Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Ich finde die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF unverzichtbar und würde auf keinen Fall darauf verzichten wollen. Wenn ich an Nachrichtensendungen privater Sender denke, gruselt es mich sofort. Never ever!
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Solange es die Dritten und nicht die Dritten sind...Perry Rhodan hat geschrieben: ↑17.12.2020 17:58
Und damit gehören wir offenbar zu der aussterbenden Spezies.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist natürlich richtig und wichtig und doch ist er für sein Geld bei weitem nicht gut genug. Für Nachrichten und Reportagen ist das die beste Quelle. Aber die Inhalte, die eigentlich den Kernauftrag des Rundfunks definieren, spielen zu oft nur eine Nebenrolle. Es dominiert auch dort die Jagd nach der Quote mit dem 100. Tatort-Ermittlerteam. Die Notwendigkeit einer Vollversorgung mit Allem, was das Medium Bewegtbild und Rundfunk zu bieten hat, ist in der modernen Zeit nicht mehr gegeben. Dafür hat sich die Medienlandschaft zu stark gewandelt und nahezu das komplette Unterhaltungsangebot lässt sich im Privat- oder Pay-Rundfunk spiegeln. Zumal es für den Preis gar nicht so divers ist, wie man es gerne darstellt. Das zeigen allein schon die bald nicht mehr messbaren Reichweitenzahlen bei jüngeren Gruppen.
Es gibt eine ganze Reihe von öffentlich-rechtlichen Angeboten, die man sofort einstellen könnte, ohne das irgendwas fehlt. Das komplette ZDF zum Beispiel, das im wesentlichen nur ein Spiegel der ARD mit anderem Namen ist. Die über 70 Radiostationen der ARD sind in großer Mehrzahl in ihrem Inhalt und Aufbau nicht von parallel vorhandenen Privatsendern unterscheidbar und bieten noch nicht mal den Vorteil der Werbefreiheit. Wozu braucht man die? Exorbitant teure Sportrechte haben da auch nix zu suchen und an zwei bis drei Tagen in der Woche könnte man vielleicht auch um 20:15 Uhr mal interessante Reportagen oder Dokus in den Hauptprogrammen ausstrahlen.
Während der Informationsteil der öffentlich-rechtlichen tatsächlich von so ziemlich Jedem gelobt wird und meiner Meinung nach in der Medienlandschaft unverzichtbar ist, fände ich es absolut vertretbar, den Großteil des Unterhaltungsangebotes optional zu machen und so einerseits die Kosten für die Allgemeinheit zu senken und gleichzeitig zusätzliche Einnahmen durch Special-Interesst-Angebote zu generieren.
Es gibt eine ganze Reihe von öffentlich-rechtlichen Angeboten, die man sofort einstellen könnte, ohne das irgendwas fehlt. Das komplette ZDF zum Beispiel, das im wesentlichen nur ein Spiegel der ARD mit anderem Namen ist. Die über 70 Radiostationen der ARD sind in großer Mehrzahl in ihrem Inhalt und Aufbau nicht von parallel vorhandenen Privatsendern unterscheidbar und bieten noch nicht mal den Vorteil der Werbefreiheit. Wozu braucht man die? Exorbitant teure Sportrechte haben da auch nix zu suchen und an zwei bis drei Tagen in der Woche könnte man vielleicht auch um 20:15 Uhr mal interessante Reportagen oder Dokus in den Hauptprogrammen ausstrahlen.
Während der Informationsteil der öffentlich-rechtlichen tatsächlich von so ziemlich Jedem gelobt wird und meiner Meinung nach in der Medienlandschaft unverzichtbar ist, fände ich es absolut vertretbar, den Großteil des Unterhaltungsangebotes optional zu machen und so einerseits die Kosten für die Allgemeinheit zu senken und gleichzeitig zusätzliche Einnahmen durch Special-Interesst-Angebote zu generieren.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das möchte doch kaum einer mit Dritten.
Aber natürlich gehört der Laden hart geschrumpft. Allein das Rundfunkorchester des MDR hat ja ein höheres Budget als ein Drittel aller afrikanischen Staaten. 5 TV-Sender, 10 Radiostationen, davon jeweils auch gern jeweils 2 bzw. 4 mit Trivialzeug und gut ist.
