Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

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PetePetePete
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von PetePetePete »

Dimebag666 hat geschrieben:Den Absatz hätte ich aber gerne mal gelesen. Mir ist hier eh grundsätzlich zuwenig Diskussion über Musik.

Das Namedropping ist natürlich grober Unfug, da wenn überhaupt nur einzelne Versatzstücke der Bands auftauchen. Aber Promo halt.
Wie gesagt, das Namedropping wäre mir letztlich auch noch egal und vielleicht bestätigt sich die eine oder andere stilistische Ähnlichkeit ja sogar abseits der beiden Vorabsongs (was ich aber bezweifle), aber die Musik... nee. Bzw das Songwriting. Dargeboten wird das an sich gar nciht mal so schlecht.

Nachher schreib ich das nochmal, aber erst muss ich die neue Cohen zuende hören.
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PetePetePete
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von PetePetePete »

Okay. Dreamarcher. Let's do this.

Ich fang mal mit der ersten Single an. Burning the Remains, dessen Musikvideo du ja auf der vorherigen Seite verlinkt hast. Das Video ist so schlecht nicht, aber darum gehts ja nicht. Die Idee, das Konzept des Performancevideos etwas aufzubrechen, in dem die Band im Kreis steht und sich selbst anschaut ist zwar nicht neu, aber ne coole Sache wie ich finde.
Progressiver Beginn, das Drumming in der Strophe ist sogar recht cool, aber was bitte soll das Gitarrengeklimper-Breakdown an der Stelle, wo man eigentlich ne Bridge oder nen simplen Übergang in den Chorus hin-arrangiert? Soll'n das? Der Chorus ist ein bisschen hektisch, aber mei. Kann man machen. Aber warum geht man dann nicht wieder zu dem proggigen Geriffe vom Anfang zurück? Nein. Erst Strophe, dann Proggitarren, die Klimper-Bridge fällt ganz weg, dafür gibts nen komplett neuen Part und dann halt den Chorus. Warum bringt man hier so viel Hektik ins Songwriting. Das wirkt nicht revolutionär oder progressiv, sondern einfach nur schwach. Als ob die acht Ideen haben, die man unbedingt in einen viereinhalbminütigen Song kotzen muss, egal obs zusammenpasst oder nicht. Und dann is einfach Ende nachm zweiten Chorus. Einfach so. Kein back-to-back Chorus am Schluss, der zweite als Finale noch ein bisschen wüster und lauter als der erste, nö. Nix. Einfach zuende. Kreuz und quer gestricktes Songwriting ohne roten Faden und das auch noch mit ner heißen Nadel. Die Ideen an sich so schlecht nicht, aber passen halt eher so semi zusammen und schon gar nicht, wenn man es so schwach arrangiert.

Zweite Single. Impending Doom. Der Anfang könnte eigentlich auch von den Strokes sein. WTF, warum? Das ist nicht progressiv oder Metal oder dieser Chaos Screamo vom Chorus des ersten. Das sind The Hives mit schlechterem Drummer. Dann kommt aber irgendwann das Break und ein monotoner Möchtegern-Mathcore-Part für fünfzehn Sekunden ist offenbar der Übergang zum offenbarem "eigentlichen Song". Wir sind aber schon zwei Minuten von fünfen drin. Jetzt wirds irgendwie Postrock-ish und man versucht sich zu nem Crescendo zu steigern. Dachte ich zumindest, aber hier baut man gar nichts auf. Ist offenbar nur dazu da, damit der Drummer kurz sein Bier exen kann, dieser Songteil. Nun spielt man den Part nach ner Minute einfach mit härteren Gitarren weiter. Vorher hat man aber für eineinhalb Minuten nichts gemacht. NICHTS. Und während dieses Postmetal-Parts schiebt man ab und zu mal kleine Schrammelparts ein, die fast ein bisschen Shoegaze-Blackmetal-Vibe haben. Ein bisschen wie der Mathcore-Part nur ohne Vocals und mit kälterem Riffing. Und letztlich hörts dann so auf. Einfach so schon wieder. Zugegeben, ich weiß nicht, wie die Übergänge von Song zu Song aufm Album sind, vielleicht geht das da von einem in den anderen Track ganz gut über. Aber das hier sollen doch "Singles" sein, ne? Also müssen die doch auch als stand-alone-Songs hinhauen, oder nicht? Tuts aber nicht.
Hier beim zweiten Song ist die Diskrepanz zwischen der ersten und zweiten Songhälfte aber derart groß... wenn das jemand bspw in ner Empfehlungsplaylist auf Spotify hört, der glaubt, das sind zwei unterschiedliche Bands. Ohne Witz. Erst der Früh-2000er Indie für zwei Minuten, der durchaus nicht schlecht war und dann dieser elendlange (auf die Gesamtspielzeit bezogen) Postrock Part, in dem btw im Hintergrund ein permanentes Huuuuuuu-Huuuuu (remind you of anyone? *lol* https://www.youtube.com/watch?v=_yH5iyn81Ks ) offenbar für Atmosphäre sorgen soll, der aber NIRGENDWO hinführt. Nix. Dann ein bisschen Postmetal für eineinhalb Minuten mit zehnsekündigen Ausbrüchen drin. Fett. Ich hatte als Kind mal ein Goofy- und ein Dschungelbuch-Puzzle und die waren immer im selben Karton, weil der von dem einen kaputt war. Und wenn ich schlechte Laune hatte, habe ich manchmal Teile von beiden Puzzles mit Gewalt miteinander verbunden. So ist deren Songwritingphilosophie.

