Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

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Perry Rhodan
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - High And Mighty

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 22.07.2011 20:11 Firefly (1977)

COVER

Veröffentlichung: Februar 1977

Besetzung:
John Lawton: Lead Vocals
Mick Box: Guitars
Ken Hensley: Keyboards/Guitars/Vocals
Lee “The Bear” Kerslake: Drums/Vocals
Trevor Bolder: Bass Guitar

Die Tour zu „High And Mighty“ zeigt, dass die Probleme innerhalb der Band immer größer werden. Speziell die Sauferei von David Byron nimmt inzwischen immer schädlichere Ausmaße an. Während er früher immer erst nach dem Auftritt richtig abgestürzt ist und somit niemals die Konzerte unter seinem Alkoholkonsum leiden mussten, hat er nun die Trinkerei gar nicht mehr Kontrolle. Absoluter Tiefpunkt ist ein Auftritt vor 20.000 Zuschauern in Philadelphia. Der betrunkene David stürmt auf die Bühne, trampelt auf eines der Beine seines Mikrophonständers und das Mikro kracht in seine Fresse. Die Menge ist natürlich amüsiert, während David voll angepisst ist: „You can go and fuck off if you don’t like it!“ Nach der Beleidigung bekommt die Band natürlich kein Bein mehr auf den Boden. Hensley ist so bestürzt über das Verhalten von David, dass er nach England zurück fliegt. Nur das gute Zureden von Manager Gerry Bron aus seinem Barbados-Urlaub verhindert, dass Ken sofort die Brocken hinwirft und die Band verlässt. Dabei sind die Macken von Ken (z.B. eigener Umkleideraum oder eigener persönlicher Tourmanager) auch nicht gerade teamfördernd. Hinzu kommt, dass Ken als Hauptsongwriter ein Großteil des Geldes einsackt. Nach weiteren Eskapaden von David auf der Tour (z.B. eingetretene Glastüren) wird er nach dem letzten Auftritt in Spanien aus der Band geworfen. Eine Ära ist beendet!

Gleichzeitig packt John Wetton, der sich nie richtig wohl in der Band gefühlt hat, seine Sachen, um seine Solo-Karriere und ein Projekt mit Bryan Ferry an den Start zu bringen.

Während noch spekuliert wird, wer die Nachfolge von David Byron antreten wird, geht der Posten am Bass an Trevor Bolder (u.a. Musiker bei David Bowie). Für die Position am Mikrophon machen Namen wie David Coverdale, Ian Hunter (Mott The Hoople), Paul Rodgers oder Gary Holton (Heavy Metal Kids, bei denen er ironischerweise am gleichen Tag und nach dem gleichen Konzert gefeuert wurde wie David bei Uriah Heep!) die Runde. David Coverdale nimmt sogar an Auditions teil und beeindruckt die Band positiv. Allerdings bekommt er endlich die Kohle, um Whitesnake an den Start bringen zu können, so dass sich ein Einstieg bei Uriah Heep erledigt hat. Ken ist darüber nicht sehr traurig, schließlich hatten sie gerade einen betrunkenen Sänger mit deutscher Ehefrau gefeuert, so dass ihm ein Sänger, der mit seiner deutschen Freundin sowie einer Flasche Jack Daniels in der Hand ins Studio spaziert, ohnehin suspekt ist. Am Schluss setzt sich John Lawton durch. Dieser war zuletzt bei der deutschen Rockband Luzifer’s Friend und den Les Humphries Singers (religiöse Popsongs) aktiv. Außerdem war er an Roger Glover’s Butterfly Ball beteiligt. Glover ist es auch, der Uriah Heep auf Lawton aufmerksam macht. Imagemäßig mag er zwar nicht genau das sein, was die Band sucht, aber seine Stimme passt perfekt. Was sich Ken mit Hinblick auf Johns deutsche Ehefrau Iris gedacht hat, ist nicht überliefert. Immerhin sind beim Bandeintritt von Lawton keine Alkoholgeschichten des Sängers überliefert, so dass hier die Parallelen zu David enden.

Innerhalb von drei Wochen wird Brons Roundhouse-Studio geentert, um die nächste Scheibe in Angriff zu nehmen. Die Songs stehen schon vor Lawtons Eintritt in die Band, er muss nur noch seinen Gesang einbringen. Diesmal übernimmt auch wieder Gerry Bron den Platz hinter den Reglern, was sich gleich positiv auf den Sound auswirkt. Sogar das Fantasy-Cover von Martin White passt endlich wieder, auch wenn es nicht das absolute Highlight ist. Neben Kerslake, der für ein Lied alleine verantwortlich ist, gibt es diesmal auch Songwriting-Credits beim Opener für Jack Williams, der im gleichen Ort wie Ken wohnt und zusammen mit ihm komponiert.



Die Lieder:

1. The Hanging Tree (Hensley/Williams)
Der starke Opener lässt gleich den recht zahnlosen Vorgänger vergessen. Sofort zeigt sich auch, dass Lawton zwar ganz anders als Byron klingt, aber dennoch perfekt zum Bandsound passt.

2. Been Away Too Long (Hensley)
Und gleich ein Highlight hinterher! Für mich ist das eines der schönsten Lieder von Uriah Heep. Tolle Melodie, abwechslungsreich, viele Tempo- und Härtegradwechsel und perfektes Schlagzeugspiel. Schon hier zeigt sich, dass die Band zu alter Stärke zurückgefunden hat.

3. Who Needs Me (Kerslake)
Das rockige Lied ist dann eher einfach gestrickt und erinnert vom Chorus her deutlich an diverse Lieder aus der glorreichen Phase der Band. Auch die Höhe des Gesangs von Lawton weist teilweise Parallelen zu vergangenen Tagen auf. Voll überzeugen kann mich die Komposition dennoch nicht.

4. Wise Man (Hensley)
Das ruhige Epos ist mit einem gelungenen Chorus ausgestattet und ist die Erfolgssingle des Albums und bringt der Band sogar einen Auftritt bei Top Of The Pops ein, für den Mick extra aus den USA eingeflogen wird. Hier darf Lawton zeigen, was alles in ihm steckt.

5. Do You Know (Hensley)
Dreckiger, kleiner Rocker mit schönem Refrain, der auf der “Easy Livin’”-Schiene fährt, ohne als Plagiat bezeichnet werden zu müssen.

6. Rollin‘ On (Hensley)
Eine eher ruhige und getragene Nummer mit atmosphärischem Instrumentalteil in der Mitte. Das hätte auch auf ein älteres Album der Band gepasst, ist im Endeffekt aber kein absoluter Überflieger.

7. Sympathy (Hensley)
Wesentlich zwingender geht es hier zur Sache. Die geniale Gitarrenmelodie ist mir seit dem ersten Hören vor ca. 30 Jahren gut im Gedächtnis geblieben. Außerdem liefert Lawton hier wieder eine perfekte Gesangsleistung ab. Eines der besten Lieder der Scheibe!

8. Firefly (Hensley)
Mit dem Titelsong zeigt sich die Band dann von ihrer epischen Seite. Nach einem ruhigen Auftakt schlägt das Lied nach knapp drei Minuten in einen Rocker um, um anschließend wieder ruhig auszuklingen. Tolle Komposition.

Bonustracks

9. Crime Of Passion (Hensley/Box/Kerslake) (B-side of the “Wise Man” single)
Ganz okay, hat aber nicht ganz das Niveau der regulären Lieder auf dem Album, speziell den Chorus finde ich etwas schwachbrüstig.

10. A Far Better Way (Hensley/Box/Kerslake/Bolder/Lawton) (Out-take from the Firefly sessions. Previously unreleased version.)
Wie kann es bloß sein, dass dieses Epos nur als Bonusmaterial auftaucht? Hier werden wirklich alle Trademarks, die die Band so einzigartig machen, in einem Song untergebracht. Selbst noch so schwindelerregende Höhen im Gesang meistert Lawton perfekt. Leider sind die Original-Bänder beschädigt, so dass dieses geniale Stück Musik viel zu früh ausgeblendet wird. Das wäre wohl der ultimative Longtrack der Lawton-Ära geworden, so sind es sechs der großartigsten Minuten aus dieser Phase. Definitiv das Lied aus der Zeit mit Lawton, das kompositorisch den alten Liedern am nächsten ist.

11. I Always Knew (Hensley/Box/Kerslake/Bolder/Lawton) (Out-take from the Dance/Firefly sessions. Previously unreleased version.)
Das Lied ist mir jetzt doch etwas zu schunkelig-kitschig und wohl zu Recht nie offiziell veröffentlicht worden.

12. Dance Dance Dance (Out-take from the Dance/Firefly sessions. Previously unreleased version.)
Puh, was soll ich bloß von dem Lied halten? Wollte die Band damit die Discos dieser Welt erobern? Zum Glück wurde der Weg nicht großartig weiter verfolgt!