Möchte btw. nicht wissen, was ist, wenn mal einer den Tatort streicht. "Jetz nehm die Eliten uns den aunoch weg!!!111" dürfte da noch eine Oberklassenäusserung sein. Eine Woche später gibt es 2.000 SM-Gruppen, in denen wild fantasiert wird, dass da wohl Ermittlungen unterbunden und was vertuscht wird. Letzten Tatort am besten "Pizza Adreno" nennen und mal sehen, was passiert.
In dubio contra googlio.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Dass sich die öffentlich rechtlichen Medien reformieren und modernisieren müssen steht eigentlich außer Frage. Ich glaube jedoch nicht dass Jugendlichkeit das Heilmittel dabei wäre, eher, dass die Medien -und das geschieht ja bereits, wenn auch langsam- sich die neuen Kanäle zu Nutze machen müssen und dort dennoch ihr Gesicht als die seriöse und breiteste Instanz der deutschen Medienwelt wahren müssen. Eine YouTuber-Version der Tagesschau fährt in etwa so vor die Wand wie der seltsam sich sichtlich unwohl fühlende CSU-YouTuber, gibts den eigentlich noch? Dennoch ist der Dino auch aus Marktanteilssicht nicht vorm Aussterben bedroht. Studien bei der angesprochenen Klientel (U27) weisen darauf hin, dass Informationen der öffentlich rechtlichen Medien (und der Tageszeitungen) immer noch am meisten Vertrauen geschenkt wird. Unterhaltung und Kultur richtet sich hier sodann zZ an eine andere Zielgruppe, die aber immer noch da ist. Das Angebot der öffentlich rechtlichen Medien wird (und muss) in der Frage der Kanäle breiter werden, nicht aber zwingend in der der Inhalte, insbesondere nicht da die ÖR ja sogleich mehrere zielgruppengerichtete Ausweichmöglichkeiten für Unterhaltung und Kultur zu den Riesen bieten. Die Inhalte werden vermutlich gesplittet bleiben und die beiden großen Sender werden im Hinblick auf ihr Programm konservativ bleiben. Da geht es auch um die Bereitstellung von Unterhaltung für ein breites Publikum und wenn dann zB das Gebißreinigerfest des Volksmurkssiegs ein breites Publikum anspricht, das aber in einem Marktsegment dem sich sonst kein Sender verpflichtet fühlt, weil die wirtschaftliche Relevanz zu gering ist, dann bitte sollen sie eben diesen Menschen ihren Flo Silberscheißen doch geben, und genau dafür zahl ich dann auch genauso gerne meine Gebühr wie für den DLF, Theater auf 3.Sat, die Lokalzeit und dafür, dass One Dr. Who im Programm hat, was ich dann alles gerne sehe obwohl es nur Bruchteile der eigentlichen Gebühreneinnahmen kostet.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das Argument "Ich nutze es nicht, also warum soll ich dafür zahlen" finde ich ein wenig seltsam. Jeder braucht irgendwelche öffentlich finanzierten Angebote nicht. Als Kinderloser z.B. keine Schulen, wer kein Auto hat, braucht vordergründig auch keine Autobahnen, wer keine Sport macht, keine kommunalen Sportplätze. Lacht nicht, solche Sprüche hab ich schon von gebildeten Menschen gehört. Das ist IMO immer eine argumentative Sackgasse.
Dann ist es im Umkehrschluss natürlich richtig, ein breites Angebot zu fordern, das für jeden vielleicht 20% nützlichen Inhalt bereitstellt. Insgesamt, nicht auf einzelne Sender bezogen. Im Zeitalter der Mediatheken finde ich das nochmal weniger problematisch, weil ich mir im Prinzip nach Belieben mein eigenes Programmpaket zusammenstellen kann. Würden die Inhalte nur nicht nach einer Woche oder so gelöscht werden. Aber ich vermute, dass sie auch das irgendwann einsehen werden, wenn lineares Fernsehen irgendwann endgültig uninteressant wird. Das dauert vielleicht noch 20 Jahre, vielleicht auch weniger. Oben las ich, die Notwendigkeit nach dem, was Rundfunk und Fernsehen zu bieten haben, bestünde nicht mehr. Das glaube ich nicht. Die Notwendigkeit nach den Inhalten besteht schon, aber nicht mehr nach dem Medium. Das wird der Weg sein müssen. Und dann muss man auch nicht mehr krampfhaft irgendwelche Programmplätze mit Filetstücken und Lückenbüßern füllen, sondern kann sich mehr auf Inhalte konzentrieren. Eventuell löst sich dadurch auch das Problem der vielen Sendeanstalten von selbst, weil man dann halt Lokalprogramme streamen kann, für die weiterhin Landesmedienanstalten zuständig sind, und keinen extra Sender mehr braucht.
