Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

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Maedhros
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von Maedhros »

blade_runner hat geschrieben:
Apparition hat geschrieben:
DerMitDemHut hat geschrieben:9. To Tame A Land...
...vielleicht der beste Song von Maiden überhaupt.
"To Tame A Land"/"Dune" ist fantastisch, das steht außer Frage. Ganz klar eines der großen Maiden Epen. Mir gefällt aber "Hallowed Be Thy Name" noch etwas besser. Und auch "Rime Of The Ancient Mariner". Das schmälert aber keinesfalls die Klasse dieses Songs.
Bei den Longtracks von Maiden ist es sowieso unglaublich schwer, einen besten zu benennen. Da ist einer besser als der andere.
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MetalManni
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von MetalManni »

Was Dickinsons Performance angeht, ist The Talisman am besten, falls man das Lied schon als Longtrack durchgehen lassen möchte.
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Maedhros
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von Maedhros »

MetalManni hat geschrieben:Was Dickinsons Performance angeht, ist The Talisman am besten, falls man das Lied schon als Longtrack durchgehen lassen möchte.
Ist immerhin fast zwei Minuten länger als To Tame a Land. Also ja.
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DerMitDemHut
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von DerMitDemHut »

Seventh Son Of A Seventh Son

Erschienen am 11.04. 1988
Produzent: Martin "Dissappearing Armchair" Birch
Aufgenommen in: Musicland Studios München
Verantwortlicher Toningenieur: Stefan Wissner
Artwork: Derek Riggs - click in voller Pracht

In grauer Schrift hinterlegt sind die Links zu einigen instrumentalen Hörbeispielen, die ich jedem nur ans Herz legen kann, da man dort die Instrumentalspuren einzelner Songs isoliert aufgeführt sind.

Mein erster Kontakt zu diesem Album war ein Mixtape meines Bruders, das er anno 1989 von diversen Schallplatten überspielt hat, die er sich von Schulfreunden (bei denen ich übrigens den aktuellen Jahreswechsel gefeiert habe - sie hören noch Metal, mein Bruder nicht mehr und Kontakt hat er auch eingestellt, der Spiesser) ausgeliehen hat. Zwischen Poison von Alice Cooper, Paradise City von Guns N Roses, Monster Man von Accept, I Want Out von Helloween und Last In Line von Dio tummelte sich der ominöse Song "Seventh Son Of A Seventh Son", verschleiert von Rauschen und Knistern einer Musikcasette, die eindeutig zu oft überspielt wurde.


Ich erinnere mich nur vage an den Refrain und die Chor-Artigen Keyboards beim Anfang des Songs und in der Mitte. Leider klingt der Song auf dem Tape genau dort aus, wo es spannend wird, nachdem Bruce mit nasaler Stimme seine Spoken Words dargebracht hat, abrupt unterbrochen von "Karamba Karacho ein Whisky" von Heino. Dummerweise hat mein Bruder eine Kassette meiner Eltern überspielt, aber offenbar nicht zu Ende. Dass noch vier weitere Minuten absoluter musikalischer Überraschungen folgen würden, war mir damals als sechsjähriger Pimmel nicht klar. Mein Bruder hatte damals sogar ein Poster mit genau dem Plattencover von "7th Son" in seinem Zimmer neben dem "Atlas von Mittelerde" hängen. Ich fand es ziemlich faszinierend und inspirierend.

Jahre später, kurz nachdem ich Piece Of Mind auf Schallplatte von meinem Schulfreund Sebastian bekommen habe, wünschte ich mir zu Weihnachten "Seventh Son" auf CD. Ich meine, dass es so 1995 gewesen sein muss. Einen eigenen CD Player hatte ich zum Geburtstag bekommen und nun fehlten nur noch eigene CDs.

Unterm Tannenbaum hat mir das liebe Christkind dann zwei wunderbare Tonträger hinterlassen: Eben das gewünschte und arg herbeigesehnte 7th Son und eine Best Of von Judas Priest. Das Spiegelteleskop, das ich mir ebenfalls gewünscht habe, verkam fast zur Nebensache und mein Bruder musste es dann zusammenbauen und mich beinahe zwingen, mit ihm die abendliche Venus und den Vollmond zu beobachten.

Ich hingegen guckte durchs Teleskop, bewunderte die Krater des Mondes, (die ich als neunmalkluger präpubertärer Nerd alle benennen konnte) der in einer saukalten und kristallklaren Nacht den Himmel wunderbar erleuchtete und stürmte dann eilig ins Kinderzimmer um gebannt die CD einzulegen, dessen Cover mich so lange Zeit fasziniert hat.

