Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

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Timojugend
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Timojugend »

Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 09:31 Es geht ja schon damit los, dass eine Firma wie Westfleisch als systemrelevant eingestuft wird.
Wieso?
Ist es systemrelevant, dass im Aldi und Kaufpwark die Regale mit Antibiotikum-Hühnchen voll sind?

Ich wusste aber ehrlich gesagt auch nicht, dass da Billig-Arbeiter in irgendwelchen Baracken eingepfercht hausen müssen.
Dass man da nicht gut verdient und die Arbeitsbedingungen scheiße sind, kann man sich denken, das sagt einem allein die Logik. Aber dass das solche Zustände sind, wusste ich nicht.
Meistens sind das (genau wie Erntehelfer) Saisonarbeiter aus Osteuropa, die hier arbeiten und so billig wie möglich leben möchten, damit sie mit möglichst viel Geld nach Hause fahren können. Und das sind nunmal körperlich echt fähige Arbeitskräfte, die man hierzulande nicht bekommt.

Daher macht es in der Beziehung keinen Unterschied, ob man sich den Spargel schmecken lässt oder lieber ein Schnitzel in die Pfanne wirft.
Um einen Mann zu fangen, muss man wie ein Bier denken.
chaosbraut78
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von chaosbraut78 »

NegatroN hat geschrieben: 13.05.2020 10:32
Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 10:27Ich habe tatsächlich angenommen, dass es einen Unterschied macht, ob man sich z.b. seinen Ring Fleischwurst beim Metzger kauft oder von Hertha im Kühlregal. Kostet ja immerhin auch das dreifache.
Aber wissen tu ich es natürlich nicht, von daher Anschiss angenommen.
Das muss nicht so sein, aber ich würde Chaosbraut widersprechen, dass das nie der Fall ist. Hier schlachten z.B. noch mehrere Metzger selber und die beziehen dafür auch Tiere aus der Region. Das betrifft aber nicht das ganze Sortiment, sondern die kaufen natürlich auch zu. Trotzdem sagen sie dir aber auch Nachfrage schon, was sie da kaufen. Es ist ja da auch nicht so, dass sie keine Wahl hätten, welches Fleisch sie von wo beziehen.
Dass es da Ausnahmen gibt, und dass es wahrscheinlich vor allem in ländlichen Regionen zu einem etwas größeren Anteil noch eigene Schlachtung geben kann, schließe ich nicht gänzlich aus. Mit Sicherheit handelt es sich dabei aber um einen deutlich geringeren Anteil als der Kunde glaubt.
Dass ein Schweinebauer einzelne Tiere an einzelne Metzger verkauft, ist auch eher selten und wahrscheinlich nur dann leistbar, wenn man von der Schweineaufzucht nicht lebt und nur eine geringe Anzahl an Tieren hat. In der Regel sind die Bauern darauf angewiesen, dass alle schlachtfertigen Tiere auf einmal abgeholt werden. Da kommt kein kleiner Metzger mehr und sucht sich eins aus.

Der Metzger in Bochum-Linden, von dem Thunderforce schreibt, zieht die Rinderrasse, die er schlachtet, auch selber groß. Dabei ist er aber eine ziemliche Ausnahme und dürfte in Bochum auch der einzige sein, der das macht.

Aber wie dem auch sei - es ist halt nicht so, als wäre das Fleisch aus den großen Schlachthöfen nur für die Billigtheke beim Discounter, sondern ist durchaus auch das, was in der Fleischtheke liegt und im Grunde bei allen Fleischessern, die ich so kenne, auf dem Teller landet.
...Aber wisse, dass gerade jetzt und heutzutage diese Menschen mehr denn je davon überzeugt sind, vollkommen frei zu sein; und dabei haben sie selbst uns ihre Freiheit dargebracht und sie uns gehorsam zu Füßen gelegt. ...
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metalbart
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von metalbart »

Ich finde es aber schon nen großen Unterschied ob man jetzt die Discounter Kette oder den örtlichen Metzger/ das Restaurant unterstützt.
Zuhause esse ich maximal Landjäger/Wienerle auswärts hab ich da ein weniger ein schlechtes Gewissen. Ausnahme natürlich der Mc King Fast Food Dreck.