Also pro öffentlich-rechtliches Medienangebot, aber bitte in einer zeitgemäßen Form; dann erledigen sich manche der Kritikpunkte vielleicht von selbst. Strukturelle Punkte natürlich nicht, die muss man separat angehen.
Dann ist es im Umkehrschluss natürlich richtig, ein breites Angebot zu fordern, das für jeden vielleicht 20% nützlichen Inhalt bereitstellt. Insgesamt, nicht auf einzelne Sender bezogen. Im Zeitalter der Mediatheken finde ich das nochmal weniger problematisch, weil ich mir im Prinzip nach Belieben mein eigenes Programmpaket zusammenstellen kann. Würden die Inhalte nur nicht nach einer Woche oder so gelöscht werden. Aber ich vermute, dass sie auch das irgendwann einsehen werden, wenn lineares Fernsehen irgendwann endgültig uninteressant wird. Das dauert vielleicht noch 20 Jahre, vielleicht auch weniger. Oben las ich, die Notwendigkeit nach dem, was Rundfunk und Fernsehen zu bieten haben, bestünde nicht mehr. Das glaube ich nicht. Die Notwendigkeit nach den Inhalten besteht schon, aber nicht mehr nach dem Medium. Das wird der Weg sein müssen. Und dann muss man auch nicht mehr krampfhaft irgendwelche Programmplätze mit Filetstücken und Lückenbüßern füllen, sondern kann sich mehr auf Inhalte konzentrieren. Eventuell löst sich dadurch auch das Problem der vielen Sendeanstalten von selbst, weil man dann halt Lokalprogramme streamen kann, für die weiterhin Landesmedienanstalten zuständig sind, und keinen extra Sender mehr braucht.
Also pro öffentlich-rechtliches Medienangebot, aber bitte in einer zeitgemäßen Form; dann erledigen sich manche der Kritikpunkte vielleicht von selbst. Strukturelle Punkte natürlich nicht, die muss man separat angehen.
That is delightful news for someone who cares.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
V2-Kunst-Pädagogik: https://www.nachtkritik.de/index.php?op ... mid=100089 (Der Artikel in der Ostsee-Zeitung ist leider hinter einer Paywall, schade)
One night as he sat at his table head on hands he saw himself rise and go.
http://www.stupidedia.org/stupi/Hoden
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Weiß nicht. Ich finde die Vergleiche nicht gut. Irgendwann geht es doch darum, ob man was selbst braucht oder ob man immer die Gemeinschaft sehen muss. Natürlich sind Spielplätze gut, aber vielleicht nicht dieser. Natürlich kannst Du irgendwas konstruieren, um überhaupt gegen Schulen, Autobahnen oder Sportplätze zu argumentieren, wenn es z.B. eine Alternative gibt. Zu sagen, dass man bei dem Koloss nicht weiß was man finanziert, weil man es nicht nutzt ist vielleicht engstirnig, aber eigentlich keine Sackgasse. Wenn hier in der Stadt ein Schwimmbad zugemacht wird und eine Abfrage kommt, ob ich es erhalten will, frage ich mich ja auch, ob ich es selbst genutzt habe, ehe ich mich frage, ob es für andere gut wäre. Und nein, ich habe es lange nicht mehr genutzt, weil es nicht gut war. Die Alternative war aber auch nicht gut.Apparition hat geschrieben: ↑17.12.2020 23:52 Das Argument "Ich nutze es nicht, also warum soll ich dafür zahlen" finde ich ein wenig seltsam. Jeder braucht irgendwelche öffentlich finanzierten Angebote nicht. Als Kinderloser z.B. keine Schulen, wer kein Auto hat, braucht vordergründig auch keine Autobahnen, wer keine Sport macht, keine kommunalen Sportplätze. Lacht nicht, solche Sprüche hab ich schon von gebildeten Menschen gehört. Das ist IMO immer eine argumentative Sackgasse.
Also ich finde das nur vom Argument her schwierig. Das persönliche Erleben auszuschalten. Ich sage ja auch nicht, nur weil ihr es schaut und nutzt seid ihr dafür. Aber gut...