Der erste Song hiess dann, als sei es ein Zufall oder Vorbestimmung "Moonchild" und immer wenn ich diesen Song höre, denke ich an den dunkelblauen, strahlenden Nachthimmel mit unserem hell leuchtenden Trabenten über den verschneiten Hausdächern.

1. Moonchild (Smith / Dickinson) beginnt ruhig und akustisch und nicht, wie man es von Maiden Openern gewöhnt ist, mit einem Paukenschlag a la Aces High, Where Eagles Dare oder Invaders. Die von Bruce oft genannte Zahl Sieben im Lagerfeuer-Intro macht im Albumkontext ja auch Sinn. Wenn das dramatische Keyboard dann einsetzt, bin ich immernoch verzaubert, wie damals vor 19 Jahren. Eine solche epische Dramik und diese abgrundtief finstere Atmosphäre hat mich damals als 12 Jähriger Pennäler zutiefst beeindruckt und in den Bann gezogen. Den sehr kryptischen Text dieser Dickinson/Smith Komposition habe ich damals natürlich nicht ganz begriffen, aber wohl geahnt, dass es etwas teuflisch okkultes sein muss. Das Schlagzeug rast mit leichtfüssiger Finesse voran und im Hintergrund hören wir dunkle Akkorde von Smith und Murray sowie das typische Klackern von Steves Bass und ein Bruce Dickinson, der so diabolisch böse und zugleich faszinierend schön singt, dass man in kaum einem schnellen Maiden Opener so versinken und sich drin verlieren kann, wie hier. Für mich einer der wundervollsten Maidensongs mit atemberaubenden, halsbrecherischen Soli und majestätischen, geheimnisvoll geraunten Gesangslinien, als wolle Bruce einem ein dunkles Geheimnis ans Ohr flüstern. 10 /10

2. Infinite Dreams (Harris) ist wohl einer der raffiniertesten, detailverliebtesten und progressivsten Maidensongs, die man sich vorstellen kann. Werden bei Moonchild die Keyboards oder Gitarrensynthesizer ausschliesslich beim sich dramatisch steigernden Intro verwendet, finden sie hier in diesem Song einen eher tragenden, flächigen Einsatz, wie ein Teppich aus kristallklarem Klang. Die Keyboardteppiche verleihen Infinite Dreams eine sehr kühle, winterliche Atmosphäre. Die sehr bluesige und an Jimi Hendrix erinnernde Gitarreneinleitung kann natürlich nur von den Fingern Dave Murrays stammen. Noch ehe ich wirklich wusste, welche Parts in welchem Song von welchem Musiker genau stammen, war mir klar, dass es irgendwie Dave Murray sein müsse. Warum, weiss ich bis heute nicht. Aber dieses getragene, bluesige und lässige Gefiedel passt zu ihm. Welche Raffinesse in diesem Song steckt, offenbahren nicht nur die wirklich halsbrecherischen Breaks und Tempiwechsel, die Nicko McBrain ähnlich viel abverlangen müssen, wie fünf Jahre zuvor bei Where Eagles Dare, sondern die wundervollen, songüberspannenden Melodiebögen, wo eine Kadenz die andere jagt. Viele Details offenbaren sich vor Allem hier bei den Gitarren, die teilweise wie ein zerbrechliches und hochkompliziertes Spinnennetz aus Saitenhexerei gewoben wurden und dabei gigantische Melodiebögen über den ganzen Song spannen und hier hier beim tonangebenden Bass, was wieder einmal beweisst, dass Steve Harris den Bass nicht einfach nur als Rhythmusinstrument einsetzt, sondern ihn auch als kompositorisches Leitinstrument verwendet, ja die gesamte Komposition auf dem Leitmotiv des Bass beruht. Eine klassische, wenn auch sperrige, dennoch aber abenteuerliche Harriskomposition mit so vielen Ideen, wie man in knapp sechs Minuten verwursten kann. Kein Refrain, keine radiotaugliche Eingängigkeit: Nein, dieser Song ist eine Art Predigt, von Gitarren untermalt anstelle von Orgel. Steve Harris Vorliebe für Progressive Rock wird hier woll ausgelebt. 10/ 10 Punkten. Schade, dass dieser Song aktuell auf der Maiden England Tour nicht live gespielt wird. Wahrscheinlich sind Maiden heute mit ihrer eigenen Komplexität überfordert.

