Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

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tafkasc
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von tafkasc »

monochrom hat geschrieben: 15.09.2021 16:58 Das beste Mittel gegen Faschismus ist Nichtfaschismus, oder auf der Grundlage von Recht und Gesetz agierender Antifaschismus. Bei letzterem mag es manchmal sinnvoll sein , die Grenzen von recht und Gesetz etwas zu überschreiten, aber das schließt Gewalt gegen Menschen meiner Ansicht nach niemals ein.
Ganz viele Punkte für die Unterscheidung "Anti-X" vs "Nicht-X" (hat aber prinzipiell nichts mit der Grundthematik hier zu tun, zu der ich keine starke Meinung habe).
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Kaleun Thomsen
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Kaleun Thomsen »

NegatroN hat geschrieben: 15.09.2021 17:32 Bei dir klingt es immer so, als wären Gewalt und Nichtstun bzw. Aufgeben die einzigen Optionen und nichts dazwischen. Das ist aber nicht so. Niemand hier ist dafür, nichts zu tun. Es geht darum, dass Gewalt und „Gegenterrorismus“ keine geeigneten Mittel sind. Es geht darum, wie man den Kampf führt, nicht ob oder mit welcher Vehemenz.
Was genau sind denn probate Mittel, abseits von Rechtsstaatlichkeit oder Militanz? Irgendwie bekommt man davon wenig mit, aber ich bin offen dafür.
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Feindin
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Feindin »

Kaleun Thomsen hat geschrieben: 15.09.2021 17:38
NegatroN hat geschrieben: 15.09.2021 17:32 Bei dir klingt es immer so, als wären Gewalt und Nichtstun bzw. Aufgeben die einzigen Optionen und nichts dazwischen. Das ist aber nicht so. Niemand hier ist dafür, nichts zu tun. Es geht darum, dass Gewalt und „Gegenterrorismus“ keine geeigneten Mittel sind. Es geht darum, wie man den Kampf führt, nicht ob oder mit welcher Vehemenz.
Was genau sind denn probate Mittel, abseits von Rechtsstaatlichkeit oder Militanz? Irgendwie bekommt man davon wenig mit, aber ich bin offen dafür.
Es soll schon Gegenden in Deutschland geben, wo die Gesellschaft den Leuten ziemlich klar gesagt hat "hier nicht".
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

Kaleun Thomsen hat geschrieben: 15.09.2021 17:38
NegatroN hat geschrieben: 15.09.2021 17:32 Bei dir klingt es immer so, als wären Gewalt und Nichtstun bzw. Aufgeben die einzigen Optionen und nichts dazwischen. Das ist aber nicht so. Niemand hier ist dafür, nichts zu tun. Es geht darum, dass Gewalt und „Gegenterrorismus“ keine geeigneten Mittel sind. Es geht darum, wie man den Kampf führt, nicht ob oder mit welcher Vehemenz.
Was genau sind denn probate Mittel, abseits von Rechtsstaatlichkeit oder Militanz? Irgendwie bekommt man davon wenig mit, aber ich bin offen dafür.
Du hast die Frage nach Leipzig schon gestellt. Meine Sicht ist, dass die Nazis da nicht deswegen weniger Land sehen, weil sie so viel militanten Widerstand bekommen, sondern weil die gesellschaftliche Toleranz der Zivilgesellschaft für rechtsextremes Gedankengut in den Städten und vor allem in Leipzig weitaus niedriger ist als im Umland. Es gibt einen ganzen Haufen Menschen, die sich innerhalb und außerhalb von Politik und Organisationen gegen Rechtsextremismus engagieren ohne dabei militante Extremisten zu sein.
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Kaleun Thomsen
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Kaleun Thomsen »