Mehr war - so wie ich es verstanden habe - gar nicht der Auslöser.Apparition hat geschrieben: ↑17.12.2020 23:52Das glaube ich nicht. Die Notwendigkeit nach den Inhalten besteht schon, aber nicht mehr nach dem Medium.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Würden sie gerne stehen lassen, dürfen sie aber nicht.Apparition hat geschrieben: ↑17.12.2020 23:52 Würden die Inhalte nur nicht nach einer Woche oder so gelöscht werden. Aber ich vermute, dass sie auch das irgendwann einsehen werden, wenn lineares Fernsehen irgendwann endgültig uninteressant wird. Das dauert vielleicht noch 20 Jahre, vielleicht auch weniger.
Das lineare Fernsehen wird hoffentlich nicht verschwinden. Bin da eher für mehr Pluralismus und Synergie zwischen den medialen Formaten. Vgl. zB das Verhältnis von Radio zu TV.
Aha!
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das Solidarprinzip ist natürlich der richtige Ansatz, wenn es im die Informationsinhalte geht. Es zieht für mich aber nicht mehr, wenn es um Unterhaltungsangebote geht, denn für die gibt es abseits des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittlerweile ein so breites Angebot in massiver Breite und Tiefe, dass es schlicht nicht mehr nötig und gerechtfertigt ist, da ein vergleichsweise zu teures ÖR-Angebot auf die Beine zu stellen. Dafür sehe ich schlicht keine Notwendigkeit. Man kann doch die Entwicklung der Medienlandschaft in dieser Hinsicht nicht einfach ignorieren und seinen Stiefel weiter durchziehen, als wäre noch 1970. Es gibt für mich überhaupt kein Argument, das dafür spricht, sklavisch an überholten Strukturen und Angeboten festzuhalten und vorhandene Einsparungspotenziale dabei einfach zu ignorieren.Apparition hat geschrieben: ↑17.12.2020 23:52 Das Argument "Ich nutze es nicht, also warum soll ich dafür zahlen" finde ich ein wenig seltsam. Jeder braucht irgendwelche öffentlich finanzierten Angebote nicht. Als Kinderloser z.B. keine Schulen, wer kein Auto hat, braucht vordergründig auch keine Autobahnen, wer keine Sport macht, keine kommunalen Sportplätze. Lacht nicht, solche Sprüche hab ich schon von gebildeten Menschen gehört. Das ist IMO immer eine argumentative Sackgasse.
Dann ist es im Umkehrschluss natürlich richtig, ein breites Angebot zu fordern, das für jeden vielleicht 20% nützlichen Inhalt bereitstellt. Insgesamt, nicht auf einzelne Sender bezogen. Im Zeitalter der Mediatheken finde ich das nochmal weniger problematisch, weil ich mir im Prinzip nach Belieben mein eigenes Programmpaket zusammenstellen kann. Würden die Inhalte nur nicht nach einer Woche oder so gelöscht werden. Aber ich vermute, dass sie auch das irgendwann einsehen werden, wenn lineares Fernsehen irgendwann endgültig uninteressant wird. Das dauert vielleicht noch 20 Jahre, vielleicht auch weniger. Oben las ich, die Notwendigkeit nach dem, was Rundfunk und Fernsehen zu bieten haben, bestünde nicht mehr. Das glaube ich nicht. Die Notwendigkeit nach den Inhalten besteht schon, aber nicht mehr nach dem Medium. Das wird der Weg sein müssen. Und dann muss man auch nicht mehr krampfhaft irgendwelche Programmplätze mit Filetstücken und Lückenbüßern füllen, sondern kann sich mehr auf Inhalte konzentrieren. Eventuell löst sich dadurch auch das Problem der vielen Sendeanstalten von selbst, weil man dann halt Lokalprogramme streamen kann, für die weiterhin Landesmedienanstalten zuständig sind, und keinen extra Sender mehr braucht.
Also pro öffentlich-rechtliches Medienangebot, aber bitte in einer zeitgemäßen Form; dann erledigen sich manche der Kritikpunkte vielleicht von selbst. Strukturelle Punkte natürlich nicht, die muss man separat angehen.
Es wird gefühlt immer nur so getan, als wäre jede Einsparung oder Verschlankung des ÖR gleichbedeutend mit dessen Abschaffung. Dass es aber auch dazu dienen könnte, dessen Akzeptanz zu erhöhen und ihm wieder eine zeitgemäße Rolle in der Gesellschaft zu geben, kommt irgendwie keinem in den Sinn.
