Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

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Hampel2
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Hampel2 »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Ich würde halt gern weniger für bessere Inhalte zahlen und nicht mehr für den gleichen Kram!
Ich hätte gerne mehr und vor allem längere Polit-Magazine, gerade jetzt im Wahlkampf statt Kürzungen und schlechtere Sendeplätze.

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Perry Rhodan
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Perry Rhodan »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51
Perry Rhodan hat geschrieben: 05.08.2021 12:36 Ich begrüße das Urteil des Bundesverfassungsgerichts und zahle gerne den Rundfunkbeitrag.
Das mit der abnehmenden Relevanz sehe ich jedoch auch.
Irgendwann wird das System wohl nicht mehr zu halten sein, vermute ich mal.
Ich würde halt gern weniger für bessere Inhalte zahlen und nicht mehr für den gleichen Kram!

Warum man 2021 noch 73 ÖR-Radiosender braucht, von denen 70 quasi das Angebot der Privaten 1:1 spiegeln (inklusive der Werbung) und warum man mit dem ZDF eine zweite Sendeanstalt mit gleicher inhaltlicher Ausrichtung aber komplett eigenem Apparat und Wasserkopf braucht, konnte mir noch niemand schlüssig erklären.
Wie geschrieben, es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Meine Tochter hat schon seit Monaten keinen ÖR gesehen und gehört.
Das ist bei ihren Freundinnen wohl auch nicht anders.
Einsparungsmöglichkeiten sind sicher da. Auf Anhieb fallen mit WDR/NDR/BR/HR usw. ein, da kann man sicher was machen.
Zuletzt geändert von Perry Rhodan am 05.08.2021 14:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Perry Rhodan »

Hampel2 hat geschrieben: 05.08.2021 13:10
borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Ich würde halt gern weniger für bessere Inhalte zahlen und nicht mehr für den gleichen Kram!
Ich hätte gerne mehr und vor allem längere Polit-Magazine, gerade jetzt im Wahlkampf statt Kürzungen und schlechtere Sendeplätze.

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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von judasmaidenozzyslayer »

Genial: unsere Tagespresse (=Postillion Österreichs) klagt ÖVP Politiker wegen "Sittenwidrigem Wettbewerb" da er sich als Politiker ausgibt, in Wahrheit aber Satiriker sei und
die Klage wurde zugelassen.
https://www.kleinezeitung.at/politik/in ... OeVPHanger
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borsti
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von borsti »

Hampel2 hat geschrieben: 05.08.2021 13:10
borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Ich würde halt gern weniger für bessere Inhalte zahlen und nicht mehr für den gleichen Kram!
Ich hätte gerne mehr und vor allem längere Polit-Magazine, gerade jetzt im Wahlkampf statt Kürzungen und schlechtere Sendeplätze.

https://uebermedien.de/61807/das-dilemm ... er-ausweg/
Der Sendeauftrag gehört halt mal geändert. Der stammt noch aus einer Zeit, in der Telemedien kaum verfügbar waren. Heute hat man insbesondere im Unterhaltungssektor ein so großes Angebot, dass das nicht mehr über den Rundfunkbeitrag abgedeckt werden muss, sondern individuell und gemäß dem eigenen Gusto als Pay-Angebot genutzt werden kann - was insbesondere bei jungen Menschen auch stattfindet (für die haben die ÖR nämlich sowieso wenige relevante Inhalte, obwohl auch das theoretisch Teil des aktuellen Sendeauftrags wäre) und sich großer Akzeptanz erfreut.

Nachrichten, Reportagen, Dokumentationen, echter Journalismus eben: Das sind die Dinge, an denen es außerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einen echten Mangel gibt und demnach die Bereiche, auf die sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich noch stärker konzentrieren müsste. Dafür braucht man aber keine 70 regionale Radiosender für jede Flußbiegung in Deutschland, die Schlager und Charts-Musik abnudeln. Dafür braucht man auch keine zwei Sendeanstalten, die zur besten Sendezeit vornehmlich austauschbare Krimis und Romanzen versenden.

Aber diese Reform wird nicht kommen, weil sich keiner politisch zuständig fühlt, selbst ernsthafte Reformvorschläge eher diskreditiert als diskutiert werden und in den Apparaten des ÖR selbst natürlich keiner die eigenen Futternäpfe kleiner machen will. Das Ergebnis sind turnusmäßige Beitragserhöhungen für ein Programm, das zunehmend seichter wird.