Warum ist das in Leipzig so und in den anderen Großstädten Sachsens, Dresden und Chemnitz, nicht? Warum ist in den beiden Städten genau das Gegenteil der Fall? Die Pauschalerklärung, dass es in Großstädten generell anders sei, zieht hier nicht. Siehe übrigens auch der Nazi-Kietz in Dortmund.
Zuletzt geändert von Kaleun Thomsen am 15.09.2021 19:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

Kaleun Thomsen hat geschrieben: 15.09.2021 19:09 Warum ist das in Leipzig so und in den anderen Großstädten Sachsens, Dresden und Chemnitz, nicht? Warum ist in den beiden Städten genau das Gegenteil der Fall?
Das kann ich dir nicht beantworten.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Feindin »

Ich würde aber wetten, dass die Erklärung "Weil sie in Leipzig mehr aufs Maul bekommen" zu kurz greift.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Rotstift »

Feindin hat geschrieben: 15.09.2021 19:18 Ich würde aber wetten, dass die Erklärung "Weil sie in Leipzig mehr aufs Maul bekommen" zu kurz greift.
Mag sein dass die öffentliche Sichtbarkeit verringert, aber sicher nicht die Überzeugung.
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Im übrigen bin ich der Meinung dass die AfD der politische Arm des Rechtsterrorismus ist.
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Kaleun Thomsen
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Kaleun Thomsen »

Rotstift hat geschrieben: 15.09.2021 20:18
Feindin hat geschrieben: 15.09.2021 19:18 Ich würde aber wetten, dass die Erklärung "Weil sie in Leipzig mehr aufs Maul bekommen" zu kurz greift.
Mag sein dass die öffentliche Sichtbarkeit verringert, aber sicher nicht die Überzeugung.
Das sicher nicht, aber es sorgt dafür, dass es hier wesentlich weniger rechtsextreme Übergriffe gibt als anderswo. Dass sich Menschen mit dunklerer Hautfarbe, Homosexuelle, Frauen mit Kopftüchern und Obdachlose angstfrei im öffentlichen Raum bewegen können ist mir ein paar gebrochene Nazi-Nasen allemal wert.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Perry Rhodan »

NegatroN hat geschrieben: 15.09.2021 19:10
Kaleun Thomsen hat geschrieben: 15.09.2021 19:09 Warum ist das in Leipzig so und in den anderen Großstädten Sachsens, Dresden und Chemnitz, nicht? Warum ist in den beiden Städten genau das Gegenteil der Fall?
Das kann ich dir nicht beantworten.
Leipzig ist eine Studentenstadt, viele junge Menschen aus der ganzen Welt.
Leipzig war immer schon anders (Helden-Stadt).
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Alphex »

NegatroN hat geschrieben: 15.09.2021 13:25
Kaleun Thomsen hat geschrieben: 15.09.2021 12:14
Hyronimus hat geschrieben: 15.09.2021 11:45 Der einzig gangbare Weg ist doch, immer wieder auf den Filz in Politik, Justiz und Polizei aufmerksam zu machen und - vielleicht vergeblich, aber hoffentlich nicht - darauf zu hoffen, dass sich dort irgendwann mal was ändert. Mit Gewalt und Selbstjustiz dreht man die Schraube doch nur ein Stück weiter in die falsche Richtung.
Das heißt, rechte Übergriffe, Gewalttaten, Anschläge und Pogrome weiter tatenlos hinnehmen, - vielleicht vergeblich - auf Politik, Justiz und Polizei hoffen, sich über die AfD im Internet mokieren und sich dann irgendwann ganz überrascht wundern, wenn es wieder Lager gibt?
Auch das hatten wir alles schon mal, und die Ursachen dafür waren damals die gleichen wie heute.
Demokratie und Rechtsstaat sind sehr oft langsam, anstrengend, nervig und ermüdend. Aber die Alternative dazu ist aus meiner Sicht nur scheinbar eine, weil sie eben letzten Endes nicht besser funktioniert. Die Idee, dass man die freie Gesellschaft durch persönliche Gewalt retten könnte, ist eine Illusion. Ich wüsste auch nicht, wo es in der Geschichte Beispiele dafür geben sollte, dass das funktioniert hat. Auch in Weimar hat der durchaus vorhandene Linksterrorismus das Dritte Reich nicht verhindert. Eher im Gegenteil.
Die abstrakte Makro-Ebene ist halt ein Zugang, den du dir aussuchen kannst (und ich auch) - aber nicht alle. Leute, denen von Nazis aufgelauert wird (etwa weil sie die "falsche" Hautfarbe haben), haben da zwangsläufig eine andere Position als "ist ärgerlich, aber muss man abwarten und aushalten". Das macht im Großen und Ganzen das militarisieren / radikalisieren von Gegenbewegungen nicht weniger gefährlich, aber für diese Leute macht das halt gerne mal den Unterschied zwischen "aufs Maul kriegen" und "nicht aufs Maul kriegen".