Abgesehen davon:
Die Aussage, dass man nicht für Straßen zahlen sollte, wenn man kein Auto besitzt, ist übrigens absoluter Mumpitz. Man nutzt die auch als Fußgänger und Radfarer, als Mitfahrer im Bus, als Kunde, der sich was bei Amazon bestellt und spätestens dann, wenn man mal nen Krankenwagen braucht. Sprich: Jeder nutzt Straßen. Ein Auto ist dafür keine Voraussetzung. Gleiches gilt für Bildungsangebote: Auch wenn ich keine Kinder hab, profiziere ich davon, wenn zum Beispiel der Arzt, der mich behandelt, ne entsprechende Ausbildung genossen hat.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das Löschen ist ja so eine Sache, die auf Druck der Politik bzw. der Privatsender kam.Fraoch hat geschrieben: ↑18.12.2020 14:43Würden sie gerne stehen lassen, dürfen sie aber nicht.Apparition hat geschrieben: ↑17.12.2020 23:52 Würden die Inhalte nur nicht nach einer Woche oder so gelöscht werden. Aber ich vermute, dass sie auch das irgendwann einsehen werden, wenn lineares Fernsehen irgendwann endgültig uninteressant wird. Das dauert vielleicht noch 20 Jahre, vielleicht auch weniger.
Das lineare Fernsehen wird hoffentlich nicht verschwinden. Bin da eher für mehr Pluralismus und Synergie zwischen den medialen Formaten. Vgl. zB das Verhältnis von Radio zu TV.
Und zu den angesprochenen Synergien: Definitiv. Zumal der Auftrag des ÖR ja auch eine Versorgung in der Breite fordert. Alleine dadurch bedingt kommt es schon zu einer weiteren Aufgliederung auf verschiedenste Kanäle, um diesem Auftrag auch gerecht zu werden. Und es wäre schön wenn sie die Chancen aus einer Verknüpfung dieser unterschiedlichen Kanäle auch nutzen.
Nobody expects the Spanish Inquisition!
Fnord
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das ist falsch.borsti hat geschrieben: ↑18.12.2020 15:07 Das Solidarprinzip ist natürlich der richtige Ansatz, wenn es im die Informationsinhalte geht. Es zieht für mich aber nicht mehr, wenn es um Unterhaltungsangebote geht, denn für die gibt es abseits des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittlerweile ein so breites Angebot in massiver Breite und Tiefe, dass es schlicht nicht mehr nötig und gerechtfertigt ist, da ein vergleichsweise zu teures ÖR-Angebot auf die Beine zu stellen.
Aha!
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das ist richtig.Fraoch hat geschrieben: ↑18.12.2020 15:30Das ist falsch.borsti hat geschrieben: ↑18.12.2020 15:07 Das Solidarprinzip ist natürlich der richtige Ansatz, wenn es im die Informationsinhalte geht. Es zieht für mich aber nicht mehr, wenn es um Unterhaltungsangebote geht, denn für die gibt es abseits des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittlerweile ein so breites Angebot in massiver Breite und Tiefe, dass es schlicht nicht mehr nötig und gerechtfertigt ist, da ein vergleichsweise zu teures ÖR-Angebot auf die Beine zu stellen.
Da steckt eine Trennung zwischen Unterhaltung und Kultur drin, der ich nicht folge. Kultur ist immer auch Unterhaltung und umgekehrt, die Frage ist nur, auf welchem Niveau. "Sturm der Liebe" würde ich vor dem Hintergrund aber tatsächlich mal hinterfragen (Sorry Gerre).