Finde aber schon, dass die Politik eingreifen könnte. Alleine schon die Umwelt und Transportkosten einzupreisen, wäre schon ein riesen Schritt. Dann wäre diese Rumfahrerei auch schon mal sinnlos. Unabhängig davon, dass der Tönnies den falschen Verein unterstützt *g*
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von M.o.D. »

Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 10:45
Ja, der Metzger bei uns in der Nähe schlachtet auch selber, soweit ich weiß aber nur Rinder, aber immerhin.
Da gehe ich allerdings so gut wie nie hin, weil es den Anwendungsfall einfach nicht gibt bzw. bisher nie gab.
Zu Hause essen wir kein Fleisch, da Nahemah ja Vegetarierin ist, und so gestört, für mich einzeln was anderes zu kochen, bin ich natürlich nicht. *lol*
Was ich manchmal kaufe, ist halt dann z.B. dann so ne halbe Fleischwurst (von der Theke im Supermarkt meist), mit der ich dann aber auch 2 Wochen hinkomme.
KRUSE schlachtet, wie Du schon schrobst, selber, Rinder aus eigener Zucht.
Und hat - relativ neu - Schweinefleisch vom Betrieb Ruhrtaler Freilandschwein.

Woher die Wurst kommt - k.A.

Aber: Kauf Dir lieber bei KRUSE 'ne Fleischwurst.
Eine ganze KRUSE-Wurst (ist etwa ein halber REWE-Ring) kostet ca. 6 EUR.
Neulich hatten wir einen ganzen Ring Fleischwurst bei REWE - kostete 12 EUR.
Dann lieber KRUSE.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von chaosbraut78 »

Tolpan hat geschrieben: 13.05.2020 10:54
chaosbraut78 hat geschrieben: 13.05.2020 10:13und es völlig wurscht, wo du dein Fleisch kaufst.
Zumindest das ist falsch.

Bei uns im Ortsteil (knapp 12.000 Einwohner) gibt es einen Bio-Metzger und seit einem halben Jahr auch einen "normalen" Metzger (nicht Bio, aber regional) mit Haltungs- und Schlachtungsnachweis.

Der Bio-Metzger hat 2 Filialen, der andere Metzger sogar 9. Alles allein in Essen.

http://www.bio-fleischerei-burchhardt.de/

https://www.fleischerei-schmidt.de/

Und wenn sowas in Essen möglich ist, sollte das überall funktionieren...*g*
Ja, sollte.
Und tuts halt nicht. :ka:
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Dimebag666 »

NegatroN hat geschrieben: 13.05.2020 10:14
Dimebag666 hat geschrieben: 13.05.2020 09:43
NegatroN hat geschrieben: 13.05.2020 08:36 Ich halte wenig von der Verantwortung der Verbraucher. Natürlich ist es persönlich richtig, sich richtig zu verhalten. Aber dass das etwas verändern würde, ist bestenfalls die Ausnahme, wenn es überhaupt passiert. Darauf zu setzen ist der grundfalsche Ansatz, vor allem wenn das als Alternative zu politischen Regelungen angeführt wird. Das ist dann normalerweise der Garant dafür, dass sich nichts ändern wird.
Meinst du damit, dass sich auch nichts ändern würde, wenn alle Verbraucher "sich richtig verhalten", oder dass es sowieso unwahrscheinlich ist, dass dies passiert?
Das hat mehrere Ebenen. Angefangen damit, dass es extrem schwierig ist, sich in einem komplexen System wirklich richtig zu verhalten. Es gibt Fälle, da ist das vergleichsweise klar. Es gibt aber auch genug Fälle, in denen die Antwort, was da wirklich richtig ist, gar nicht einfach zu beantworten ist. Kannst du wirklich absehen, welche Folgen es im Detail haben wird, wenn du Produkt X bei Anbieter Y kaufst?
Dann geht es damit weiter, dass die Konsequenzen in dem Fall immer indirekt sind. Du kannst durch Nachfrage Anreize für Unternehmen schaffen. Aber wie genau sie die bedienen und ob das wirklich besser ist als vorher, kannst du nicht bestimmen. Eine Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten kann auch einfach nur zu Greenwashing führen.