13. Been Away Too Long (Hensley) (Alternate version, previously unreleased)
Interessante Fassung des Liedes, speziell des Intro klingt ganz anders und ist deutlich länger.

14. Do You Know (Hensley) (Demo mix)
Diese Version dürfte eines der ersten Lieder sein, das Lawton für die Band eingesungen hat.

15. Who Needs Me (Kerslake) (Alternative live version - previously unreleased)
Eine bisher unveröffentlichte Fassung des Liedes von der 79er-Fallen Angel Tour mit ausufernden Jam-Einlagen.

16. Wise Man (Hensley) (T.V. backing track)
Diese Version wurde speziell für eine TV-Werbekampagne editiert und gemixt. Allerdings weiß heute keiner mehr, was damals überhaupt beworben werden sollte.

Mit „Firefly“ meldet sich die Band wieder in gewohnter Stärke zurück. Die neuen Mitglieder passen perfekt, speziell Lawton kann voll überzeugen und steht seinem Vorgänger gesangstechnisch in nichts nach. Hinzu kommen einige überragende Kompositionen, so dass man wirklich sagen kann, dass die Durststrecke endlich überwunden ist. Ganz reicht man zwar auf Albumlänge nicht an die Überflieger der Frühphase heran, aber immerhin fast. Und mit „A Far Better Way“ befindet sich ja noch ein weiteres geniales Epos bei den Bonustracks. Meiner Meinung nach hätte man übrigens die ersten beiden Lieder tauschen sollen, denn „Been Away Too Long“ wäre als Oepner die deutlich bessere Wahl gewesen. 8,5/10

Rückkehr zu alter Stärke:

Sorry, nur eine Live-Aufnahme von 2002, aber Lawton und Hensley sind sogar mit an Bord!

[/color]
Wieder schöne Rezi!
Die Story mit David Byron und dem Publikum ist jedoch schon auf der Tour zu "Return to Fantasy" passiert.
Den Titelsong `Firefly` singt übrigens Ken Hensley.
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Perry Rhodan
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Innocent Victim

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 10.10.2011 21:17 Fallen Angel (1978)

COVER

Veröffentlichung: Juli 1978

Besetzung:
John Lawton: Lead and Back-up Vocals
Mick Box: Electric and Acoustic Guitar
Ken Hensley: Keyboards, Synthesizer, Slide and Acoustic Guitar, Back-up Vocals
Lee Kerslake: Drums, Syn-Drums, Back-up Vocals
Trevor Bolder: Bass Guitar

Innerhalb von 18 Monaten geht es mit identischer Besetzung zum dritten Mal in die Roundhouse Studios, um unter der Regie von Gerry Bron ein Album einzuspielen. Diverse Probleme bestehen weiter, speziell die dominante Rolle von Ken Hensley in Bezug auf das Songwriting, die auch von Bron kräftig gefördert wird, sorgt weiterhin für Unfrieden in der Band. Allerdings ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Ken in der Zeit, die Lee Kerslake oder Trevor Bolder für ein Lied benötigen, 20 Lieder komponiert. Auch die musikalische Ausrichtung sorgt für Schwierigkeiten. Während Box und Lawton eher die Rock-Seite forcieren möchten, versucht Hensley mit poppigen Nummern den Erfolg von „Free Me“ zu wiederholen.

Das Cover ziert diesmal ein Fantasy-Gemälde des Künstlers Chris Achilleos, der ein Jahr später auch „Lovehunter“ von Whitesnake verzieren darf. Mein Geschmack trifft sein Malstil überhaupt nicht, aber es soll ja um die Musik gehen. Das Band-Foto mit Kens kleiner Tochter ist dafür äußerst amüsant, passt aber auch nicht wirklich zu einer Rockband.

Die Lieder:

1. Woman Of The Night (Box/Lawton/Kerslake)
Das Lied ist zwar nicht gerade poppig, aber auch nicht der deftige Rocker, kommt aber mit einer schönen Melodie daher. Die Eunuchen-Chöre im Bridgeteil sind dafür so arg Heep, wie sie nur sein können. Insgesamt könnte das Lied auch gut auf „Firefly gelandet sein, was die stilistische Ausrichtung betrifft.

2. Falling In Love (Hensley)
Ganz klar ein Versuch, die Fans von „Easy Livin‘“ anzusprechen. Kurz, rockig, aber im Endeffekt nur ein schwacher Abklatsch grandioser, vergangener Zeiten. Die Qualität des Originals wird für mich deutlich verfehlt.

3. One More Night (Last Farewell) (Hensley)
Und jetzt wird es rock ‘n’ roll-ig. Die Art Lieder von Uriah Heep haben mir noch nie sonderlich gefallen und auch das hier kann mich nicht wirklich überzeugen. Dazu kommt noch ein uninspirierter, eher langweiliger Chorus.

4. Put Your Lovin‘ On Me (Lawton)
Hier geht es schon mehr im alten Stil zur Sache, wobei das „You sure put the lovin sure put the lovin‘ on me“ am Ende der Strophe mit dem anschließenden Eunuchen-Chor schon fast etwas Queen-haftes besitzt. Der Bridgeteil ist dann richtig großartig. Eines der Highlights des Albums, das mir aber auch erst beim intensiven Anhören die letzte Zeit richtig ans Herz gewachsen ist.

5. Come Back To Me (Kerslake/Hensley)
Wie man am Titel unschwer erraten kann, ist das eine richtige Herz-Schmerz-Ballade, die Lee Kerslake nach dem Auseinanderbrechen seine Ehe (ausgerechnet mit Ken zusammen) komponiert hat. Der schmale Grat zum Kitsch wird zwar öfters erreicht, aber insgesamt ist das doch eine der gelungensten, klassischen Balladen der Band. Zu Recht fährt man damit den nächsten massiven Singlehit in Deutschland ein (und die Bravo tönt irgendwas in der Richtung, dass die Frauen die harten Rocker von Uriah Heep gezähmt haben!).

6. Whad’ya Say (Hensley)
Mit dem poppigen Liedchen bewegt sich Hensley massiv im Fahrwasser von „Free Me“, ohne auch nur annähernd die Qualität wiederholen zu können.

7. Save It (Bolder/MacDonald)
Hier erklingt zu Beginn das heftigste Riff des Albums, um ansatzlos in eine schunkelige Rock ‚n‘ Roll-Nummer überzugehen, deren Chorus nun nicht gerade durch Originalität besticht. Höhepunkt ist immer, wenn das Eröffnungsriff wieder auftaucht. Sehr zwiespältig.

8. Love Or Nothing (Hensley)
Also hier ist Hensley wirklich von allen guten Geistern verlassen. Der La-La-La-La-Teil ist ja so was von Scheiße, das würde nicht mal im Musikantenstadel laufen! Dagegen ist „Free Me“ der reinste Heavy Metal, auch wenn im Bridge-Teil kurz losgerockt wird, was die Komposition aber nicht rettet. So ziemlich das Unterirdischste, was Heep in den 70ern auf die Menschheit losgelassen hat.

9. I’m Alive (Lawton)
Hier zeigt sich bei diesem Lied und dem davor so richtig die Kluft, die sich in der Band immer weiter auftut. Während Hensley mit poppigen Luftnümmerchen die Fans verschreckt, gibt Lawton den wahren Rocker ab. Natürlich ist das kein Epos im Stil der frühen 70er, aber dennoch geht das Lied so richtig gefällig gut ab, was den meisten Hensley-Kompositionen komplett fehlt. Mein persönliches Highlight auf dem Album.

10. Fallen Angel (Hensley)
Hier kriegt Hensley einigermaßen die Kurve und liefert mit dem leicht epischen Titelsong seine beste Leistung auf der Platte ab. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass das Niveau der genialen Epen der Band deutlich verfehlt wird. Auch mit „Choices“ vom Vorgänger kann das Werk nicht wirklich mithalten. Gut, aber nicht mehr.

Bonustracks

11. A Right To Live (Lawton) (Promo B Side)
Das Lied war als B-Seite einer weiteren Single angedacht, die jedoch nie offiziell veröffentlicht wurde. Lediglich als Promo-Single kam der Song zum Einsatz. Diese Single dürfte das rarste Werke der Band für Sammler sein. Der Überflieger ist das zwar nicht, aber ganz gefällig wird doch vor sich hin gerockt.

12. Cheater (Hensley) (Single B Side)
Die Rückseite der „Come Back To Me“-Single, die vom kommerziellen Aspekt her locker auch als A-Seite durchgegangen wäre. Vielleicht war das aber selbst den Verantwortlichen zu nahe an „Free Me“. Dennoch deutlich besser als so manche andere Komposition des Herrn, die den Weg auf das reguläre Album geschafft hat.