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Dass die privaten ihr Programm an marktrelevanten Zielgruppen ausrichten und deshalb bestimmte Einkommens-, Bildungs- und Alterscluster überproportional ansprechen (müssen und wollen), selbst wenn die Bevölkerung einen anderen Querschnitt ausweist, halte ich für besonders relevant in diesem Unterthema. Der Auftrag an die ÖR lautet eben nicht Geld durch Werbung reinzubekommen, sondern möglichst vielen Menschen neben anderem auch Kultur und Unterhaltung zu bieten.Apparition hat geschrieben: ↑18.12.2020 16:07Das ist richtig.Fraoch hat geschrieben: ↑18.12.2020 15:30Das ist falsch.borsti hat geschrieben: ↑18.12.2020 15:07 Das Solidarprinzip ist natürlich der richtige Ansatz, wenn es im die Informationsinhalte geht. Es zieht für mich aber nicht mehr, wenn es um Unterhaltungsangebote geht, denn für die gibt es abseits des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittlerweile ein so breites Angebot in massiver Breite und Tiefe, dass es schlicht nicht mehr nötig und gerechtfertigt ist, da ein vergleichsweise zu teures ÖR-Angebot auf die Beine zu stellen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Die aktuelle Studie vom Bündnis gegen Cybermobbing ist bitter. Studie, Pressemitteilung und Factsheets zum Download:
https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/studie2020/
Darin wird auch attestiert, dass Corona als Verstärker von Onlinemobbing fungiert. Die Umstellung des Schulbetriebs und Beschränkung der Kontakte hat dazu geführt, dass Jugendliche das Internet intensiver nutzen und sich ihre sozialen Kontakte noch mehr dahin verlagert haben. Die Studie weist hinzukommend auf einen generellen Anstieg des Mobbing-Problems hin. Mittlerweile werden Betroffene auf beiden Seiten des Mobbings jünger, so dass bereits Grundschulkinder betroffen sind und es gilt mittlerweile jedes sechste Kind -laut Studie- als Opfer. Mir fehlt hier noch eine für die Befragung angesetzte Definition von Cybermobbing um das angemessen einordnen zu können, aber die Ergebnisse, insb. jene auf Opferseite empfinde ich im Querlesen auch ohne diese als alarmierend.
Die Factsheets geben einen sehr guten Überblick, die Studie vertieft das ganze. Hier eine relevante Textpassage aus der Studie und dann ein paar ergänzende Worte:
"Mehr als ein Drittel (37,5%) aller befragten Schülerinnen und Schüler waren schon einmal Opfer von Mobbingattacken, wobei Mädchen mit 42% häufiger betroffen waren als Jungen (33%). Dieser Anteil ist im Vergleich zu 2017 (24,2%) erheblich gestiegen, wobei hier der vergleichsweise höhere Anteil an älteren Befragten berücksichtigt werden muss. Des Weiteren lässt sich auch feststellen, dass dieser Anteil mit zunehmendem Alter ansteigt, waren bei den 10-12-Jährigen noch 26% von Mobbing betroffen, so sind es bei den 16-18-Jährigen bereits 45% und sogar 56% bei den über 18-Jährigen. Zudem geben vor allem Berufsschüler am häufigsten an, schon einmal in der Schule gemobbt worden zu sein (53%)." (Seite 102)
Anzumerken ist, das mehr als 13% der Befragten bereits Täter*innen von Cybermobbing-Attacken waren und die Grenze zwischen Täter*innen und Opfern zunehmend verwischt.
„Interessant“ ist auch, dass besonders die Gruppe der mit ihrem Leben weniger zufriedenen Kinder und Jugendliche sich mehr in sozialen Netzwerken bewegen und dort häufiger Ausgrenzungen und Übergriffe erfahren. Mit Blick auf die Pandemie wird festgehalten, dass die Beschränkungen die Zufriedenheit der Kinder und Jugendlichen mutmaßlich verringert hat und so auch zu einer höheren Verletzlichkeit bei Cybermobbingangriffen geführt hat. Mobbing-Angriffe erfolgen am häufigsten über Messaging-Dienste und Soziale Netzwerke. Die Netzwerke sind für die Gruppe der eher Unzufriedenen ein viel bedeutenderer Faktor als für die Zufriedenen. Gerade die sozialen Netzwerke, in denen die mit ihrer Lebenssituation unzufriedenen Schülerinnen und Schüler Kompensation und Bindung suchen, stellen also eine besondere Gefährdung für diese Gruppe dar. Dabei hat nahezu 1/4 der Opfer bereits Suizidgedanken. 1/5 hat im Kontext Alkohol getrunken oder Tabletten genommen, ein weiteres Drittel der Opfer empfindet eine dauerhafte Belastung. Insbesondere in Gesamt-, Haupt- und Realschulen schlug sich das nieder, hier hatte mehr als ein Drittel Suizidgedanken.