Wer gerne mehr für nachlassende Qualität zahlt: Fein! Ist aber eigentlich nicht Sinn der Sache.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Nezyrael »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 11:44
Nezyrael hat geschrieben: 05.08.2021 08:40 https://www.spiegel.de/kultur/rundfunkb ... 1125605725

Immer wieder skurril womit unser Verfassungsgericht sich beschäftigen muss
In dem System, in das der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland eingebettet wurde, ist die Chance, dass es jemals zu nennenswerten Verbesserungen in Qualität und Effizienz kommt, so gut wie nicht gegeben. So hat man ein System, dass bei abnehmender Relevanz und bestenfalls stagnierender Qualität immer mehr und mehr Geld verschlingt und keine Leute in verantwortlicher Position, die ein Interesse haben, daran etwas zu ändern.
Für ARD und ZDF sehe ich auch keine rosige Zukunft. Die regionalen Sender warten hingegen häufig mit tollen Dokuserien und Reportagen auf. Möchte ich nicht missen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von TheRiverDragon »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51
Perry Rhodan hat geschrieben: 05.08.2021 12:36 Ich begrüße das Urteil des Bundesverfassungsgerichts und zahle gerne den Rundfunkbeitrag.
Das mit der abnehmenden Relevanz sehe ich jedoch auch.
Irgendwann wird das System wohl nicht mehr zu halten sein, vermute ich mal.
Ich würde halt gern weniger für bessere Inhalte zahlen und nicht mehr für den gleichen Kram!

Warum man 2021 noch 73 ÖR-Radiosender braucht, von denen 70 quasi das Angebot der Privaten 1:1 spiegeln (inklusive der Werbung) und warum man mit dem ZDF eine zweite Sendeanstalt mit gleicher inhaltlicher Ausrichtung aber komplett eigenem Apparat und Wasserkopf braucht, konnte mir noch niemand schlüssig erklären.
Der Rundfunkbetrag ist übrigens inflationsbereinigt seit 2000 deutlich gesunken. Von daher ist es billiger Populismus, zu behaupten, man würde immer mehr für die Öffentlich-Rechtlichen bezahlen.
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NegatroN
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 14:09
Hampel2 hat geschrieben: 05.08.2021 13:10
borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Ich würde halt gern weniger für bessere Inhalte zahlen und nicht mehr für den gleichen Kram!
Ich hätte gerne mehr und vor allem längere Polit-Magazine, gerade jetzt im Wahlkampf statt Kürzungen und schlechtere Sendeplätze.

https://uebermedien.de/61807/das-dilemm ... er-ausweg/
Der Sendeauftrag gehört halt mal geändert. Der stammt noch aus einer Zeit, in der Telemedien kaum verfügbar waren. Heute hat man insbesondere im Unterhaltungssektor ein so großes Angebot, dass das nicht mehr über den Rundfunkbeitrag abgedeckt werden muss, sondern individuell und gemäß dem eigenen Gusto als Pay-Angebot genutzt werden kann - was insbesondere bei jungen Menschen auch stattfindet (für die haben die ÖR nämlich sowieso wenige relevante Inhalte, obwohl auch das theoretisch Teil des aktuellen Sendeauftrags wäre) und sich großer Akzeptanz erfreut.

Nachrichten, Reportagen, Dokumentationen, echter Journalismus eben: Das sind die Dinge, an denen es außerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einen echten Mangel gibt und demnach die Bereiche, auf die sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich noch stärker konzentrieren müsste. Dafür braucht man aber keine 70 regionale Radiosender für jede Flußbiegung in Deutschland, die Schlager und Charts-Musik abnudeln. Dafür braucht man auch keine zwei Sendeanstalten, die zur besten Sendezeit vornehmlich austauschbare Krimis und Romanzen versenden.

Aber diese Reform wird nicht kommen, weil sich keiner politisch zuständig fühlt, selbst ernsthafte Reformvorschläge eher diskreditiert als diskutiert werden und in den Apparaten des ÖR selbst natürlich keiner die eigenen Futternäpfe kleiner machen will. Das Ergebnis sind turnusmäßige Beitragserhöhungen für ein Programm, das zunehmend seichter wird.