13. Gimme Love (Box/Bolder/Kerslake/Lawton) (Single B Side)
Die B-Seite der „Love Or Nothin’”-Single, mit extrem grooviger Strophe und eingängig-flottem Refrain. Wieder wesentlich stärker als so einige reguläre Lieder der Platte.

14. Last Farewell (Hensley) (Alternate Version of „One More Night“ – Previously unreleased version)
Unterscheidet sich jetzt nicht so gravierend vom Original, als dass man da öfters hinhören müsste.

15. Street Lady (Box/Lawton/Kerslake) (Alternate Version of „Woman Of The Night“ – Previously unreleased version)
Wirkt mehr wie ein Edit des Originals.

16. Struttin‘ (Box/Bolder/Kerslake/Lawton) (Alternate Version of „Gimme Love“ – Previously unreleased version)
Und noch eine alternative Version, die sich nicht sonderlich gravierend vom Original unterscheidet, das Groovige wird durch den Mix noch etwas betont.

17. Falling In Love (Hensley) (Alternate Live Version – Previously unreleased)
Eine alternative Live-Version zum Original auf der “Live In Europe 1979” darf natürlich nicht fehlen.

18. Woman Of The Night (Box/Lawton/Kerslake) (Alternate Live Version – Previously unreleased)
Und gleich noch mal…

Leider nur auf der ersten Remaster-Fassung der Platte:

19. Been Hurt (Hensley) (Previously unissued original version with John Lawton vocals)
Den meisten ist höchstens die Version mit John Slowman am Gesang bekannt, die als B-Seite des „Conquest“-Materials zum Einsatz kam. Hier kann jeder selbst entscheiden, wessen Gesang ihm mehr zusagt


Auf der Scheibe wechseln sich Licht und Schatten ab. Es zeigt sich ganz klar, dass Hensley extrem schwächelt, da speziell die meisten Kompositionen, die er alleine geschaffen hat, weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleiben. Dafür beweist Lawton, dass er nicht nur ein begnadeter Sänger ist, sondern auch hervorragende Kompositionen abliefern kann. Zwar kein echtes Highlight in der Bandgeschichte, aber auch kein Totalausfall. 7,5/10

Kraut und Rüben:



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Für mich viel zu poppig! `Falling in love`, `Love or nothing` und `Come back to me` sind Heep auf schlecht!
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Fallen Angel

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 07.11.2011 22:30 Five Miles / Ten Miles High (1979)

COVER

Veröffentlichung: nie (Bootleg)

Besetzung:
John Lawton: Lead and Back-up Vocals
Mick Box: Electric and Acoustic Guitar
Ken Hensley: Keyboards, Synthesizer, Slide and Acoustic Guitar, Back-up Vocals
Lee Kerslake: Drums, Syn-Drums, Back-up Vocals
Trevor Bolder: Bass Guitar

Dass der Stern von Uriah Heep sich im Sinken befindet, kann man an der Deutschland-Tour zu „Fallen Angel“ Anfang 1979 deutlich bemerken: die Hallen sind nicht mehr ausverkauft und teilweise müssen die Auftritte sogar in kleinere Konzertstätten verlegt werden.

Nach der Tour begibt man sich zum ersten Mal in der Bandgeschichte produktionstechnisch in fremde Hände: Jimmy Miller, der Erfolgsproduzent der Rolling Stones, soll die Truppe wieder auf Vordermann bringen. Leider geht der Schuss nach hinten los, da der Produzent sich mehr auf dem Klo zur Einnahme diverser Drogen statt hinter dem Mischpult aufhält. Zudem erreicht die Kokainsucht von Ken Hensley seinen absoluten Höhepunkt. Dies entlädt sich besonders in Feindseligkeiten gegenüber dem Sänger John Lawton, die kurz davor stehen, in Gewaltätigkeiten auszuarten. Ken wirft mal wieder die Brocken hin, kann aber vom Band-Manager Bron überredet werden zurückzukehren. Letztlich wird John Lawton unter den Angabe von fadenscheinigen Gründen aus der Band geworfen, um zu retten, was noch zu retten ist. Auf der Uriah Heep Convention 2000 gibt Ken vor ein paar Hundert Zuhörern (auch John Lawton ist anwesend!) zu, dass einzig und alleine seine Kokainsucht an der Eskalation schuld war.

Als Krönung wirft dann auch noch Lee Kerslake nach endlosen Kämpfen mit Bron und Hensley die Brocken hin und verlässt die Band. Zurück bleibt eine angeschlagene Band mit einem fast vollendeten Album, das unter diesen Umständen natürlich nicht das Licht der Welt erblickt. Leider hat sich an diesem Umstand bis heute nichts geändert, wenn auch einige Lieder auf diversen Zusammenstellungen Verwendung finden. Die ein oder andere Komposition wird für das Nachfolgealbum neu aufgenommen. Die Scheibe liegt inzwischen in komplett abgemischter Form vor, aber bisher lässt sich die Band nicht überzeugen, die Platte endlich offiziell zu veröffentlichen. Was bleibt, sind die Bootleg-Versionen „Five Miles“ und „Ten Miles High“ (erweitert um die „Dance-Sessions“ aus den Aufnahmen zu „Firefly“), auf denen man gut erkennen kann, dass die Arbeiten fast komplett abgeschlossen sind.

Die Lieder:

1. Let It Ride (Hensley/Box/Kerslake/Lawton)
Nach dem Eröffnungsriff könnte man noch vermuten, dass es wieder etwas rockiger als auf „Fallen Angel“ zur Sache geht, aber das Lied besitzt im Endeffekt wieder so viel Popappeal wie die meisten Lieder auf dem Vorgänger. Außerdem erinnert mich das Lied ein klein wenig an Status Quo. Aber im Endeffekt geht das Lied noch in Ordnung.

2. Life Is A Dream (?)
Dafür hat das Lied eine ganz schön heftige Schlagerschlagseite. Damit ist man wieder so weit weg von den Ursprüngen der Band, wie man nur sein kann. Andererseits hätte das im Fahrwasser von „Free Me“ durchaus damals auch zu einem Single-Hit werden können.

3. Feelings (Hensley)
Trotz aller Eingängigkeit besitzt „Feelings“ wesentlich mehr Härte und Tiefgang und die Band kann endlich voll überzeugen. Zurecht wird das Lied beim Nachfolger neu aufgenommen.

4. You And I (?)
Die mit Streichern unterlegte Ballade dürfte eines der emotionalsten Stücke aus der Lawton-Ära sein. Die Grenze zum Kitsch wird dabei jedoch nie überschritten, so dass bei aller Melodramatik dies wohl die beste Ballade aus dieser Bandphase darstellt. Außerdem liefert Lawton hier auch eine absolut passende und großartige Gesangsleistung ab. Sehr schade, dass das Lied ansonsten nie mehr aufgetaucht ist.

5. That’s How I Am (?)
Hier wird wieder die rockige Seite der Band samt Orgel-Gitarren-Duellen betont. Der Instrumentalteil mit überragendem akustischem Gitarren-Solo von Box, unterlegt von Bolders pumpendem Bass, ist einer der absoluten Höhepunkte auf dem Album. Der mächtige Chorus passt dann ebenfalls perfekt. Wie kann man so was nur in den Archiven verschimmeln lassen?

6. I’ll Never Forget You (?)
Die „Uhhh Huuhuuu Uhhh“-Gesänge zu Beginn lassen schon erahnen, dass hier wieder erneut mit Gewalt versucht wird, einen poppigen Singlehit abzuliefern. Ich vermute mal schwer, dass das Lied auf Kens Mist gewachsen ist. Das ist wirklich hart an der Grenze des Erträglichen für einen Rockfan. Kompetent vorgetragener Kommerz, der damals sicher sogar meinen Eltern, die wirklich überhaupt keine Ahnung von guter Musik haben, gefallen hätte.

7. Your Love (Hensley/Box/Bolder/Kerslake/Lawton)
Das dürfte schon mehr der Stoff sein, nach dem sich der eher rockig orientierte Lawton sehnt. Box darf endlich richtige Riffs am Stück losfeuern und Lawton muss nicht süßlich versuchen, die Herzen der Popfans dieser Welt zu erobern. Geht gut ab und entschädigt für das Lied vorher.

8. Tonight (Lawton)
Ich kann gar nicht glauben, dass diese relaxte Nummer mit Baccardi-Feeling aus Lawtons Feder stammen soll. Das ist wieder eine Nummer, die für die „wahren“ Fans der Band absolut schwer verdaulich ist. Mehr Pop als Rock erzeugt das Lied definitiv einen seltsamen Karibik-Flair, den man so bisher von der Band nicht kennt, bzw. auch gar nicht wirklich hören will.