3. Can I Play With Madness (Smith / Dickinson / Harris) hat mich damals als kleiner Junge wegen seiner Eingängigkeit unglaublich in den Bann gezogen und lief so oft auf Dauerschleife bei mir, bis mein Bruder ausgetickt ist und mir den Strom zur Anlage abgedreht hat. Ich kann es auch gut nachvollziehen, denn Can I Play With Madness ist für Maidenverhältnisse unfassbar simpel strukturiert und wird eigentlich nur durch den sehr hymnischen Refrain getragen. Die Gitarrenarbeit ist effektives, aber simples Gitarrengeschrubbe und Nicko kloppt sogar noch immerwährend auf die Kuhglocke. Lange Zeit konnte ich diesen Song selbst nicht mehr hören, aber trotz seiner sehr einfachen, poppigen Art ist ehr ziemlich raffiniert. Das habe ich aber erst sehr spät bemerkt und lerne erst jetzt wieder, ihn zu mögen, nachdem ich ihn ziemlich totgehört habe. Wenn man so will, ist es nur eine unfassbar kommerzielle und schlüssige Fortsetzung von Songs wie Run To The Hills, Wasted Years oder Flight Of Icarus. Das Solo in der Mitte, eigentlich der ganze Instrumentalteil in der Mitte wirkt etwas orientierungslos und aus dem groovigen Zusammenhang des Songs gerissen. Ich mag es gar nicht, obwohl ich die Soli von Adrian Smith eigentlich immer sehr bewundere. Ursprünglich sollte der Song eine reine Schmuseballade von Adrian werden und "On The Wings Of Eagles" heissen. Das hätte ich sehr interessant gefunden.
8/10 Punkten sind aber dennoch angemessen.

4. The Evil That Men Do (Smith / Dickinson / Harris) setzt dann kompositorisch und strukturell dort an, wo Die With Your Boots On aufgehört hat: Ein mit einem Paukenschlag beginnendes Gitarrenduell, unterlegt von herrlich voluminösen Basspowerchords. Diese Art, einen Song zu beginnen, wurde dann später mit Man On The Edge nochmal aufgegriffen. Nach dem Intro dominiert dann herrliches Galoppel-Geriffe von Smith und Murray und Nicko peitscht ordentlich voran. Gesanglich werden die Strophen mit ihrem tiefen Geraune sehr ungewöhnlich vorgetragen von Bruce. Der Refrain ist wirklich episch mehr als königlich. Die Bridge zum Refrain finde ich hingegen etwas aufgesetzt und eher nervig, obwohl dort sehr raffiniert die Gitarrenmelodie des Intros rezitiert wird. Die Soli sind hier wieder mehr als überzeugend und eigentlich macht der Song das wett, was Can I Play With Madness nicht geschafft hat. Kommerziell und eingängig zu sein, ohne die Kitschgrenze zu berühren. 9/10 sind hier angemessen.

5. Der Titelsong (Harris) ist so ziemlich das komplizierteste, abgefahrendste und kompositorisch am höchsten entwickelte Stück, das Maiden jemals in eine Langrille gekratzt haben. Eine musikalische Achterbahnfahrt allerhöchster Güte, beginnend mit einem brachialen, schleppenden Paukenschlag von doomigen Ausmassen, unfassbar subtilen rhythmischen Winkelzügen McBrains (wie man hier unfassbar staunend vernehmen wird) und einer wirklich herrlichen Gitarrenmelodie, die von monumentalen Chören gewürzt wird. Das Riffing während der Strophen ist sehr düster und brachial, aber simpel, lediglich zwischen den Strophen und vor dem Refrain kommt es dann zu melodischen Eruptionen der Gitarren, die einen in andere Sphären emporheben, ebenso wie Bruces überragende Stimme. Der Refrain ist zwar unfassbar einfallslos, da lediglich der Songtitel bis zum Ultimo sehr schnell wiederholt wird, als würde Bruce Dickinson rappen wollen. Das vielseitige Drumming McBrains und die Gitarrenarbeit machen das aber wieder mehr als wett. Der atmosphärische Mittelteil dann ist ein krasser Kontrast zum ersten Teil des Songs. Hier wird eine mystische und zauberhafte Spannung erzeugt, wie man sie sonst nur von den alten Progressive Rock Helden kennt, die Steve Harris so verehrt: Nektar, alte Genesis und King Crimson. Die filigranen Gitarrengespinste erinnern mitunter wirklich an die Gitarrenarbeit von Steve Hackkett bei Genesis, wie man hier ab Minute 4:24 hören kann. Die sakralen Chöre tun ihr Übriges, ehe sich dieses zum bersten spannende Intermezzo immer mehr steigert, bis es zum finalen Exzess kommt. Ein furioser, abgefahrender Parforceritt mit noch wahnwitzigeren Soli, während Nicko im ungewöhnlichen Takt auf sein Kit einprügelt. Die Soli sind wild, ekstatisch und nicht so harmonisch, wie man es von Maiden kennt. Hier toben sich Smith und Murray auf eine ungezügelte Art und Weise aus, ehe am Ende wieder die harmonischen und weit überspannenden Melodiebögen bis zum abrupten Ende mit Hingabe zelebriert werden. Für mich ist das der progressivste Maidensong neben Infinite Dreams. Aberwitzig und mit einem ungewöhnlichen Aufbau. Zehn Minuten, von denen nur drei Minuten wirklich gesungen werden. 10/10