Wer gerne mehr für nachlassende Qualität zahlt: Fein! Ist aber eigentlich nicht Sinn der Sache.
Das sind doch jetzt aber zwei völlig verschiedene Sachen. Ich denke mal, dass die wenigsten der Forderung widersprechen werden, den Rundfunkstaatsvertrag zu überarbeiten und an die stark veränderte aktuelle Situation anzupassen. Daraus kann sich dann auch eine Veränderung der Kostenstruktur ergeben. Aber die kann erst danach kommen, nicht davor.

Denjenigen, die sich jetzt gegen die Erhöhung stellen, geht es aber nicht darum. Das Argument ist bestenfalls vorgeschoben. Tatsächlich geht es aber vor allem darum, dass man insgesamt ein Problem mit kritischem und unabhängigen Journalismus hat und gern mehr Einfluss auf bzw. Kontrolle über die Inhalte hätte, weil es da vermeintlich nur linksgrünversifften Kampagnenjournalismus geben würde.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von OriginOfStorms »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Warum man 2021 noch 73 ÖR-Radiosender braucht, von denen 70 quasi das Angebot der Privaten 1:1 spiegeln (inklusive der Werbung) ...
Wann hast du das letzte mal Radio gehört? Ich wohne im WDR Bereich. Nehme ich noch die deutschlandweiten mit rein haben 1Live, WDR2 und 4 mehr (1 und 2) oder weniger (4) etwas mit privaten Sendern zu tun, WDR 3, Radio 5 und Cosmo gar nichts. DLF und DLF Kultur ebenfalls nicht. Da komme ich auf 5 von 8 die für mich nichts mit privatem Rundfunk zu tun haben. Es läuft auch nicht überall Werbung.
Das wird bei den anderen Runkfunkanstalten der ARD nicht völlig anders sein.
Was du oben sagst ist falsch und komplett an der Realität vorbei.
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borsti
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von borsti »

OriginOfStorms hat geschrieben: 05.08.2021 16:25
borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Warum man 2021 noch 73 ÖR-Radiosender braucht, von denen 70 quasi das Angebot der Privaten 1:1 spiegeln (inklusive der Werbung) ...
Wann hast du das letzte mal Radio gehört? Ich wohne im WDR Bereich. Nehme ich noch die deutschlandweiten mit rein haben 1Live, WDR2 und 4 mehr (1 und 2) oder weniger (4) etwas mit privaten Sendern zu tun, WDR 3, Radio 5 und Cosmo gar nichts. DLF und DLF Kultur ebenfalls nicht. Da komme ich auf 5 von 8 die für mich nichts mit privatem Rundfunk zu tun haben. Es läuft auch nicht überall Werbung.
Das wird bei den anderen Runkfunkanstalten der ARD nicht völlig anders sein.
Was du oben sagst ist falsch und komplett an der Realität vorbei.
Na gut, 70 sind übertrieben! Trotzdem: Betrachtet man nur die knappen UKW-Frequenzen, kann ich zumindest einem Teil des ÖR-Programms noch halbwegs Originalität bescheinigen, weil da Nischen abgedeckt werden. Blickt man aber darüber hinaus, gibt es in Deutschland hunderte private Radiosender, die diese ebenfalls abdecken. Im Infotainment-Sektor kommen seit einigen Jahren noch hunderte Podcasts hinzu. Nachrichten, ja! Deutschlandradio: Alles fein!

Speziell im Bereich Unterhaltung sehe ich aber kaum etwas, wofür man die unzähligen ARD-Sender noch bräuchte, was man nicht auch abseits davon bekommt. Die Charts-, Schlager- und Klassik-Programme jeder ARD-Anstalt, könnte man direkt streichen - oder jeweils auf ein bundesweites Programm zusammenstreichen. Da fiele schon mal ein Drittel der Radiosender weg, ohne das die Medienlandschaft irgendwie ärmer würde.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