Was funktioniert, ist kleine Hersteller, zu denen man direkten Kontakt hat, zu unterstützen. Wenn ich hier beim meinem lokalen Bauern einkaufe, mit dem ich selber sprechen kann und bei dem ich ziemlich klar sehe, wie er arbeitet, dann hat das einen recht klaren Effekt. Wenn es genug Leute tun, dann ist damit seine Existenz gesichert und das funktioniert dann ohne gesetzliche Regelung. In diesem einen konkreten Fall. Aber wenn ihr hier im lokalen Supermarkt einkaufe, dann werden die Auswirkungen davon, was ich da in den Wagen lege, schon sehr diffus. Westfleisch allein durch Konsum dazu zu zwingen, unter für Mensch und Tier fairen und nachhaltigen Bedingungen zu produzieren, halte ich für annähernd unmöglich.

Das macht es nicht falsch, sich beim Konsum verantwortlich zu verhalten. Absolut nicht. Man sollte sich nur nicht der Illusion hingeben, dass das über das eigene Gewissen hinaus was bewirkt.
Ok, jetzt habe ich deinen Gedanken verstanden.

Was mir vor Kurzem erst richtig bewusst wurde, ich habe bis ich so 13 oder 14 war, nie Obst, Gemüse und Fleisch aus dem Supermarkt gegessen. Wir hatten einen riesigen Garten, wo alles herkam und das Fleisch wurde immer selber geschlachtet. Das war bei unseren Nachbarn auch genauso, in dem Wohngebiet sah es immer so aus: großes Haus mit Scheune, dahinter ein großer Garten, wo man alles pflanzte, was man brauchte. Heute liegen da überall die Flächen brach bzw. es sind große Rasenflächen, weil sich keiner mehr die Arbeit machen will. Um die Jahrtausendwende muss da ein Umdenken stattgefunden haben und geschlachtet haben wir zuletzt vor ca. 15 Jahren, weil mein Vater meinte, es würde sich finanziell nicht mehr lohnen.

Ansonsten habe ich es hier aber immer noch einfacher, an anständige Ware zu kommen, weil die Region landwirtschaftlich geprägt ist. Fleisch und Wurst kommt vom Nachbarhof, wo ich die Schweine jeden Tag sehe (also die Tiere *g*) und Gemüse von einem Hof einen Ort weiter.
Zuletzt geändert von Dimebag666 am 13.05.2020 11:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von infected »

Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 10:27
chaosbraut78 hat geschrieben: 13.05.2020 10:13
Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 09:31 Es geht ja schon damit los, dass eine Firma wie Westfleisch als systemrelevant eingestuft wird.
Wieso?
Ist es systemrelevant, dass im Aldi und Kaufpwark die Regale mit Antibiotikum-Hühnchen voll sind?

Ich wusste aber ehrlich gesagt auch nicht, dass da Billig-Arbeiter in irgendwelchen Baracken eingepfercht hausen müssen.
Dass man da nicht gut verdient und die Arbeitsbedingungen scheiße sind, kann man sich denken, das sagt einem allein die Logik. Aber dass das solche Zustände sind, wusste ich nicht.
Als der Mindestlohn eingeführt wurde, waren die Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen und die Lohndrückerei durch Werkverträge eine Zeit lang wieder in den Medien und sind wieder daraus verschwunden, weils wahrscheinlich keiner hören will.
Es geht nämlich nicht nur um Edeka oder Kaufpark, sondern um das Fleisch, das du an der Hochglanz-Fleischtheke bei Edeka kaufst. Oder beim Metzger deines Vertrauens. Der schlachtet nämlich in der Regel nicht lebende Tiere, die er selber großgestreichelt hat, sondern bekommt halt Schweinehälften angeliefert, die er weiterverarbeitet.