6. The Prophecy (Murray / Harris) ist dann nach diesem anstrengenden Parforceritt eine willkommende Abwechslung und Erholung vom Ideenoverkill, mit dem der Titelsong einen so atemlos zurückgelassen hat. Wie fünf Jahre zuvor bei Still Life beginnt der Song sehr entspannt und getragen mit einer wunderschönen, aber nicht zu aufdringlichen Gitarrenmelodie, ehe er sich zu einem sehr schleppenden, und schleifenden, im Midtempobereich angesiedelten Groove steigert. Die Bridge zum Refrain und der erhabene Refrain selbst sind absolute Königsklasse, wo im Hintergrund Bruce "Suffering and Pain" flüstert und "Impending Desaster" lauthals antwortet. Überhaupt bietet Bruce auf dem gesamten Album seine vielseitigste und variabelste Gesangsleistung der Frühzeit von Maiden. Seine Stimme klingt oftmals rauher und tiefer, die stratosphärischen Höhen erreicht er dennoch ohne Mühen. Was The Prophecy so interessant macht, sind das ruhige Intro und das sehr delikate akustische Outtro. The Bards Song lässt grüßen und den Song zwischen In- und Outtro beinahe vernachlässigen. Wie bereits angedeutet eine sehr unscheinbare, unaufdringliche, aber dennoch mehr als überzeugende Nummer, die leider nie live gespielt wurde, sich aber in keiner Weise hinter den Glanztaten Maidens zu verstecken braucht. Definitiv 9,5/10

7. The Clairvoyant (Harris) beginnt mit dem wundervoll melodischen und voluminösen Geklacker von Steves Fingern an den vier dicken Trossen, danach begleitet von einem einfachen Riff der Rhythmusgitarre. Von den klassischen "Hits" von Maiden, die als Single ausgekoppelt wurden, ist das für mich der intelligenteste, anspruchsvollste und am wenigsten nervende (Wasted Years und Stranger In A Strange Land mal ausgenommen!). Hier wird in vier Minuten alles geboten, was man an progressiven Ideen in so kurzer Zeit verarbeiten kann. Die Gitarrenarbeit ist wirklich zum Weinen und Niederknien schön, die Leitmelodie von Dave Murray einprägsam aber nicht penetrant. Die Harmonien der Gitarrensynthesizer während der Strophen sind einfach nur köstliche akustische Wonne, wie man hier bewundern kann, ebenso wie das wirklich wunderschöne und ergreifende Gitarrensolo Murrays - wahrscheinlich das beste in seiner Karriere, hier steckt Herz und Seele in jeder gespielten Note!
Ein Refrain, in dem der Songtitel nicht erwähnt wird und der textlich konsequent durchkomponiert wurde, wie die Strophen auch... vorbildlich. Achtet übrigens hier mal auf die Art und Weise, wie Nicko beim Refrain die Hi Hat spielt. Der Wahn. 10/10

8. Only The Good Die Young (Harris/Dickinson) muss man wohl als einen der unterbewertetsten Maidensongs bezeichnen. Er galoppiert kompromisslos drauf los und Dickinson singt in den Strophen ähnlich diabolisch, verführerisch und geheimnisvoll, wie bei Moonchild. Den Refrain von Only The Good Die Young mag ich nach wie vor nicht, aber diese halsbrecherische Art, mit der dieser Song so gnadenlos wild hervorprischt, sowie das sehr kurze und knackige Bass-Solo nach dem Gitarrensolo, während die Gitarren im Hintergrund weiter schrammeln und bolzen, finde ich einfach beeindruckend. 9,5/10 kann man auch hier geben.