9. Fools (Bolder)
Das zweite Lied, das es auch auf den Nachfolger geschafft hat und das zu recht. Ein toller Ohrwurm, dem zum Glück nicht wieder alle Ecken und Kanten weggebügelt wurden. Dazu kommt ein eingängiger Refrain, der keine Wünsche offen lässt. Das Lied steigert sich bis zum Fade-Out immer weiter und zählt zu den Highlights des Albums.

10. Been Hurt (Hensley)
Auch das Lied wird später erneut aufgenommen, schafft es aber nicht auf das Nachfolgealbum. Prägnant ist hier die pumpende Basslinie Bolders, dafür ist der Rest leider etwas belanglos (und natürlich extremst eingängig) ausgefallen.

11. I Won’t Change (Hensley)
Eine Ballade mit Country-Einschlag durch die Steel-Guitar, bei der Hensley den Gesang übernimmt. Spätestens der Lalalala-Chorus macht das Lied zu einem erstklassigen Skip-Kandidaten. Absolut verzichtbar!

Bonustracks

12. Been Away Too Long (Hensley)

13. I Always Knew (Hensley/Box/Kerslake/Bolder /Lawton)

14. Dance Dance Dance (Hensley/Box/Kerslake/Bolder/Lawton)

15. Put Your Music Where Your Mouth Is (Hensley/Box/Kerslake/Bolder/Lawton)

16. A Far Better Way (Hensley/Box/Kerslake/Bolder /Lawton)

Da die Bonustracks der “Dance”-Session bereits auf den Platten “Firefly” und “Innocent Victim” verbraten wurden, kann ich mir eine erneute Kommentierung eigentlich verkneifen. „Dance Dance Dance“ wird auch durch mehrfaches Hören nicht erträglicher und dass „A Far Better Way“ so ziemlich das beste Lied mit Lawton ist, ändert sich auch nicht.

Die Platte ist die logische Fortsetzung des Weges, der mit „Innocent Victim“ und besonders „Fallen Angel“ eingeschlagen wurde. Auch der Wechsel auf dem Produzentenstuhl führt nicht zu einer Richtungsänderung. Zwar sind besonders mit „You And I“ und „That’s How I Am“ zwei richtige Granaten vorhanden und auch „Feelings“, „Your Love“ und „Fools“ gehen voll in Ordnung, aber die Tiefflieger auf der Platte ziehen das Gesamtniveau wieder herunter. Irgendwie eine Scheibe der Extreme, die Highlights übertreffen den Vorgänger, während die Lowlights diesen noch unterbieten. Folge: gleiche Note wie bei „Fallen Angel“ - 7,5/10

Verkannte Perlen und Lieder, die man besser nicht kennen sollte:


[/color]
Gut, dass diese Platte nie erschienen ist!!
"Fallen Angel" finde ich schon schwach, diese ist (fast) noch poppiger und belangloser.
Nur `Let it ride`, `Fools` und `Feelings` können gefallen.
Der Rest ist Hitparade im ZDF.
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

Beitrag von acore »

Hast du dir jetzt echt die Mühe gemacht und liest den ganzen Thread durch? Respekt.
Da die Beteiligung zum Ende hin immer dürftiger wurde, hat das mit der Zeit etwas auf die Motivation gedrückt, weiter zu machen. Dabei hätte ich bei UH noch Einiges offen.
Perry Rhodan
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Five Miles/Ten Miles

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 14.11.2011 23:38 Conquest (1980)

COVER

Veröffentlichung: Februar 1980

Besetzung:
Mick Box: Guitars
John Sloman: Leading Vocals, Backing Vocals, Piano, Percussion
Chris Slade: Staccato Drums, Percussion
Trevor Bolder: Bass Guitar, Lead Vocal on “It Ain’t Easy”, Backing Vocals
Ken Hensley: Obx. Vocoder, Organ, Piano, Guitars, Backing Vocals

Bei der Suche nach einem neuen Sänger ist man erneut recht schnell erfolgreich. Der ehemalige Sänger von Lone Star John Sloman wird in die Band geholt. Zwar zeigt man nach außen Einigkeit in Bezug auf diese Entscheidung, aber später gibt Ken Hensley zu, dass er gegen diese Wahl war, aber vom Rest der Band überstimmt wurde. Sloman ist nicht nur ein guter Sänger und Komponist, sondern spielt auch Keyboards und Gitarre. Zudem ist er jung und sieht gut aus. Irgendwie sieht man in ihm den neuen Robert Plant.

Lee Kerslake wird durch Chris Slade, den Schlagzeuger der Manfred Mann’s Earthband (auch bei Bronze Records) ersetzt. Richtig glücklich wird er bei der Band allerdings nicht. Es sei kein Spaß gewesen und er kann nur bestätigen, wie schwierig es sei, mit Hensley zusammen zu arbeiten.

Unter der Regie von John Gallen wird in den Roundhouse Studios das neue Album in Angriff genommen, das nur noch wenige Momente vom nicht veröffentlichten Vorgänger enthält. Das Cover ist von der Aufnahme Joe Rosenthals inspiriert, das die Soldaten beim Aufrichten der US-Flagge auf dem Mt. Suribachi auf der Insel Iwo Jima zeigt. Der Ort war im zweiten Weltkrieg einer der wichtigsten Schauplätze des Pazifikfeldzugs (Interessierten kann ich da die beiden Eastwood-Filme zu dem Thema empfehlen).

Auf der Jubiläumstour zeigt sich deutlich, dass Hensley mit der Art und Weise, wie Sloman seine Lieder auf der Bühne interpretiert, absolut nicht einverstanden ist. Ken sieht sich generell als Chef der Band und kann auch nicht damit umgehen, dass Sloman viele eigene Ideen mitbringt, die Kens Meinung nach meilenweit von dem entfernt sind, für was Uriah Heep seit einem Jahrzehnt steht. Als auch wieder das leidige Thema Songwriting-Credits auf den Tisch kommt, beruft Manager Bron ein Bandmeeting ein, bei dem Hensley die Brocken hinwirft und Uriah Heep verlässt!

Damit steht die Band plötzlich ohne ihren Kopf und Hauptsongwriter da. Für ihn wird der Kanadier Greg Dechert engagiert, der vorher mit Sloman in der Band Pulsar zusammen gespielt hat. Mit ihm wird eine UK-Tour mit 23 Auftritten durchgezogen, die nur in kleinen Hallen stattfindet. Mit dieser Besetzung geht es Anfang 1981 ins Studio, um das nächste Album aufzunehmen. Während die Studio-Zeit bereits ausgeschöpft ist, ist der Aufnahmeprozess noch nicht beendet. Mick Box fliegt zurück nach New Mexico, um über die Band und die aktuelle Entwicklung nachzudenken. Nach drei Wochen kommt er zu dem Entschluss, dass die Band keinerlei Chemie mehr und keine gemeinsame musikalische Richtung besitzt. Eine Ansammlung talentierter Musiker, die aber keine Band bilden. Er entscheidet, Uriah Heep aufzulösen und informiert die anderen Bandmitglieder über diesen Entschluss. Die Aufnahmen werden abgebrochen und erblicken außer der Single „That’s The Way That It Is“ mit der Rückseite „My Joanna Needs Tuning“ niemals das Licht der Welt (zumindest ist mir in diesem Fall auch kein Bootleg bekannt). Dechert beschreibt die Musik übrigens in einem Interview als „pretty soulfull… a little lighter, a little swingier, and a little bit funkier“. Kein Wunder, dass Box aufgibt.

Allerdings nicht, um Uriah Heep endgültig zu beerdigen. Zusammen mit Trevor Bolder will er alles neu aufbauen. Mit Plattenvertrag und Geld in der Tasche versucht man das Gründungsmitglied David Byron zurück zu holen. Aber der will nichts davon wissen. Daraufhin denkt sich Bolder, dass es an der Zeit ist, etwas Neues auszuprobieren und nimmt ein lukratives Angebot von Wishbone Ash an, wo er übrigens erneut die Nachfolge von John Wetton antritt!

Damit steht Mick Box als einziges verbliebenes Bandmitglied vor einem völligen Scherbenhaufen.

Die Lieder:

1. No Return (Bolder/Box/Hensley)
Also von einer Trendwende zurück zu rockigeren Klängen ist beim Opener anfangs nichts zu spüren. Stattdessen findet man leichte Funkanleihen und einen eingängigen Refrain sowie ein schönes Solo von Mick. Dass Sloman singen kann und auch einen ordentlichen Stimmumfang besitzt, beweist das Lied sehr gut. Und zum Ende hin steigert sich die Nummer Lied doch noch und wird rockiger. Gelungener Einstand.