Halb Europa lässt in Deutschland schlachten, weils hier so schön billig ist. Lebendtransporte werden zwar kritisiert, weils halt Tierquälerei ist, aber wenns um die Bratwurst geht, drückt man ein Auge zu.
Allein in Rheda-Wiedenbrück schlachtet Tönnies irgendwas zwischen 26.000 und 30.000 Schweine am Tag. Am Tag. Die kommen jeden Tag irgendwoher und die gehen wieder irgendwohin - aber halt nicht nur zu Aldi. Solange man Fleisch ist, bleibt das systemrelevant (und sicherlich systemrelevanter als ein Spargelbauer) und es völlig wurscht, wo du dein Fleisch kaufst.
Ich habe tatsächlich angenommen, dass es einen Unterschied macht, ob man sich z.b. seinen Ring Fleischwurst beim Metzger kauft oder von Hertha im Kühlregal. Kostet ja immerhin auch das dreifache.
Aber wissen tu ich es natürlich nicht, von daher Anschiss angenommen.


In other news: Twitter erlaubt Home Office "für immer": https://www.tagesschau.de/wirtschaft/tw ... e-101.html
Coole Sache (womit ich nichts über Twitter als Arbeitgeber im allgemeinen sage, denn auch davon habe ich keine Ahnung)
Für die Metzger ist es extrem aufwendig noch selber schlachten zu dürfen, da dieser Konzentrationsprozess bei den Schlachthöfen durchaus auch politisch gewollt ist, sowohl auf deutscher als auch europäischer Ebene. Wir haben hier noch zwei Metzger, die selber schlachten dürfen und nur regional ihre Tiere kaufen. Das war ein enorm zeit- und kostenintensiver Prozess (auch vor Gerichten), der sich über mehrere Jahre hinzog und letzten Endes nur dadurch gestemmt werden konnte, dass mehrere weitere Metzger mit diesen dann wiederum kooperierten und diese unterstützten.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von chaosbraut78 »

Wie mans dreht und wendet: Die Arbeitsbedingungen in den Großschlachtereien sind verheerend, und die Schlachtzahlen imo auch.

Dass das Fleisch dann irgendwie doch keiner ißt, weil alle ausschließlich beim Biometzger kaufen, ist natürlich ein anderes Phänomen. :wink:
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Thunderforce »

Tolpan hat geschrieben: 13.05.2020 10:54
http://www.bio-fleischerei-burchhardt.de/
Die arbeiten auch mit "Flotte Karotte" ( :klatsch: ) zusammen, also diesem Bio-Lieferdienst, der auch Obst, Gemüse, Brot, Milchprodukte etc. verkauft und bei dem man sich das zeug halt liefern lassen kann, was wir auch relativ regelmäßig machen. Da habe ich auch schon Sachen von gekauft.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

chaosbraut78 hat geschrieben: 13.05.2020 10:57Dass es da Ausnahmen gibt, und dass es wahrscheinlich vor allem in ländlichen Regionen zu einem etwas größeren Anteil noch eigene Schlachtung geben kann, schließe ich nicht gänzlich aus. Mit Sicherheit handelt es sich dabei aber um einen deutlich geringeren Anteil als der Kunde glaubt.
Dass ein Schweinebauer einzelne Tiere an einzelne Metzger verkauft, ist auch eher selten und wahrscheinlich nur dann leistbar, wenn man von der Schweineaufzucht nicht lebt und nur eine geringe Anzahl an Tieren hat. In der Regel sind die Bauern darauf angewiesen, dass alle schlachtfertigen Tiere auf einmal abgeholt werden. Da kommt kein kleiner Metzger mehr und sucht sich eins aus.