Wie das Album begonnen hat, wird es auch beendet. Der Kreis schliesst sich. Wie Leben und Tod, Wiedergeburt und der ganze Kreislauf beginnt von vorne.

Auch wenn diese Konzeptstory vom siebten Sohn des siebten Sohnes, basierend auf eine Fantasy Geschichte von Orson Scott Card, ziemlich esoterisch ist und nicht auf den eigenen Ideen der Band gewachsen ist, werden doch hier die zentralen Fragen des Menschen behandelt. Was sind Leben und Tod? Was kommt nach dem Tod? Haben wir eine Seele? Sterben wir wirklich, leben wir wirklich? Lieben wir wirklich? Keine Songs über Kriege und Schlachten, sondern Songs über das Leben und die Tiefen der menschlichen Psyche.

Insgesamt muss ich diesem Album die volle Punktzahl geben, da es hinter Somewhere In Time meine absolute Lieblingsplatte von Maiden ist. Ich liebe den progressiven Ansatz, ich finde die Keyboards auf dem Album sehr geschmackvoll in Szene gesetzt und von Can I Play With Madness abgesehen, hat dieses Album eine sehr dichte, durchgängig geheimnisvolle Atmosphäre und eine Art roten Faden, wie wir ihn nicht von vielen Maidenalben kennen.

Wie auch Piece Of Mind ist dies Steve Harris Lieblingsalbum und ich bin zutiefst geehrt, dass ich den Titelsong in seiner göttlichen Erhabenheit letztes Jahr live bewundern konnte, mit allem pyrotechnischen Schnickschnack und einer opulenten Zurschaustellung musikalischer Genialität, wie nur wenige Bands sie zustande bringen, ohne selbstverliebt zu klingen.

10/10

Danke.
Zuletzt geändert von DerMitDemHut am 10.02.2014 23:11, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von DerMitDemHut »

Warpig1975 hat geschrieben: "To Tame a Land" hat die Band auch eine große Nummer erschaffen - es ist ein Jammer, dass diese Songs niemals Live gespielt wurden und wahrscheinlich auch nicht mehr werden. Aber das ist wohl der Preis, wenn eine Band zu 90% nur geile Musik schreibt :ka:
Einspruch: 1983 wurde To Tame A Land mit langer Ansage von Bruce Dickinson, was Mr. Herbert doch für ein Arschloch ist und anschliessendem Gitarrensolo Dave Murrays in mehr als akzeptabler Version live dargeboten, wie diverse Mittschnitte auf Youtube beweisen.

Ansonsten danke ich sehr herzlich für das Kompliment :)
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von David Lee Hasselhoff »

Maiden! Juhu!

PoM ist das Maiden Album, welches am längsten gebraucht hat um bei mir zu zünden. Mit 9 oder 10 Jahren war mir die Scheibe jedenfalls eindeutig zu unzugänglich und uneingängig. Hat dann entsprechend einige Jahre gebraucht bis es wirklich "klick" gemacht hat. Für mich ist PoM auch bis heute das verwinkelste und verspielteste Album der Herren (SSOASS könnte man ins Feld führen, aber das ist ohne wenn und aber viel eingängiger). Der Detailreichtum in den Songs ist wahnsinnig hoch und die Songs durchweg ziemlich dicht arrangiert. Hat also alles was man so zum Schönhören braucht :)

IMO markiert PoM auch einen Wendepunkt in der Ausrichtung der Band. Musikalisch ging's ab sofort noch progressiver zu Werk, obwohl mein Lieblingstrademark, der patentierte, unangekündigte Tempowechsel, hier ziemlich kurz kommt. Textlich hat sich auch einiges bewegt. Nutten, Killer, Satan und Perverse haben als Textvorlage ausgedient. Ab PoM gibt's pro Album 5 Buch- und Filmbesprechungen (NPFTD und FOTD mal ausgenommen). Kann man mögen, muss man aber nicht. Mir persönlich hat diese schmierig-unheimliche, urbane Atmosphäre, die auf den ersten 3 Alben erzeugt wurde, immer verdammt gut gefallen. Egal. Auf PoM funktionieren die Texte jedenfalls verdammt gut. Insbesondere bei Revelations, The Trooper und Still Life passt's wie Arsch auf Eimer. Insgesamt versprüht das Album damit bei mir ein US-Metal-artiges, kauziges Flair, mit dem Kauzhöhepunkt Quest for Fire. Episch, völlig dem Diesseits entrückt und halt schon ziemlich geil.