2. Imagination (Hensley)
Jetzt wird es langsam und der groovende Bass von Bolder beherrscht das Lied. Erst zum Ende der Strophe darf Mick Box die Axt auspacken. Der Chorus ist dann plötzlich typischer Heep-Bombast mit reichlich mehrstimmigem Gesang. Originell!

3. Feelings (Hensley)
Einer der „Five Miles“-Überreste. Auch wenn mir persönlich die Gesangsspur von John Lawton besser gefällt, ruiniert Sloman den Song nicht. Großartige Komposition mit Hit-Potential. Übrigens muss ich beim Gesang hier öfters an Peter Criss von Kiss denken. Geht das noch jemand so?

4. Fools (Bolder)
Und noch mal „Five Miles“. Das balladeske „Fools“ war dort schon gelungen und erblickt zum Glück hier auch offiziell das Licht der Welt.

5. Carry On Hensley)
Das absolute Lowlight der Scheibe drückt dann die Stimmung gewaltig. Mal abgesehen davon, dass die schwungvolle Nummer absolut belanglos daherkommt, zerschießt Sloman mit seinem leiernden und überambitionierten Gesang alles. Wie er bei der letzten Strophe innerhalb von ein paar Zeilen alle möglichen Tonhöhen unzusammenhängend durchorgelt und zum Schluss das Carry On vergeigt, ist beispielslos beschissen. Wie man so was veröffenltichen kann, verstehe wer will. Hatten da alle Tomaten auf den Ohren?

6. Won’t Have To Wait Too Long (Bolder/Box/Hensley)
Die absolut bescheidene Gesangsleistung findet hier seine Fortsetzung. Mal abgesehen davon, dass die Komposition ohnehin mehr als langweilig ist, jodelt Sloman hier dermaßen einen ab, dass es mir beim Hören schon fast körperliche Schmerzen bereitet. Nach dem Geknödel in den ersten 20 Sekunden habe ich zumindest schon die Schnauze voll. Krasser Skipkandidat.

7. Out On The Street (Hensley)
Dass er es auch ganz anders kann, beweist Sloman hier, wo er beim ruhigen Auftakt wesentlich gefühlvoller zu Werke geht und unnötige, stimmliche Ausschweifungen unterbleiben lässt. Da wird auch mal ein Ton gehalten und nicht mit unpassendem Gejodel „gewürzt“. Die Instrumentalteile der atmosphärischen Halbballade sind dann Uriah Heep, wie man sie kennt und liebt. Lediglich ein eingängiger Chorus geht dem Lied leider völlig ab.

8. It Ain’t Easy (Bolder)
Wo kommt eigentlich bei den Credits die Einsicht her, dass Bolder seine Ballade selbst singt? Das ist doch Sloman, der hier zu hören ist. Der Chorus ist zwar ganz schön Soul-lastig, aber ein echter Ohrwurm. Recht untypisch, aber doch gelungen.

Bonustracks

9. Love Stealer (Wainman, Mybill) (Single A Side)
Die Single ist zwar ein absoluter Ohrwurm, der Erfolg in Form einer Chartplatzierung stellt sich jedoch nicht ein. Dabei handelt es sich übrigens um eine Coverversion des Liedes der Band Hello (kultiges Video aus Ilja Richtes Disco!).

10. Been Hurt (Hensley) (Single B-Side)
Die Rückseite der “Carry On” Single (wer kommt bloß auf die Idee, so ein Lied als Single zu nehmen?). Gefällt mir weder in der Version mit Lawton, noch in der Neuauflage mit Sloman. Zu wenig Rock, zu viel Pop und dann noch ein langweiliger Chorus.

11. Think It Over (Sloman/Bolder) (Single A Side)
Hier ist Greg Dechert am Keyboard zu hören. Die Single wurde Ende 1980 veröffentlicht, um die Tour mit dem neuen Lineup zu promoten. Purer 80er-Hardrock mit einem gut aufgelegten Sloman. Wenn die restlichen Lieder aus der Zeit in eine ähnliche Richtung gegangen sind, würden mich die Aufnahmen mit Dechert wirklich interessieren. Es dürfte allerdings sehr unwahrscheinlich sein, dass diese jemals veröffentlicht werden. Genialer Ohrwurm und wenn ich mir das so recht überlege, das Beste, das die Sloman-Phase für mich zu bieten hat. Und hier singt er durchgängig richtig gut. Wenn beim Video nicht geschummelt wird, stammt das letzte Solo des Liedes auch von ihm und nicht von Mick Box.

12. Lying (Hensley/Sloman/Bolder/Slade) (Out-take, previously unreleased version)
Zwar kein echtes Highlight, aber da haben es deutlich schlechtere Kompositionen auf die offizielle Albumversion gepackt.

13. Feelings (Hensley) (Live – Previously unreleased on CD)
Die Live-Version stammt von einem VHS-Tape „Bronze Rocks“ aus dem Jahr 1980. Eine Berücksichtigung diverser Klassiker der Band, um festzustellen, ob Hensley mit seiner Beschwerde richtig liegt, dass Sloman seine Lieder nicht vernünftig umsetzt, hätte an der Stelle nicht geschadet.

Leider nur auf der ersten Remaster-Fassung der Platte:

14. My Joanna Needs Tuning (Inside Out) (Sloman/Bolder/Box/Dechert/Slade) (B-Side to „Think It Over“)
Naja, dass klingt dann doch eher belanglos und passt ganz gut zu der Beschreibung, die Dechert zu dem unveröffentlichten Album abliefert. Allerdings ist es eine absolute Frechheit, das Lied auf der neusten De-Luxe-Edition wegzulassen. Da wäre noch reichlich Platz auf der CD gewesen.

Nach dem eher unrühmlichen Ende der Lawton-Phase bekommt Uriah Heep auch mit diesem Werk nicht richtig die Kurve. Zwar ist es mir inzwischen nach intensivem Anhören des Albums in den letzten Wochen gelungen, etliche Lieder „schönzuhören“, aber der Eindruck, dass John Sloman absolut die falsche Sängerwahl war, bleibt weiterhin bestehen. Selbst in seinen besten Momenten singt er maximal gut, dafür klingt er zu oft absolut grauenhaft. Warum hat ihn bloß damals niemals bei seinen Jodeleinlagen gebremst? Da sind leider etliche Gesangsstellen auf dem Album, wo weniger mehr gewesen wäre. Auf der anderen Seite stehen einige originelle und abwechslungsreiche Kompositionen, die den Test-Of-Time inzwischen für mich bestanden habe. Außerdem sind die nervigen Versuche, einen weiteren Single-Hit im poppigen Stil von „Free Me“ abzuliefern, auf dem Album endlich vorbei.

Altersmilde 7,5/10 (das waren auch schon mal deutlich weniger Punkte von mir für das Album!)

Das etwas andere Uriah Heep:


[/color]
Vollkommen untypisch für Uriah Heep, trotzdem gefällt mir die LP, von Anfang an sogar.
Nach "Fallen Angel" und "Five Miles/Ten Miles" endlich wieder Rock, wenn auch kein Hard Rock.
Ja, der Gesang von Sloman ist grenzwertig. Die Songs von "Conquest" singt er noch leidlich,
die alten Stücke muss er aber `vergewaltigt` haben. Es gibt davon aber kaum Aufnahmen, oder?!
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 29.10.2019 13:39 Hast du dir jetzt echt die Mühe gemacht und liest den ganzen Thread durch? Respekt.
Da die Beteiligung zum Ende hin immer dürftiger wurde, hat das mit der Zeit etwas auf die Motivation gedrückt, weiter zu machen. Dabei hätte ich bei UH noch Einiges offen.
Doch, doch, ich habe das jetzt erst gefunden. Super gut deine Rezis!
Du hast dir so viel Mühe gemacht, Respekt!
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Conquest

Beitrag von Perry Rhodan »

alex1181 hat geschrieben: 27.11.2011 17:42 Uriah Heep - Conquest (1980)



Vorab: Ich habe einen speziellen Bezug zum Album vor allem aus 2 Gründen. Zum einen verbinde ich sehr schöne Erinnerungen an die Zeit, in der ich das Album für mich entdeckt habe. Zum anderen war es mein erstes UH-Album, da kannte ich die Bandklassiker wie „Demons and Wizzards“ oder „Look At Yourself“ noch nicht, und konnte (und kann immer noch ) „Conquest“ mit den anderen, „typischeren“ UH-Alben nicht direkt vergleichen. UH stufe ich zudem als eine wichtige und über jeden Zweifel einflussreiche Band ein, die allerdings nicht zu meinen All-Time Faves gehört, da neben viel Licht leider auch viel Schatten, wie (auch) in der „klassischen Phase“ der ersten Hälfte der 70er (ich sage nur: „Wonderworld“ zum großen Teil), wie auch ab der zweiten Hälfte der 80er. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich sehe das Album eindeutig etwas unvoreingenommener, als manch einer UH-Fan.