Wenn man sich darüber unterhält wo Deutschland die Digitalisierung (auch in Schulen) versäumt und verschleppt hat, kommt der Aspekt der Medienkompetenz (nicht der Bedienkompetenz) meinem Empfinden nach stets zu kurz. Schulen, als mittlerweile wichtiger Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen auch in der zunehmenden Vermengung von Schulzeit und Freizeit sind da massiv mit in der moralischen Verantwortung - wollen die aber oft nicht, weil ja Bildung und nicht Erziehung. Ganz mieses Thema.
https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/studie2020/
Darin wird auch attestiert, dass Corona als Verstärker von Onlinemobbing fungiert. Die Umstellung des Schulbetriebs und Beschränkung der Kontakte hat dazu geführt, dass Jugendliche das Internet intensiver nutzen und sich ihre sozialen Kontakte noch mehr dahin verlagert haben. Die Studie weist hinzukommend auf einen generellen Anstieg des Mobbing-Problems hin. Mittlerweile werden Betroffene auf beiden Seiten des Mobbings jünger, so dass bereits Grundschulkinder betroffen sind und es gilt mittlerweile jedes sechste Kind -laut Studie- als Opfer. Mir fehlt hier noch eine für die Befragung angesetzte Definition von Cybermobbing um das angemessen einordnen zu können, aber die Ergebnisse, insb. jene auf Opferseite empfinde ich im Querlesen auch ohne diese als alarmierend.
Die Factsheets geben einen sehr guten Überblick, die Studie vertieft das ganze. Hier eine relevante Textpassage aus der Studie und dann ein paar ergänzende Worte:
"Mehr als ein Drittel (37,5%) aller befragten Schülerinnen und Schüler waren schon einmal Opfer von Mobbingattacken, wobei Mädchen mit 42% häufiger betroffen waren als Jungen (33%). Dieser Anteil ist im Vergleich zu 2017 (24,2%) erheblich gestiegen, wobei hier der vergleichsweise höhere Anteil an älteren Befragten berücksichtigt werden muss. Des Weiteren lässt sich auch feststellen, dass dieser Anteil mit zunehmendem Alter ansteigt, waren bei den 10-12-Jährigen noch 26% von Mobbing betroffen, so sind es bei den 16-18-Jährigen bereits 45% und sogar 56% bei den über 18-Jährigen. Zudem geben vor allem Berufsschüler am häufigsten an, schon einmal in der Schule gemobbt worden zu sein (53%)." (Seite 102)
Anzumerken ist, das mehr als 13% der Befragten bereits Täter*innen von Cybermobbing-Attacken waren und die Grenze zwischen Täter*innen und Opfern zunehmend verwischt.
„Interessant“ ist auch, dass besonders die Gruppe der mit ihrem Leben weniger zufriedenen Kinder und Jugendliche sich mehr in sozialen Netzwerken bewegen und dort häufiger Ausgrenzungen und Übergriffe erfahren. Mit Blick auf die Pandemie wird festgehalten, dass die Beschränkungen die Zufriedenheit der Kinder und Jugendlichen mutmaßlich verringert hat und so auch zu einer höheren Verletzlichkeit bei Cybermobbingangriffen geführt hat. Mobbing-Angriffe erfolgen am häufigsten über Messaging-Dienste und Soziale Netzwerke. Die Netzwerke sind für die Gruppe der eher Unzufriedenen ein viel bedeutenderer Faktor als für die Zufriedenen. Gerade die sozialen Netzwerke, in denen die mit ihrer Lebenssituation unzufriedenen Schülerinnen und Schüler Kompensation und Bindung suchen, stellen also eine besondere Gefährdung für diese Gruppe dar. Dabei hat nahezu 1/4 der Opfer bereits Suizidgedanken. 1/5 hat im Kontext Alkohol getrunken oder Tabletten genommen, ein weiteres Drittel der Opfer empfindet eine dauerhafte Belastung. Insbesondere in Gesamt-, Haupt- und Realschulen schlug sich das nieder, hier hatte mehr als ein Drittel Suizidgedanken.
Wenn man sich darüber unterhält wo Deutschland die Digitalisierung (auch in Schulen) versäumt und verschleppt hat, kommt der Aspekt der Medienkompetenz (nicht der Bedienkompetenz) meinem Empfinden nach stets zu kurz. Schulen, als mittlerweile wichtiger Lebensmittelpunkt von Kindern und Jugendlichen auch in der zunehmenden Vermengung von Schulzeit und Freizeit sind da massiv mit in der moralischen Verantwortung - wollen die aber oft nicht, weil ja Bildung und nicht Erziehung. Ganz mieses Thema.
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