Ziemlich geil find ich auch den Sound. Ich kenne kein anderes Album mit nem vergleichbaren Gitarrensound, dem Metal-untypisch fast jeder Biss abgeht und der damit so verdammt gut zu der mystischen Atmo der Songs beiträgt.
(Nerd: Ich glaube das ganze Album wurde mit Steg- und Halshumbucker in der Mittelposition eingespielt. Oder mit ordentlich zurückgedrehtem Treble-Regler. Jedenfalls würde das den extrem mittigen, seidigen Ton erklären.)

In der Summe halt ganz großes (Kopf-)Kino und auf jeden Fall 10 von 10 :)
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von DerMitDemHut »

Sehr schön ausgedrückt :) Ja, die gewisse Kauzigkeit von Piece Of Mind hätte ich ruhig ins Felde führen können bei meiner Review. Die Scheibe ist sperrig und kauzig und textlich auf viel höherem Niveau, als
Nutten, Killer, Satan und Perverse
Danke für das Feedback
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von oger »

Die Gitarren-/Bass-only-Hörbeispiele von Infinite Dreams klingen sehr interessant...


Schöne Reviews bisher. :-)
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von Iqui »

Schönes Review ... 'Seventh Son...' ist mein absolutes Maiden - Lieblingsalbum und überhaupt eines meiner All-Time Lieblingsalben. Die 10 ist also aus meiner Sicht absolut gerechtfertigt.
Vielleicht ein kurzer Kommentar noch zu 'Can I Play with Madness': Ich finde die Beschreibung hier trifft es sehr gut- Der Song ist eher simpel strukturiert und man läuft gefahr ihn Tot zu hören. Ging mir fast schon mal auch so. Allerdings passt der so phantastisch an diese Stelle des Album, dass er im Kontext absolut funktioniert. Deswegen imo doch einen Punkt zu nedrig bewertet. Ansonsten kann ich mich der Kritik absolut anschliessen.
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von Raubfisch »

Ich möchte erwähnen, dass PIECE OF MIND mein Lieblingsalbum von Maiden ist. Sehr schönes Review, Herr Hut.
Klugscheisserisch wäre noch zu erzählen, dass Frank Herbert dem Titel "Dune" keine Freigabe erteilte, weil er Rockmusik hasst.
moo-ah!
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von DerMitDemHut »

Piece Of Mind ist von den Alben der ersten fünf Jahre im Schaffen der Band auch mein liebstes :) Powerslave kommt allerdings nur sehr knapp dahinter. Somewhere In Time, 7th Son und ja! - auch The X Factor - toppen das allerdings noch hinsichtlich aus einem Guss wirkender Atmosphäre.
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von costa »

DerMitDemHut hat geschrieben:Piece Of Mind ist von den Alben der ersten fünf Jahre im Schaffen der Band auch mein liebstes :) Powerslave kommt allerdings nur sehr knapp dahinter.
Das wäre bei mir dann zu 100% das Debüt.
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von Raubfisch »

DerMitDemHut hat geschrieben:Piece Of Mind ist von den Alben der ersten fünf Jahre im Schaffen der Band auch mein liebstes :) Powerslave kommt allerdings nur sehr knapp dahinter. Somewhere In Time, 7th Son und ja! - auch The X Factor - toppen das allerdings noch hinsichtlich aus einem Guss wirkender Atmosphäre.
Insgesamt Powerslave auch bei mir. :) Dritter Platz bei mir die Erste Platte.
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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von Raubfisch »

costaweidner hat geschrieben:
DerMitDemHut hat geschrieben:Piece Of Mind ist von den Alben der ersten fünf Jahre im Schaffen der Band auch mein liebstes :) Powerslave kommt allerdings nur sehr knapp dahinter.
Das wäre bei mir dann zu 100% das Debüt.
Guter Costa!

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Re: Woe To You, Oh Earth And Sea... Der Maiden-Seziertisch

Beitrag von costa »

OldschdodPiranha hat geschrieben:
costaweidner hat geschrieben:
DerMitDemHut hat geschrieben:Piece Of Mind ist von den Alben der ersten fünf Jahre im Schaffen der Band auch mein liebstes :) Powerslave kommt allerdings nur sehr knapp dahinter.
Das wäre bei mir dann zu 100% das Debüt.
Guter Costa!

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*lol* Wie völlig von den Socken du da warst.
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