Ich bin mir nicht sicher, ob das so stimmt. Ich kenne jetzt auch wirklich nur Teile des Angebots, aber beim Bayerischen Rundfunk trifft die Aussage „nichts anderes als die Privaten“ nur auf einen der fünf regulären Radiosender zu und auf keinen der zusätzlichen, die es nur online gibt. Die machen alle Spartenprogramm, dass es sonst kaum gibt und auch mit weit weniger bzw. komplett ohne Werbung.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 17:43
OriginOfStorms hat geschrieben: 05.08.2021 16:25
borsti hat geschrieben: 05.08.2021 12:51 Warum man 2021 noch 73 ÖR-Radiosender braucht, von denen 70 quasi das Angebot der Privaten 1:1 spiegeln (inklusive der Werbung) ...
Wann hast du das letzte mal Radio gehört? Ich wohne im WDR Bereich. Nehme ich noch die deutschlandweiten mit rein haben 1Live, WDR2 und 4 mehr (1 und 2) oder weniger (4) etwas mit privaten Sendern zu tun, WDR 3, Radio 5 und Cosmo gar nichts. DLF und DLF Kultur ebenfalls nicht. Da komme ich auf 5 von 8 die für mich nichts mit privatem Rundfunk zu tun haben. Es läuft auch nicht überall Werbung.
Das wird bei den anderen Runkfunkanstalten der ARD nicht völlig anders sein.
Was du oben sagst ist falsch und komplett an der Realität vorbei.
Na gut, 70 sind übertrieben! Trotzdem: Betrachtet man nur die knappen UKW-Frequenzen, kann ich zumindest einem Teil des ÖR-Programms noch halbwegs Originalität bescheinigen, weil da Nischen abgedeckt werden. Blickt man aber darüber hinaus, gibt es in Deutschland hunderte private Radiosender, die diese ebenfalls abdecken. Im Infotainment-Sektor kommen seit einigen Jahren noch hunderte Podcasts hinzu. Nachrichten, ja! Deutschlandradio: Alles fein!

Speziell im Bereich Unterhaltung sehe ich aber kaum etwas, wofür man die unzähligen ARD-Sender noch bräuchte, was man nicht auch abseits davon bekommt. Die Charts-, Schlager- und Klassik-Programme jeder ARD-Anstalt, könnte man direkt streichen - oder jeweils auf ein bundesweites Programm zusammenstreichen. Da fiele schon mal ein Drittel der Radiosender weg, ohne das die Medienlandschaft irgendwie ärmer würde.

However. 70 Sender sind viel zuviel. Die Expansion war völlig übertrieben. Dann muss man den Entertainment-Bereich schrumpfen und zwei Sender für Exbergleute in Bremen mit Interesse für Salsa und Billard einsparen.
Sollen die sich was einfallen lassen. Schon von der puren Menge her kann das nicht sein. Muss der Neffe eben im Autohaus arbeiten oder Lehrer werden.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von borsti »

NegatroN hat geschrieben: 05.08.2021 16:20 Das sind doch jetzt aber zwei völlig verschiedene Sachen. Ich denke mal, dass die wenigsten der Forderung widersprechen werden, den Rundfunkstaatsvertrag zu überarbeiten und an die stark veränderte aktuelle Situation anzupassen. Daraus kann sich dann auch eine Veränderung der Kostenstruktur ergeben. Aber die kann erst danach kommen, nicht davor.

Denjenigen, die sich jetzt gegen die Erhöhung stellen, geht es aber nicht darum. Das Argument ist bestenfalls vorgeschoben. Tatsächlich geht es aber vor allem darum, dass man insgesamt ein Problem mit kritischem und unabhängigen Journalismus hat und gern mehr Einfluss auf bzw. Kontrolle über die Inhalte hätte, weil es da vermeintlich nur linksgrünversifften Kampagnenjournalismus geben würde.
Es ist sogar durch Studien belegt, dass ARD und ZDF bei Zuschauern, die sich selbst politisch eher links verorten höher im Kurs stehen, weil diese ihre Meinung da eher vertreten sehen. Ob das stimmt oder nicht, darüber kann und will ich gar nicht urteilen - und selbst wenn es so sein sollte, muss da noch lange keine Agenda dahinterstecken. Was ich allerdings wichtig fände, und was mir bei ARD und ZDF ein bisschen fehlt, ist eine gewisse Demut im Umgang mit solch einer Wahrnehmung und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Die Frage, ob sie, vor allem bei der Behandlung gesellschaftlicher und politischer Themen, die pluralistische Gesellschaft tatsächlich widerspiegeln, ist schon eine elementare, weil sie daraus ihre Existenzberechtigung ziehen. Es müsste also schon im Eigeninteresse von ARD und ZDF liegen, sich diese immer wieder selbst zu stellen und selbst zu reflektieren.