Ich werde hier nicht anfangen, das philosophisch zu verteidigen, aber diese Fragen sind halt für manche Leute erheblich weniger abstrakt und "vom Prinzip her" als es im Kontext dieser Diskussion der Fall ist. Dass nur verrohte Gestalten sowas gutheißen ist jedenfalls zu kurz gedacht.

Hierzu auch:
Rotstift hat geschrieben: 15.09.2021 20:18
Feindin hat geschrieben: 15.09.2021 19:18 Ich würde aber wetten, dass die Erklärung "Weil sie in Leipzig mehr aufs Maul bekommen" zu kurz greift.
Mag sein dass die öffentliche Sichtbarkeit verringert, aber sicher nicht die Überzeugung.
Die "öffentliche Sichtbarkeit" sind Gewaltaktionen von Nazis. Ob jemand seinen Stuss nur denkt oder jemanden zum Pflegefall prügelt macht für mich da einen erheblichen Unterschied.
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."
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Flossensauger
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Flossensauger »

Wenn nicht einmal der minimalste menschliche Grundsatz "Nazis auf's Maul!" hier konsens ist können wir uns auch gleich deaf forever Forum nennen.
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Apparition
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Apparition »

Flossensauger hat geschrieben: 15.09.2021 22:26 Wenn nicht einmal der minimalste menschliche Grundsatz "Nazis auf's Maul!" hier konsens ist können wir uns auch gleich deaf forever Forum nennen.
Mal aus einer ganz praktischen Perspektive heraus: ich kann das nicht. Ich kann sicher Gewalt anwenden, wenn ich mich oder jemand anders unmittelbar verteidigen muss, aber selbst das ist kein Selbstläufer, wie ich aus eigener Erfahrung weiss. Aber präventive Gewalt ohne direkte Bedrohung? Dazu wäre ich vermutlich nicht in der Lage.

Vielleicht kann man mir das als charakterliche Schwäche, mangelnde Haltung oder schlicht Feigheit ankreiden. Die Tatsache bleibt aber, ich krieg das nicht hin. Kann ich es dann fordern oder ist das dann einfach Heuchelei?
That is delightful news for someone who cares.
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Rivers
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Rivers »

Wenn wir es nichtmal hinbekommen Nebenluftsaugers dämliche Beiträge zu ignorieren und seinen Beef mit dem Deaf Forever als irrelevantes Getue einzuordnen, können wir uns gleich auch in Godwins Trollforum anmelden.

Es gibt hier eine echt spannende Diskussion, die in der Form wohl nur so in diesem Forum hier stattfinden kann. Daher: Lasst euch da bitte nicht stören.
TAFKAR
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von TAFKAR »

Ganz kurze Zwischenfrage, vielleicht kann da jemand helfen:

Vor kurzem waren doch Kommunalwahlen in Niedersachsen, und ich meine gelesen zu haben, dass die AfD etwa die Hälfte ihrer Stimmen verloren hat. Hat irgendwer gelesen, wo diese Stimmen hingewandert sind?
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