Ah, es gibt noch ne dritte Single. Na dann. Let's fucking go. "Close your Eyes", Sechseinhalb Minuten. Der Anfang hat Potenzial. Kann ich gar nich so recht beschreiben, scheint mir aber ziemlich rockig vom Gitarrensound her. Also wieder komplett konträr zu den ersten beiden Songs. Jau, das ist ne Mischung aus Meshuggah-esquem Riffing wegen der leichten Abgehacktheit, aber irgendwie trotzdem auf Hardrock. Also so neuerer Hardrock wie Alter Bridge oder diese anderen. Audrey Horne. Jau. Audrey Horne auf dem dritten oder vierten Album. Naja, nach eineinhalb Minuten dann die Strophe mit viel Drumming. Vocals etwas im Hintergrund... naja, kann man machen. Dann offenbar Chorus? Oder Bridge? Auf jeden Fall mit Shouts und härterer Gitarre. War wohl der Chorus, denn jetzt kommt wieder Strophe. Die Vocals im Chorus sind tatsächlich ganz cool. Erinnern fast an die weniger tiefen Growls von Skinless.
Jetz aber sphärischer Part. Ziemlich langer, sphärischer Part. Die Drums kommen ausm Hintergrund immer weiter vor. Oder? Klang zumindest eben noch so. Ja doch, da sindse. Jetzt Kann ich auch fast verstehen, warum in dem Text Deafheaven stand. Das ist schon teilweise da geklaut. Doch, das ist sogar cool und passt auch halbwegs in das, was hier seit der ersten Strophe geboten wurde.
Und jetzt machen sie in der letzten Minute wieder alles kaputt, weil das dicke-Hose Riffing vom Anfang nochmal reprised wird. Aber von der ersten Strophe bis zur sechs Minuten Marke war das gut. Viereinhalb gute Minuten, die mich kaum sauer machen. Hätte ich so nicht erwartet.
Gäbe es davon mehr, könnte das durchaus ein egales Album sein. Aber letztlich ist das hier alles viel zu random. Wenn ich pro Song vier Songideen verbrate, finde ich auch irgendwann mal zweinhalb Sachen die zusammenpassen. *g*

So. Ernsthaft, trotz des nicht-furchtbaren dritten Songs, kann ich anhand dieser drei Songs null nachvollziehen, wie einem das nach mehrfachem Hören noch gefallen kann. Ein, zwei Durchläufe, weil man interessante Parts zu hören meint und sich denkt, das findet sich schon zusammen, meinetwegen, aber irgendwann merkt man, dass das alles entweder dilletantisch geschrieben oder auf möchtegern progressiv und vielseitig getrimmt ist. Als wenn der Pressetext schon vor dem Album feststand und die Band darum ihre Songs herum schreibt. Das ist zwar echt nicht schlecht dargeboten, aber letztlich halt ein Flickenteppich aus Songteilen.
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Dimebag666
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Erstmal danke für den langen Text, jetzt verstehe ich dein Problem. *g*

Dreamarcher mischen Indie Rock, Sludge, Drone, Doom und Black Metal, was sich erstmal total Banane anhört. Für dich ist es das ja scheinbar. Vor allem die Indie Rock-Parts können in Verbindung mit den Metal-Anteilen schon komplett unpassend wirken, vor allem aber auch, weil man das so noch nicht gehört hat. Genau da sehe ich aber auch den Casus knacksus. Das Songkonzept ist anders, die Verbindung der verwendeten Songbestandteile ist anders, der Songaufbau ist völlig anders. Gerade bei deiner Darlegung fällt auf, dass du regelmäßig etwas in dem Song erwartest, was als nächstes kommen soll. Das tut es aber nie, was ich als Konzept von Dreamarcher sehe und mag. Dazu magst du die einzelnen Songbestandteile ja teilweise, weil da auch wirklich Qualität drinsteckt. Natürlich könnte man auf dem nächsten Album songdienlicher agieren, zugänglichere Strukturen aufbauen oder die Ideen linearer anordnen, aber ob ich das mehr mögen würde, als die Songs des Debüts, das weiß ich nicht. Da die Reaktion von vielen aber sicher ähnlich ausfallen wird wie deine, könnte sich die Band ändern bzw. weiterentwickeln.
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Dimebag666
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Was heute eintraf und jetzt ansteht:

TWISTED SISTER - It´s only Rock´n´Roll (But we like it) Live Radio Broadcast 1984 and 1983

Besser als Live at Hammersmith? Ich bin gespannt.

SPIRITUS MORTIS - The Year is one

Albert Witchfinders Band nach Reverend Bizarre und zweites Album nach 7 Jahren. Ansonsten sind die Jungs schon lange im Geschäft. Könnte das starke Doom-Jahr noch krönen.

