recht leicht umsetzen.
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Perry Rhodan »

Luther und die Juden.
Martin Luther war ein Mensch aus Fleisch und Blut, kein Laster war im fremd. :)
Er war aber auch ein Kind seiner Zeit, was seine Einstellung zu den Juden betrifft.
Es war bei ihm aber nicht immer so, erst zum Ende seines Lebens hin hat er abgelästert/gehetzt.
Sehr, sehr unschön, trotzdem ein Großer in meinen Augen.
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Diewaldo »

Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 14:29
oger hat geschrieben: 08.01.2021 14:06
Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 12:44 Leipzig hat seinerzeit den Karl-Marx-Platz umbenannt. Ich bin nun kein Fan von Karl Marx, ich kann mir auch vorstellen warum man das gemacht hat, finde ed aber nicht richtig und nicht notwendig. Jetzt heißt dieser Augustusplatz. Na ja...
Nach dem Kaiser oder dem König mit den vielen Kindern?
Dem Sachsen, nicht dem Römer, also der König.
Zumindest in Trier darf man noch Straßen nach Marx benennen. Er ist 1883 gestorben. Da gab es noch keine kommunistisch-totalitären Staaten (auch wenn die sich natürlich auch heute noch gerne auf ihn berufen).
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Perry Rhodan »

Diewaldo hat geschrieben: 08.01.2021 15:51
Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 14:29
oger hat geschrieben: 08.01.2021 14:06
Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 12:44 Leipzig hat seinerzeit den Karl-Marx-Platz umbenannt. Ich bin nun kein Fan von Karl Marx, ich kann mir auch vorstellen warum man das gemacht hat, finde ed aber nicht richtig und nicht notwendig. Jetzt heißt dieser Augustusplatz. Na ja...
Nach dem Kaiser oder dem König mit den vielen Kindern?
Dem Sachsen, nicht dem Römer, also der König.
Zumindest in Trier darf man noch Straßen nach Marx benennen. Er ist 1883 gestorben. Da gab es noch keine kommunistisch-totalitären Staaten (auch wenn die sich natürlich auch heute noch gerne auf ihn berufen).
Dass den Sachsen der August näher ist als der Karl, ist ja auch irgendwie klar. :)
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Rivers »

oger hat geschrieben: 08.01.2021 11:02 Wie bewertet man diese Dinge? Mindert das deren Verdienste oder Leistungen? Sollte man das Andenken historischer Personen überhaupt in Form von Denkmälern, Gedenktagen und odr -münzen ehren oder gehört das komplett ins Museum? Muss man das vor dem Hintergrund der Zeit sehen oder hätten sie es besser wissen können bzw. müssen? Muss man das überhaupt bewerten?
Personen-Denkmäler finde ich immer schwierig. Ein Kohl-Denkmal fände ich gruselig, weil wir ihn ja noch selbst erlebt haben. Ein Adenauer Denkmal wie in Köln muss man aber schon echt vor dem Hintergrund der Zeit sehen, obwohl das ja auch erst 70 Jahre her ist. Eine Tafel, die auf seine Nachteile hinweist, fehlt da aber. In Stadt-Rundreisen kriegt man das vielleicht noch gesagt, aber das kommt ja auch drauf an. Meistens ist es dann da aber auch nur Folklore. Daher: Personen zu ehren ist schwierig. Die stehen aber für eine Sache und sind das Gesicht hinter dieser Sache, die uns geprägt hat. Sei es als Oberbürgermeister oder erster Bundeskanzler. Sicherlich nicht für seine Angriffe gegen die Presse.

Wenn man aber abstrakte Denkmäler schafft, wie "gutes Oberbürgermeistertum" oder "erste Schritte einer Bundesrepublik" wird es zu abgehoben und weniger identifizierbar.

Daher glätten Personen-Denkmäler ja per se das Bild, was die Person eigentlich ausgezeichnet hat oder wollen nur einen bestimmten Aspekt hervorheben, nicht die gesamte Persönlichkeit. Ob die Bevölkerung das noch versteht, oder ob man das mit einem "ja, aber..." Tafel neben dem Denkmal noch hinschreiben muss,... Was will man bei Adenauer alles abwägen? Was bei Luther? Was bei Phil Lynott? Was bei Freddie Mercury?
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Rotstift »

Man darf auch nicht außer Acht lassen dass Denkmäler nie eindeutig sein können, da sie verschiedenen Menschen verschiedenes bedeuten. Eine konservative Kölner Seniorin wird Adenauer (nicht ohne Grund) anders beurteilen als ich, sich dafür aber fragen warum man dem Sänger einer dieser schrecklichen Radau-Bands ein Denkmal aufstellt. Wie gesagt: Das wirklich interessante an Denkmälern ist die Diskussion über sie.
Mille millions de mille sabords!

Music is no good if it can't be sung by the human voice in some way. (John Tavener)

Im übrigen bin ich der Meinung dass die AfD der politische Arm des Rechtsterrorismus ist.
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Perry Rhodan »

Gerade habe ich im Netz gelesen, dass Paul Hindenburg der einzig vom Volk gewählte Präsident war. Leute gibbet. Von wegen Bewertung von...
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Re: Bewertung "schwieriger" Äußerungen historischer Persönlichkeiten...

Beitrag von Rotstift »

Perry Rhodan hat geschrieben: 08.01.2021 19:10 Gerade habe ich im Netz gelesen, dass Paul Hindenburg der einzig vom Volk gewählte Präsident war. Leute gibbet. Von wegen Bewertung von...
Einer der Gründe warum wir das heute nicht mehr tun.
Mille millions de mille sabords!

Music is no good if it can't be sung by the human voice in some way. (John Tavener)

Im übrigen bin ich der Meinung dass die AfD der politische Arm des Rechtsterrorismus ist.
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