Und das ist eigentlich noch stärker ausgeprägt, wenn es um die Frage geht, ob der Sendeauftrag nicht eigentlich unzeitgemäß ist und es eventuell an der Zeit wäre auch mal ein paar alte Zöpfe abzuschneiden. Denn gestellt wird diese Frage eigentlich von allen Medienkritikern - links wie rechts - die ein bisschen in der Materie drin sind und vor allem von denen, die Insights haben. Da bestreitet eigentlich keiner, dass auf vielerlei Ebene großer Reformbedarf da ist.

An den Intendanten und Entscheidern von ARD und ZDF prallt das aber alles ab. Dort spielt man sich teilweise auf, als sei das alles gottgegeben und jeder Vorschlag etwas zu ändern, ein riesiger Frevel. Dabei müsste es im eigenen Interesse sein, selbst für etwas Desruption zu sorgen, um in einer sich radikal verändernden Medienwelt relevant zu bleiben.

Und ich finde es ehrlich gesagt billig, Kritik immer sofort damit zu kontern, dass da Kräfte am Werk sind, die den ÖR abschaffen und in einen Staatsrundfunk umbauen wollen. Selbst wenn das so wäre, muss es im eigenen Interesse sein, sich zu bewegen, zu modernisieren. Und tatsächlich ist der ÖR in Deutschland ziemlich unabhängig und diese vielbeschworene Angst, da kämen jetzt dunkle Kräfte, die ARD und ZDF kaputt machen, ziemlicher Quatsch. Keine Partei hat in diesen Zeiten so viel Einfluss, dass sie das institutionell gegen den Willen der Anstalten selbst durchsetzen könnte. Noch hätten es ARD und ZDF weitgehend selbst in der Hand, die Stoßrichtung für eine echte Modernisierung vorzugeben.

Das wird aber möglicherweise nicht auf ewig so bleiben. Denn wenn die Relevanz mit wegsterbender und nachrückender Bevölkerung weiter so abnimmt, wie in den letzten 20 Jahren - wovon man in einer sich immer schneller ändernden Medienlandschaft einfach ausgehen muss - dann wird man die ÖR vielleicht irgendwann in der Politik nur noch als nervige Altlast ansehen, die eigentlich keinem mehr was bringt, nicht mal mehr für die Meinungsbildung im eigenen Interesse. Dann wären sie vielleicht tatsächlich sturmreif für die Abschaffung oder die Umwandlung in einen Staatsfunk.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

borsti hat geschrieben: 05.08.2021 19:45Und ich finde es ehrlich gesagt billig, Kritik immer sofort damit zu kontern, dass da Kräfte am Werk sind, die den ÖR abschaffen und in einen Staatsrundfunk umbauen wollen.
In dem konkreten Fall, um den es hier geht, ist aber eben genau das der Fall. Da geht es nicht um konkrete Verbesserungsvorschläge, sondern nur um Bashing des ÖR.

Was den Rest angeht, dazu kann ich wenig sagen. Ich hab schlicht keine Ahnung, wie die Sender intern mit Kritik umgehen und ob sie wirklich alles an sich abprallen lassen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Leviathane »

NegatroN hat geschrieben: 05.08.2021 17:59 Ich bin mir nicht sicher, ob das so stimmt. Ich kenne jetzt auch wirklich nur Teile des Angebots, aber beim Bayerischen Rundfunk trifft die Aussage „nichts anderes als die Privaten“ nur auf einen der fünf regulären Radiosender zu und auf keinen der zusätzlichen, die es nur online gibt. Die machen alle Spartenprogramm, dass es sonst kaum gibt und auch mit weit weniger bzw. komplett ohne Werbung.

Ist beim Westdeutschen Rundfunk auch der Fall. Die einzelnen Kanäle sprechen ein sehr unterschiedliches Publikum an und mal davon abgesehen, das mir da die Musik nicht zusagt, machen die gute Hörerbeiträge. Und man muss zB das MoMi-Blag nicht ertragen :D

Generell habe ich überhaupt kein Problem damit, den Rundfunkbeitrag zu zahlen und ich finde es super, das es so ein breitgefächertes Angebot gibt. Es sind ja nicht nur die Programme, sondern auch die Mediatheken bieten sehr viel an.
Da sollte eigentlich jeder fündig werden.
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