Der Metzger in Bochum-Linden, von dem Thunderforce schreibt, zieht die Rinderrasse, die er schlachtet, auch selber groß. Dabei ist er aber eine ziemliche Ausnahme und dürfte in Bochum auch der einzige sein, der das macht.

Aber wie dem auch sei - es ist halt nicht so, als wäre das Fleisch aus den großen Schlachthöfen nur für die Billigtheke beim Discounter, sondern ist durchaus auch das, was in der Fleischtheke liegt und im Grunde bei allen Fleischessern, die ich so kenne, auf dem Teller landet.
Ja, was das Schlachten angeht, kommt die überwiegende Mehrheit aus denselben Betrieben. Das ist auf alle Fälle richtig, da hast du nur in Ausnahmen die Wahl.

Trotzdem haben Metzger, die ihr Fleisch beim Schlachthof kaufen, eine Wahl darüber, woher die Tiere stammen. Da ist es dann nicht mehr immer dasselbe, weder was die Qualität noch was die Haltungsbedingungen angeht (was ja auch direkt zusammenhängt). Auch wenn die Tiere dann im gleichen Schlachthof geschlachet wurden.

Aber schon bei diesem vergleichweise engen Thema sieht man ja schon, wie komplex das dahinter alles dahinter ist. Für die industrielle Produktion von Gemüse und Getreide werden auch Millionen Tiere wie Maulwürfe, Wühlmäuse, usw. vergiftet und untergeflügt. Es wird Lebensraum von zig Arten zerstört, fruchtbarer Boden geht verloren, Wasser und Umwelt werden geschädigt usw. und so fort. Nur weil das keine Schweine und Rinder sind, steht da nicht weniger Leid von Lebewesen dahinter. Ein vegetarisches Fertiggericht oder Gemüse aus Almeria kann sowohl moralisch wie auch ökologisch kein Stück besser sein als das Schnitzel vom Metzger. Dass die Arbeitsbedinungen für die Saisaonarbeiter da genau so ekelhaft sind wie in den Schlachthöfen, kommt noch oben drauf. Genau da versagt aber der "mündige Verbraucher", weil dahinter ein komplexes System steht, das über Subventionen, In- und Exporte und zig anderen Faktoren auch völlig von der einzelnen Kaufentscheidung entkoppelt ist. Das löst du nicht über deinen Einkaufskorb. Das löst nur die Agrarpolitik.
Zuletzt geändert von NegatroN am 13.05.2020 11:19, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Thunderforce »

chaosbraut78 hat geschrieben: 13.05.2020 11:11

Dass das Fleisch dann irgendwie doch keiner ißt, weil alle ausschließlich beim Biometzger kaufen, ist natürlich ein anderes Phänomen. :wink:
Das ist ja überall so.
Es geht ja auch keiner zu McDonalads, liest die Bildzeitung, fliegt RyanAir oder kauft Platten von Dieter Bohlen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Tolpan »

Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 11:11 Die arbeiten auch mit "Flotte Karotte" ( :klatsch: ) zusammen
Da regt mich neben dem Namen bereits die Autoflotte auf. Also optisch:

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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Timojugend »

Tolpan hat geschrieben: 13.05.2020 11:17
Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 11:11 Die arbeiten auch mit "Flotte Karotte" ( :klatsch: ) zusammen
Da regt mich neben dem Namen bereits die Autoflotte auf. Also optisch:

https://img.waz.de/img/archiv-daten/cro ... 84-260.jpg

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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Thunderforce »

Tolpan hat geschrieben: 13.05.2020 11:17
Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 11:11 Die arbeiten auch mit "Flotte Karotte" ( :klatsch: ) zusammen
Da regt mich neben dem Namen bereits die Autoflotte auf. Also optisch:

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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

Tolpan hat geschrieben: 13.05.2020 11:17
Thunderforce hat geschrieben: 13.05.2020 11:11 Die arbeiten auch mit "Flotte Karotte" ( :klatsch: ) zusammen
Da regt mich neben dem Namen bereits die Autoflotte auf. Also optisch:

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