SLAVES - Take Control

Der Promowaschzettel überschlägt sich mit Aufzählung von abgesahnten Preisen und Ehrungen des ersten Albums. Produziert von Beasty Boys Mike D, soll das Album der 2 Mann-Band ein feines Rock/Punk-Album sein. Ich lasse mich überraschen.
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Furor
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Furor »

Also ich finde den Song aus dem Dreamarcher-Video eigentlich ganz cool *g* Da werde ich wohl mal ins Album reinhören.

Und danke noch für den Tipp mit These Hands Conspire. Das Album ist super.
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Dimebag666
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Furor hat geschrieben:Also ich finde den Song aus dem Dreamarcher-Video eigentlich ganz cool *g* Da werde ich wohl mal ins Album reinhören.

Und danke noch für den Tipp mit These Hands Conspire. Das Album ist super.
Sehr gerne, THC haben mehr Aufmerksamkeit verdient.
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Projecto
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Projecto »

THC ist einfach nicht mein Ding. ich penn da immer ein. Benebelt euch ruhig weiter!
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Projecto hat geschrieben:THC ist einfach nicht mein Ding. ich penn da immer ein. Benebelt euch ruhig weiter!
Dann hör mal THC mit THC, dann schläfst du nicht ein.
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Spiritus Mortis sind das Sahnehäubchen für das durchaus gute Doom-Jahr 2016. Albert Witchfinder singt wieder beschwörend und teilweise völlig jenseitig, es gibt Anleihen zu Reverend Bizarre und Black Sabbath zu Dio-Zeiten, grundsätzlich bewegt man sich im traditionellen Doom-Metal mit morbiden Texten deluxe.
In den nächsten Tagen werde ich auch ein Interview mit den Finnen machen. Freut euch. :D
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Kaleun Thomsen »

Dimebag666 hat geschrieben:Spiritus Mortis sind das Sahnehäubchen für das durchaus gute Doom-Jahr 2016. Albert Witchfinder singt wieder beschwörend und teilweise völlig jenseitig, es gibt Anleihen zu Reverend Bizarre und Black Sabbath zu Dio-Zeiten, grundsätzlich bewegt man sich im traditionellen Doom-Metal mit morbiden Texten deluxe.
In den nächsten Tagen werde ich auch ein Interview mit den Finnen machen. Freut euch. :D

Endlich mal geil. Albert Witchfinder, das dumme Schwein, hat auf der Reverend Bizarre-Abschiedstour in Halle/Saale meine damalige Freundin angegraben. Ist trotzdem allein nach Haus gegangen. *g*
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Projecto »

Kaleun Thomsen hat geschrieben:
Dimebag666 hat geschrieben:Spiritus Mortis sind das Sahnehäubchen für das durchaus gute Doom-Jahr 2016. Albert Witchfinder singt wieder beschwörend und teilweise völlig jenseitig, es gibt Anleihen zu Reverend Bizarre und Black Sabbath zu Dio-Zeiten, grundsätzlich bewegt man sich im traditionellen Doom-Metal mit morbiden Texten deluxe.
In den nächsten Tagen werde ich auch ein Interview mit den Finnen machen. Freut euch. :D

Endlich mal geil. Albert Witchfinder, das dumme Schwein, hat auf der Reverend Bizarre-Abschiedstour in Halle/Saale meine damalige Freundin angegraben. Ist trotzdem allein nach Haus gegangen. *g*
Wer? Du? *g*
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Kaleun Thomsen hat geschrieben:
Endlich mal geil. Albert Witchfinder, das dumme Schwein, hat auf der Reverend Bizarre-Abschiedstour in Halle/Saale meine damalige Freundin angegraben. Ist trotzdem allein nach Haus gegangen. *g*
Weil sie es schon auf der Toilette getrieben haben? *g*
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Hier mal verdienten Support für eine Band aus der Verwandschaft meiner Dame:
Echoes & Dust Bunnies haben bisher ein Album ("Darkroom") draußen und sind regelmäßig auf Tour in kleinen Läden. Kommen aus Leipzig, also müsste der Kaleun sie ja kennen. *g* Man ist irgendwie im Blues-Rock zu Hause, findet aber ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Auf dem Album erinnert man manchmal an eine Blues-Version von A Forest Of Stars. Das Textkonzept des Albums beruht auf den Werken von Allen Ginsberg.
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Sagt bloß, Echoes & Dust Bunnies gefällt euch nicht?
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Re: Dimebag greift in seinen Plattenschrank, mit Liebe

Beitrag von Dimebag666 »

Kaleun Thomsen hat geschrieben: Endlich mal geil. Albert Witchfinder, das dumme Schwein, hat auf der Reverend Bizarre-Abschiedstour in Halle/Saale meine damalige Freundin angegraben. Ist trotzdem allein nach Haus gegangen. *g*
Witchfinder sagt im Interview, dass er lieber zu Hause bleibt, als auf Tour zu gehen. Scheinst ihm da ganz schön zugesetzt zu haben. *g*
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