Zur Vorgeschichte und den Songs von „Conquest“ brauche ich nicht viel sagen: Armin hat diese gut dargestellt, und der stimme ich auch zu. Lediglich die Meinungen über die absolute Bewertung der Songs (bis auf Carry On :sick: ) gehen aus einander.

Das Album hat irgendwie wenige Fans, und wird oft hinsichtlich der damaligen Band-Besatzung, des Songmaterials und des mangelnden kommerziellen Erfolges als ein Flop dargestellt. Das mit dem kommerziellen Flop stimmt schon mal eindeutig nicht: Im Top 200 Billboard schnitt das Album nicht wesentlich schlechter ab, als die 3 UH-Alben davor. In der UK 40 Top erreichte das Album einen Rang von 37 (die 3 UH-Alben davor erreichten die TOP 40 nicht). Im Jahr 1980, bei der starken Konkurrenz (was damals raus kam in Hard Rock/NWOBHM) imo(!) ein mehr als respektabler Erfolg. In der Presse wurde das Album seinerzeit zudem größtenteils (sehr) positiv besprochen.

Der Bandhaupt-Songschreiber Ken Hensley (in „klassichen“ UH-Jahren für bis zu 70-80% des Songmaterials verantwortlich, war spätestens ab der zweiten Hälfte der 70er aufgrund des übermäßigen Drogenkonsums nicht in der Lage (bis auf wenige Ausnahmen) Songs zu schreiben, die es mit den alten Klassikern (imo bis auf wenige Ausnahmen) aufnehmen konnten. Man betrachte nur die 3-4 Alben davor. So trugen andere Bandmitglieder erheblich zum Songwriting bei, was diesem imo eindeutig gut tat.

Der Hauptkritikpunkt an „Conquest“ sind jedoch die etwas „andere“ Musikausrichtung, und vor allem die Stimme von John Sloman. Es war meiner Meinung nach zu dem Zeitpunkt genau die richtige Entscheidung, im Jahr die Sache etwas stärker AOR-/Pomp-Rock-mäßig und mit einem jungeren Vokalisten, anzugehen. Dazu war John Sloman, der stimmlich als ein Mix aus Glenn Hughes/Robert Plant rüber kommt, genau der richtige Mann. Die urtypischen UH-Trademarks (z.B. „Fools“, „Feelings“ sind typische UH-Songs) werden nicht aufgegeben, vielmehr drückt John Sloman den Songs seinen eigenen Stempel auf.

Nach einer kurzen Tour brach die Band vorerst aus mehreren Gründen auseinander, und somit ging der „Conquest“-Kapitel zu Ende, bis ein wirklicher Neuanfang in einer neuen Bandbesatzung im Jahr 1982 erfolgte, mit einem „Conquest“ nicht unähnlichen Sound. Das 1982er Album, „Abominog“, enthielt u.a. eine Neueinspielung von einem Song aus der „Conquest“-Phase, „Think It Over“.“Abominog“ war ein voller Erfolg, und „Think It Over“ ist definitiv einer der Abominog-Highlights.


Es wird oft geschrieben, dass Ken Hesley seine Probleme mit der Live-Darbietung der UH-Klassikern durch John Sloman hatte. :ka:, das kann ich mir vorstellen. Ich selbst hätte gerne die Songs wie „July Morning“, „The Wizzard“, „Choices“ oder „Weep In Silence“ in der Darbietung von Sloman gehört.

Was unter dem Strich bleibt, ist ein interessantes Album mit etlichen starken Songs (und leider einem Totalausfall Carry On), das es verdient, gehört zu werden.

Hier ein paar Songs in der Live-Darbietung:


[youtube]VjJ4vJe4hy0&feature=related[/youtube]
"Vorab: Ich habe einen speziellen Bezug zum Album..."

Sehr gut beschrieben, das geht mir auch oft so!
Man hat manchmal zu einer LP eine gewisse Verbundenheit, eine gewisse Geschichte,
das können andere natürlich nicht nachvollziehen!
Zuletzt geändert von Perry Rhodan am 29.10.2019 15:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

Beitrag von Perry Rhodan »

Einfach schön zu lesen, dass auch andere Hörer noch auf so Platten aus der Steinzeit
von z.B. Heep und Y&T stehen!
Es gibt noch mehr positiv Verrückte! :)
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Conquest

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 06.03.2012 00:01 Abominog (1982)

COVER

Veröffentlichung: März 1982

Besetzung:
Peter Goalby – Vocals
Mick Box: Guitars, Vocals
John Sinclair: Keyboards, Vocals
Bob Daisley: Bass, Vocals
Lee Kerslake: Drums, Vocals

Was macht man, wenn sich plötzlich alles in Luft auflöst und man als einzig verbliebenes Bandmitglied vor einem einzigen Scherbenhaufen steht? Man schließt sich mit ein paar Flaschen Whiskey in seiner Wohnung ein und lässt sich zwei Tage bis zur Besinnungslosigkeit volllaufen!

Sein Agent rät ihm, einen auf Gitar-Hero zu machen und Uriah Heep in der Versenkung zu lassen. Währenddessen treffen bei Mick massig Briefe der Fans ein, die ihn anbetteln, mit der Band weiter zu machen. Und genau das will Mick auch. Als erstes ruft er Lee Kerslake an, ohne zu wissen, dass dieser inzwischen von Ozzy den Laufpass bekommen hat. Da auch der Australier Bob Daisley (u.a. Ex-Rainbow) seinen Bass packen durfte, steht auf einen Schlag die Rhythmus-Gruppe der reformierten Uriah Heep. Zumal sich der Hauptgrund für Lees Ausstieg damals, die Streitereien mit Ken Hensley, nach dessen Abgang ja erledigt haben. Mit John Sinclair ist schnell ein fähiger Keyboarder gefunden, der als Mitglied der Heavy Metal Kids bereist öfters gemeinsam mit Uriah Heep auf Tour gewesen war. Die Wahl für den Sängerposten fällt auf den Trapeze-Fronter Pete Goalby. Der muss zwar erst noch aus vertraglichen Gründen eine Tour mit Trapeze beenden, aber man ist im Bandlager bereit, auf ihn zu warten. Der Wahnwitz an der Sache ist, dass Goalby bereits als Nachfolger von John Lawton im Gespräch und der Favorit von Ken Hensley war, aber dieser von den anderen Bandmitgliedern überstimmt wurde.

In dieser Besetzung wird das Studio gestürmt und die Ridge Farm Sessions aufgezeichnet. Die Aufnahmen umfassen folgende Lieder, die für das neue Album vorgesehen sind:

Children Of The Night ¹
Falling
Freebie And The Bean
Out Of The Ashes
Playing For Time ²
That’s The Way That It Is ² ³
I’m Alive Again ²
Valley Of Kings ²
Sell Your Soul ³

Zusätzlich wurden noch

Hot Persuasion ² ³
Too Scared To Run ³
Chasing Shadows ³

aufgenommen.

¹ nie offiziell veröffentlicht, wurde aber öfters auf Konzerten gespielt, nachzuhören z.B. auf dem Bootleg „Budapest 1982“
² veröffentlicht auf „Time Of Revelation“, „Abominog Remaster“ oder „Still ‘eavy, Still Proud Remaster“
³ neu aufgenommen für Abominog

Da die Lieder teilweise noch keine Texte hatten und es sich nur um Arbeitstitel handelt, kann es sein, dass „Too Scared To Run“ und „Hot Persuasion“ bei den unveröffentlichten Titeln („Falling“, „Freebie And The Bean” und “Out Of The Ashes“) dabei sind.

Gerry Bron kann sich für das Ergebnis der Aufnahmesessions jedoch nicht so recht erwärmen und schickt die Band zusammen mit Produzent Ashley Howe in die Londoner Roundhouse Studios zurück, um einen zweiten Anlauf zu nehmen.

Die Band bekommt einen gewaltigen Schub und auch die Tatsache, dass die Lieder in Teamarbeit entstehen, ohne dass ein Mitglied über alle dominiert, wirkt sich positiv aus. Allerdings ist es auch so, dass die Credits allen zugeschrieben werden, um Streitigkeiten in der Richtung gleich im Keim zu ersticken, während die Eigenkompositionen in Wirklichkeit zum größten Teil aus der Feder von Goalby unter Mithilfe von Box und Sinclair entstehen. Gleich die Hälfte der Lieder sind diesmal Fremdkompositionen, was es bisher in dem Stil auch noch nicht gegeben hatte.

