Okay. Dreamarcher. Let's do this.
Ich fang mal mit der ersten Single an. Burning the Remains, dessen Musikvideo du ja auf der vorherigen Seite verlinkt hast. Das Video ist so schlecht nicht, aber darum gehts ja nicht. Die Idee, das Konzept des Performancevideos etwas aufzubrechen, in dem die Band im Kreis steht und sich selbst anschaut ist zwar nicht neu, aber ne coole Sache wie ich finde.
Progressiver Beginn, das Drumming in der Strophe ist sogar recht cool, aber was bitte soll das Gitarrengeklimper-Breakdown an der Stelle, wo man eigentlich ne Bridge oder nen simplen Übergang in den Chorus hin-arrangiert? Soll'n das? Der Chorus ist ein bisschen hektisch, aber mei. Kann man machen. Aber warum geht man dann nicht wieder zu dem proggigen Geriffe vom Anfang zurück? Nein. Erst Strophe, dann Proggitarren, die Klimper-Bridge fällt ganz weg, dafür gibts nen komplett neuen Part und dann halt den Chorus. Warum bringt man hier so viel Hektik ins Songwriting. Das wirkt nicht revolutionär oder progressiv, sondern einfach nur schwach. Als ob die acht Ideen haben, die man unbedingt in einen viereinhalbminütigen Song kotzen muss, egal obs zusammenpasst oder nicht. Und dann is einfach Ende nachm zweiten Chorus. Einfach so. Kein back-to-back Chorus am Schluss, der zweite als Finale noch ein bisschen wüster und lauter als der erste, nö. Nix. Einfach zuende. Kreuz und quer gestricktes Songwriting ohne roten Faden und das auch noch mit ner heißen Nadel. Die Ideen an sich so schlecht nicht, aber passen halt eher so semi zusammen und schon gar nicht, wenn man es so schwach arrangiert.
Zweite Single. Impending Doom. Der Anfang könnte eigentlich auch von den Strokes sein. WTF, warum? Das ist nicht progressiv oder Metal oder dieser Chaos Screamo vom Chorus des ersten. Das sind The Hives mit schlechterem Drummer. Dann kommt aber irgendwann das Break und ein monotoner Möchtegern-Mathcore-Part für fünfzehn Sekunden ist offenbar der Übergang zum offenbarem "eigentlichen Song". Wir sind aber schon zwei Minuten von fünfen drin. Jetzt wirds irgendwie Postrock-ish und man versucht sich zu nem Crescendo zu steigern. Dachte ich zumindest, aber hier baut man gar nichts auf. Ist offenbar nur dazu da, damit der Drummer kurz sein Bier exen kann, dieser Songteil. Nun spielt man den Part nach ner Minute einfach mit härteren Gitarren weiter. Vorher hat man aber für eineinhalb Minuten nichts gemacht. NICHTS. Und während dieses Postmetal-Parts schiebt man ab und zu mal kleine Schrammelparts ein, die fast ein bisschen Shoegaze-Blackmetal-Vibe haben. Ein bisschen wie der Mathcore-Part nur ohne Vocals und mit kälterem Riffing. Und letztlich hörts dann so auf. Einfach so schon wieder. Zugegeben, ich weiß nicht, wie die Übergänge von Song zu Song aufm Album sind, vielleicht geht das da von einem in den anderen Track ganz gut über. Aber das hier sollen doch "Singles" sein, ne? Also müssen die doch auch als stand-alone-Songs hinhauen, oder nicht? Tuts aber nicht.
Hier beim zweiten Song ist die Diskrepanz zwischen der ersten und zweiten Songhälfte aber derart groß... wenn das jemand bspw in ner Empfehlungsplaylist auf Spotify hört, der glaubt, das sind zwei unterschiedliche Bands. Ohne Witz. Erst der Früh-2000er Indie für zwei Minuten, der durchaus nicht schlecht war und dann dieser elendlange (auf die Gesamtspielzeit bezogen) Postrock Part, in dem btw im Hintergrund ein permanentes Huuuuuuu-Huuuuu (remind you of anyone? *lol*
https://www.youtube.com/watch?v=_yH5iyn81Ks ) offenbar für Atmosphäre sorgen soll, der aber NIRGENDWO hinführt. Nix. Dann ein bisschen Postmetal für eineinhalb Minuten mit zehnsekündigen Ausbrüchen drin. Fett. Ich hatte als Kind mal ein Goofy- und ein Dschungelbuch-Puzzle und die waren immer im selben Karton, weil der von dem einen kaputt war. Und wenn ich schlechte Laune hatte, habe ich manchmal Teile von beiden Puzzles mit Gewalt miteinander verbunden. So ist deren Songwritingphilosophie.
Ah, es gibt noch ne dritte Single. Na dann. Let's fucking go. "Close your Eyes", Sechseinhalb Minuten. Der Anfang hat Potenzial. Kann ich gar nich so recht beschreiben, scheint mir aber ziemlich rockig vom Gitarrensound her. Also wieder komplett konträr zu den ersten beiden Songs. Jau, das ist ne Mischung aus Meshuggah-esquem Riffing wegen der leichten Abgehacktheit, aber irgendwie trotzdem auf Hardrock. Also so neuerer Hardrock wie Alter Bridge oder diese anderen. Audrey Horne. Jau. Audrey Horne auf dem dritten oder vierten Album. Naja, nach eineinhalb Minuten dann die Strophe mit viel Drumming. Vocals etwas im Hintergrund... naja, kann man machen. Dann offenbar Chorus? Oder Bridge? Auf jeden Fall mit Shouts und härterer Gitarre. War wohl der Chorus, denn jetzt kommt wieder Strophe. Die Vocals im Chorus sind tatsächlich ganz cool. Erinnern fast an die weniger tiefen Growls von Skinless.
Jetz aber sphärischer Part. Ziemlich langer, sphärischer Part. Die Drums kommen ausm Hintergrund immer weiter vor. Oder? Klang zumindest eben noch so. Ja doch, da sindse. Jetzt Kann ich auch fast verstehen, warum in dem Text Deafheaven stand. Das ist schon teilweise da geklaut. Doch, das ist sogar cool und passt auch halbwegs in das, was hier seit der ersten Strophe geboten wurde.
Und jetzt machen sie in der letzten Minute wieder alles kaputt, weil das dicke-Hose Riffing vom Anfang nochmal reprised wird. Aber von der ersten Strophe bis zur sechs Minuten Marke war das gut. Viereinhalb gute Minuten, die mich kaum sauer machen. Hätte ich so nicht erwartet.
Gäbe es davon mehr, könnte das durchaus ein egales Album sein. Aber letztlich ist das hier alles viel zu random. Wenn ich pro Song vier Songideen verbrate, finde ich auch irgendwann mal zweinhalb Sachen die zusammenpassen. *g*
So. Ernsthaft, trotz des nicht-furchtbaren dritten Songs, kann ich anhand dieser drei Songs null nachvollziehen, wie einem das nach mehrfachem Hören noch gefallen kann. Ein, zwei Durchläufe, weil man interessante Parts zu hören meint und sich denkt, das findet sich schon zusammen, meinetwegen, aber irgendwann merkt man, dass das alles entweder dilletantisch geschrieben oder auf möchtegern progressiv und vielseitig getrimmt ist. Als wenn der Pressetext schon vor dem Album feststand und die Band darum ihre Songs herum schreibt. Das ist zwar echt nicht schlecht dargeboten, aber letztlich halt ein Flickenteppich aus Songteilen.