tafkasc hat geschrieben:NegatroN hat geschrieben:
Insofern ist es sicher richtig, dass die Oppositionsparteien bei dieser Art von Auswertung einen Vorteil haben. Aber "hochgradig manipulativ" finde ich deutlich zu drastisch.
Naja, vlt hab ich mich bei der Wortwahl etwas von den aktuellen Trends beeinflussen lassen oder mir wurde es schlichtweg zu langweilig. Aber im Ernst ... die Entscheidungsfelder von Regierungs- und Oppositionsparteien sind komplette Paralleluniversen. Regierungen sind nicht nur an Koalitionsvereinbarungen gebunden, sondern auch viel stärker an innere und äußere Abhängigkeiten (Interessenverbände, Rechtsprechung, Außenpolitik, ökonomische Entwicklung und Zshänge, Machtpolitische Erwartungen, etc. pp). Für (angehende) Regierungen ist eine Neuwahl immer ein Risiko, für die Opposition oft eine Chance. Da überlegt man es sich 2x, ob man eine Koalition platzen lässt oder gar nicht antritt. Es wird aber nicht nur die Trennschärfe hinsichtlich der Regierung abgeschwächt, es wird auch einfacher für die Opposition sich zu profilieren. Gerade die Disziplin der Regierungsmehrheit macht es ihr leicht, ihre Linie zu verfolgen. Es ist ja letztendlich egal wie man abstimmt, auch wenn man das Thema intern schon längst auf die Streichliste gesetzt hat oder sich gar nicht so intensiv damit beschäftigt hat. Infos über das “Wie weit sind sie bereit zu gehen” enthält so eine Statistik hinsichtlich der Koalitionspartner ziemlich viele, hinsichtlich der Opposition aber überhaupt gar keine. Letztendlich wird hier eine ex-ante-Sicht (“Was wäre, wenn ich am Drücker wäre”) mit einer ex-post-Sicht (“Was ist, wenn ich am Drücker bin”) verglichen. Das ist sehr problematisch. Da werden hochgradig unterschiedliche und teilweise voneinander abhängige Größen dargestellt, als wären sie vergleichbar und unabhängig.
Ich denke trotzdem nicht, dass das so große Relevanz hat. Die Wähler "in der Mitte" interessieren sich überwiegend nicht für Extrempositionen und werden deswegen im Schnitt auch mit den gemäßigten Beschlüssen, die durch den Koalitionsfrieden zustande kommen, durchaus leben können. Während die Anhänger von extremeren Positionen sich eher im Abstimmungsverhalten der Opposition wiederfinden werden.
Bei den meisten Entscheidungen, um die es in der aktuellen Auswahl bei dem Test geht, sehe ich obendrein kein großes Potential für extreme Abweichungen durch einen erzwungenen Koalitionsfrieden. Die meisten Themen lagen bei beiden Regierungsparteien durchaus auf Linie. Es gibt da schon ein paar echte "Kompromissthemen" wie den Mindestlohn. Aber das sind eher die Ausnahmen als die Regel.
So ganz kann ich deswegen nicht nachvollziehen, wo die dramatische Verzerrung herkommen könnte. Wer sich bei der SPD wirklich zu Hause fühlt, der wird beim Wal vermutlich eher selten bei der Linken rauskommen. Und wenn doch, dann wäre es vielleicht auch tatsächlich eine sinnvolle Überlegung, denen die Stimme zu geben.
Ganz davon abgesehen - solche Seiten sind immer Verkürzungen, die deine wirkliche Präferenz für eine Partei nur annähernd abbilden können, aber nie exakt. Den Anspruch haben sie aber auch nicht. Das soll bestenfalls eine kleine Hilfe und ein Einstieg sein, aber dir nicht eine Wahlentscheidung abnehmen. Das geht ja auch gar nicht.