Der Albumtitel stimmt von Daisley als Abwandlung des Wortes „Abomination“. Für das auffällige Cover mit der bedrohlichen Dämonenfratze auf knalligem Rot zeichnet sich Lee Edwards verantwortlich. Die Grundoptik erinnert an „Innocent Victim“, lässt dieses aber im Vergleich wie eine Zeichnung für ein Comic für Kinder wirken. Das würde ich mir gerne mal als Shirt zulegen, aber meine Frau meint, dass unsere Kinder von so was Alpträume bekommen würden *g*. Das Cover wird in den USA übrigens zum zweitschlechtesten des Jahres 1982 gekürt. Die „Spitze“ nimmt Ozzys „Blizzard Of Oz“ ein, was dazu führt, dass Lee und Bob gleich auf beiden Platten vertreten sind.

Dem Album geht eine Veröffentlichung der EP „Aboming-Junior“ voraus, auf der die Lieder „On The Rebound“, „Son Of A Bitch“ und „Tin Soldier“ enthalten sind. Die Single „On The Rebound“ floppt in Groß Britannien, aber immerhin landet „Aboming“ auf Platz 34 in den Charts, wo doch die Veröffentlichungen mit Lawton alle gar nicht in den Charts auftauchten. In den USA wird „That’s The Way That It Is“ öfters auf MTV gebracht, so dass die Single immerhin in den Top 40 landet. Aber leider gelingt es der Band nicht, eine US-Tour an Land zu ziehen, um das Album dort angemessen zu promoten. In Deutschland werden zumindest die Lieder alle regelmäßig im Radio gespielt, so dass Klein-acore das komplette Album scheibchenweise auf Cassette aufzeichnen kann. Das waren noch Zeiten *g*.

Die Lieder:

1. Too Scared To Run (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Das knallt doch von Beginn weg gleich ordentlich aus den Boxen. Die Gitarre brät kräftig, Sinclair macht einen auf John Lord und die Rhythmus-Gruppe gibt richtig Gas. Dazu kommt die mächtige Hardrockröhre von Goalby. Natürlich besitzt er weder die stimmlich Genialität von John Byron noch den Stimmumfang von John Lawton (zum Glück aber auch nicht den Irrwitz von Sloman). Dafür passt sein Organ perfekt zur deutlich härteren Ausrichtung des Albums. Ein perfekteren Opener hätte man nicht wählen können.

2. Chasing Shadows (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Wieder heftig, aber gleich eine Latte bombastischer. Dazu gesellen sich im Refrain wieder Chöre mit Ahs und Ohs wie zu den besten Zeiten. Wobei die Keyboards hier „amerikanischer“ denn je klingen, was aber auch am Produzenten liegen mag. Stimmlich gibt Goalby hier alles und kann auf ganzer Linie überzeugen.

3. On The Rebound (Russ Ballard)
Was für ein Pop-Liedchen im Vergleich zu den beiden Songs vorher. Die Coverversion des Erfolgskomponisten Russ Ballard gefällt Bob Daisley dermaßen wenig, dass er sich weigert seinen Bass für das Lied zu bemühen. Folglich dürften alle Bassspuren aus den Keyboards von Sinclair stammen. Dennoch irgendwie eine coole Nummer, die mir in der Fassung um einiges besser gefällt als das Original. So sorgt die Band auch für etwas Abwechslung. Hier das Original

4. Hot Night In A Cold Town (Geoff-Cushing-Murray/Richard Littlefield)
Die nächste Coverversion (von John Mellencamp ein Jahr vorher auf seinem Album “Nothin’ Matters And What If It Did” veröffentlicht), beginnt sehr getragen nur mit Piano und Gesang, bis richtig losgerockt wird. Schöne Melodie, da gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Aus man steht mehr auf die Metal-Schiene wie zu Beginn des Albums. Original!

5. Running All Night (With The Lion) (Farr/Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Und noch ein flotter Rocker mit kräftiger US-Ausrichtung. Das Lied hat Sinclair von seiner vorherigen Band „Lion“ von deren Album „Running All Night“ mitgebracht. Diesmal dominieren die Keyboards ganz schön über die Gitarre, aber das Lied macht wirklich Laune! Original!

6. That’s The Way That It Is (Paul Bliss)
Und weiter geht’s mit den Fremkompositionen. Das Lied stammt im Original von Paul Bliss und wurde 1979 auf seinem Album „Neon Smiles“ veröffentlicht. Bekannter ist aber die Version des ehemaligen Rainbow-Sängers Graham Bonnet von dessen 1981er Soloalbum “Night Games“. Wieder eine etwas amerikanischer Schöpfung mit toller Melodie und sehr gefühlvollem Gesang von Goalby. Dazu kommen reichlich dick aufgetragene Chöre. Passt! Zum Vergleich das Original und das Cover von Graham Bonnet.

7. Prisoner (Lance/Cooper/Riparetti)
Die Fremdkomposition ist für mich ein bisschen das Lowlight auf dem Album. Etwas belanglos mit einem nicht ganz so starken Chorus gesegnet wie der Rest der Lieder des Albums. Aber ein richtiger Ausfall ist es dann doch nicht. Das Original stammt übrigens von Sue Saad And The Next von derem selbstbetitelten Album aus dem Jahr 1980. Wer auch immer das sein mag. Dafür dürfte Sheena Easton, die sich ebenfalls dieses Liedes angenommen hat, schon eher bekannt sein. Original und Easton-Cover

8. Hot Persuasion (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Das ist jetzt wieder eine Nummer im typischen Stil, mit 1000 Ahs und Ohs, die perfekt zu den beiden ersten Liedern des Album passt. So viel Metal gab es früher eher selten bei Uriah Heep. Toller Kracher.

9. Sell Your Soul (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Gleich der nächste Knaller hinterher. Mit seinem geshouteten Refrain ist das eines der härtesten Lieder der Band überhaupt. Dazu laufen hier alle Mitglieder zur absoluten Höchstform auf. Ob wohl insgesamt die NWOBHM auch irgendwo ihre Spuren in den Kompositionen hinterlassen hat?

10. Think It Over (Bolder/Sloman)
Ein Remake der Single der letzten Bandbesetzung. Für mich eines der schönsten Lieder von Uriah Heep überhaupt. Die leicht melancholische Melodieführung wird teilweise von kräftigen Riffs unterlegt, der Chorus ist dann so zuckersüß, wie er nur sein kann und Goalby singt sich hier die Seele aus dem Leib. Hardrock in Perfektion. Wobei auf dem Original Sloman auch seine beste Gesangsleistung hinlegt. Mir liegt aber Goalbys Stimme einfach mehr. Zur Erinnerung das Original mit Sloman.

Bonustracks

11. Son Of A Bitch (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair) (from Abominog Junior EP)
Der Text ist natürlich grenzwertig debil und das Lied fiel im ersten Anlauf bei Bron auch nicht auf sonderlich viel Gegenliebe, aber das harte Lied mit viel Keyboardeinsatz ist trotzdem gar nicht übel. Passt musikalisch gut zum Text. Voll in die Fresse *g*.

12. Tin Soldier (Marriott/Lane) (from Abominog Junior EP)
Hier handelt sich es um eine Coverversion des Hits der Small Faces. Das Lied passt sehr gut zum aktuellen Stil der Band. 2011 haben auch die Scorpions dieses Lied gecovert. Original und Scorpions-Cover

13. Think It Over (Sloman/Bolder) (video soundtrack)
Ein abweichender Mix und Edit, der für das Fernsehen gemacht wurde. Nicht wirklich essentiell, da tut es auch die reguläre Albumversion.

14. Too Scared To Run (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair) (Live)
Auf der Tour zu „Head First“ wurden diverse Konzerte in Australien und Neuseeland mitgeschnitten. Leider hat es nie zu einem Live-Album der Goalby-Phase gereicht.

15. Sell Your Soul (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair) (Live)
Noch ein Mitschnitt von dieser Tour. Das Lied war Down-Under damals sehr beliebt.

16. That’s The Way That It Is (Paul Bliss) (Live)
Und noch eine Live-Aufnahme von Down-Under.

Leider nur auf der ersten Remaster-Fassung der Platte:

17. That’s The Way That It Is (Paul Bliss) (Previously Unreleased Alternate Demo Version)
Eine Aufnahme der Original-Ridge-Farm-Sessions.

18. Hot Persuasion (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair) (Previously Unreleased Alternate Demo Version)
Auch das ist das Original aus der Ridge-Farm-Session. Da hätte man gerne auch noch die anderen unveröffentlichten Lieder dazupacken können.

Uriah Heep ist zurück – und wie! Den Kracher hätten die Wenigsten der Band noch zugetraut. Sämtliche Schwächephasen der letzten Jahre sind vergessen. Auf Albumdistanz ist man härter denn je. Natürlich ist man voll in den 80ern angekommen. Statt der dominanten Orgel-Klänge gibt es jetzt deutlich mehr Keyboardsounds, wie sie damals in waren und auch der epische Bombastfaktor ist kaum noch vorzufinden. Dafür gibt es Melodien in Perfektion mit band-typischem Chorgesang. Auch die neue Besetzung erweist sich als ein Volltreffer, besonders Pete Goalby ist ein Glücksgriff. Nicht nur dass seine Stimme prima zur Musik passt, er erweist sich auch als herausragender Komponist. Insgesamt kurz vor der Höchstnote: 9,5/10

Der erfolgreiche Reboot:


[/color]
"Uriah Heep ist zurück"
Das trifft es genau!
Ich hatte damals wirklich "Angst", dass Heep Geschichte sind
und plötzlich war diese LP auf dem Markt.
Eine ganz wichtige Platte für die Band!!!
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Abominog

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 27.03.2012 21:06 Head First (1983)

COVER

Veröffentlichung: Mai 1983

Besetzung:
Peter Goalby – Vocals
Mick Box: Guitars, Vocals
John Sinclair: Keyboards, Vocals
Bob Daisley: Bass, Vocals
Lee Kerslake: Drums, Vocals

Binnen eines Jahres geht man mit der gleichen Besetzung erneut mit Produzenten Ashley Howe ins Studio, um den Nachfolger von „Abominog“ einzuspielen. Entsprechend gering sind die stilistischen Änderungen. Auch mehrere Fremdkompositionen sind wieder am Start, wenn auch der Anteil diesmal etwas geringer ist.

Für das tolle, surreale Cover zeigt sich Peter Goodfellow verantwortlich.

Das Album ist noch nicht richtig auf dem Markt, da dreht sich mal wieder das Personalkarrusell: Bob Daisley kann einem Angebot von Ozzy, das nächste Album „Bark At The Moon“ mit ihm zu komponieren, nicht widerstehen und kehrt zu ihm zurück. An der Musik und den Mitgliedern liegt es definitiv nicht, dass er aussteigt, aber dass Uriah Heep absolut katastrophal gemanagt werden, ist offensichtlich. Kunst und Spaß hin oder her, aber im Endeffekt muss man auch seine Rechnungen bezahlen können. Bob ist richtig enttäuscht von Gerry Bron und Bronze Records, weil die Band keine richtige Unterstützung erhält und von ordentlicher Promotion-Arbeit wenig zu spüren ist. Als Nachfolger kehrt sein Vorgänger Trevor Bolder zurück und verbleibt dort bis zum heutigen Tage.

Dass Bronze-Records im Juni 1983 Pleite geht, überrascht im Endeffekt nicht wirklich. Bron hat sich restlos mit seiner wenig erfolgreichen Fluglinie verschuldet und reißt seine Plattenfirma mit in den Abgrund. Uriah Heep verlieren dadurch nicht nur ihren Plattenvertrag, sondern auch viel Geld sowie die Rechte an ihren Liedern.

Die Band macht aus der Not eine Tugend und geht erst mal monatelang auf Welttournee. Wobei das Wort „Welt“ hier absolut wörtlich zu nehmen ist. Man spielt z.B. ausgiebig in den USA, u.a. mit Rush („who owed us a few favours“), Judas Priest („who treated us like shit“) und Def Leppard, bei denen Joe Elliot absolut von der angenehmen Zusammenarbeit begeistert ist. Uriah Heep seien die beste Band, mit denen sie jemals aufgetreten sind, egal ob als Headliner oder als Support. In Europa stehen nicht nur Konzerte in den üblichen Ländern an, sondern auch in Griechenland, Ungarn und Bulgarien. Wenn man schon mal in Australien und Neuseeland auftritt, kann man ja noch Malaysia, Indonesien, Indien und Hongkong mitnehmen. Japan oder Kanada sind da schon wieder eher Standard im Gegensatz zu Israel. In Bombay nimmt Goalby ein Souvenir in Form einer Narbe an seinem Hintern mit, als ein drogenbedingt verwirrter Fan die Bühne stürmt und sich an ihm festbeißt! Vermutlich wollte er ihn gar nicht beißen, sondern nur umarmen. Als aber die Polizei die Bühne stürmt, gerät er in Panik und beißt sich fest. Erst mit Schlagstockeinsatz kann er von Pete entfernt werden. Erstaunlicherweise trifft der Sänger bei der ganzen Aktion laut Mick Box weiterhin jeden Ton. Dafür darf er sich nach dem Konzert ein paar Spritzen abholen und die Narbe bis heute behalten.

Die Lieder:

1. The Other Side Of Midnight (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Der Opener schließt nahtlos an das Vorgängeralbum an. Zeitgemäßer, moderner Hardrock, typische Gitarren-Klänge von Mick und reichlich Keyboardteppiche, feiner Refrain, viele Chöre, Petes kräftiger Gesang – alles wieder da. Guter Opener.

2. Stay On Top (T. Jackson)
Das Lied darf getrost als Gegenstück zu “On The Rebound” gesehen, sozusagen das Pop-Stück der Platte. Eigentlich hat das Lied alles, um zum damaligen Zeitpunkt zum Hit zu werden. Naja, war wohl nix. Komponiert wurde das Lied von Tommy Jackson, wobei ich keine Ahnung habe, ob das nur eine Fremdkomposition ist oder eine Coverversion. Falls Letzteres der Fall ist, dann kenne ich das Original nicht, dafür die Version von Virgin Steel. Der Vorschlag, das Lied auf die Scheibe zu packen, stammt von Produzent Ashley Howe.

3. Lonely Nights (Adams/Vallance)
Ein megaeingängiger Orhwurm aus dem Hause Bryan Adams, dessen Version wohl wesentlich bekannter sein dürfte. Hier das Original

4. Sweet Talk (Box/Daisley/Goalby/J. Sinclair/Kerslake/L. Sinclair)
Auch wieder recht poppig, aber dennoch mit kernigen Gitarren unterlegt. Und noch ein Refrain, der sofort ins Ohr geht. Auch das hätte als Single Hitchancen gehabt.

5. Love Is Blind (Carbone/Zito)
Die nächste Coverversion, diesmal von Joey Carbone und Richie Zito komponiert. Das Original dieses Ohrwurms wurde von John O‘Banion eingesungen und ist eigentlich keinen Deut schlechter, wie ich damals bei der AOR-Sampler-Aktion feststellen durfte (Danke an Skinfather in dem Zusammenhang!). Original!

6. Roll-Overture (Box/Daisley/Goalby/Sinclair)
Mitten in der CD eine derartige Bombast-Overtüre wirkt im ersten Moment etwas befremdlich, aber zu Vinyl-Zeiten war das der Auftakt der B-Seite. Hier ziehen die Jungs mal wieder alle Register ihres musikalischen Könnens.

7. Red Lights (Box/Daisley/Goalby/Sinclair)
Fließend ist dann der Übergang in das bisher härteste Stück der Platte. Diesmal wieder mehr Metal als Hardrock, auch wenn die Heep-typischen Ahs und Ohs natürlich nicht fehlen dürfen. Volltreffer!

8. Rollin‘ The Rock (Box/Daisley/Goalby/Sinclair)
Danach wird gleich mehrere Gänge zurück geschaltet. Ein ruhiger und atmosphärischer Einstieg mit Herzschlagrhythmus in das Lied. Leider ist der schön heftige Refrain etwas platt ausgefallen und kann mit den Strophen selbst nicht mithalten. Schade, denn die kontrastreiche Komposition hätte das Zeug zum Albumhighlight gehabt.

9. Straight Through The Heart (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Hier geht es fließend weiter in den nächsten Ohrwurm. Was haben die damals einen mächtigen Chorus nach dem nächsten rausgehauen, ohne dass sich nochmals der Riesenerfolg wie in den 70ern eingestellt hätte. Goalby singt sich hier absolut die Seele aus dem Leib, aber auch die instrumentalen Teile wissen voll zu überzeugen. Noch ein Volltreffer.

10. Weekend Warriors (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Da muss wohl jemand Pete gesteckt habe, dass noch ein richtiger Uptempo-Kracher fehlt. Bitte schön: hier ist er. Das Lied hat mich vor 30 Jahren beim ersten Hören im Radio auf Anhieb weggeblasen und gefällt mir heute noch genauso gut. Das könnte doch mal eine Metalband covern *g*.

Bonustracks

11. Playing For Time (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair) (EP track)
Eine Komposition der Ridge-Farm-Sessions, die für „Abominog“ neu aufgenommen wurde, es dann aber doch nicht aufs Album geschafft hat und auf irgendeiner EP Verwendung fand. Naja, um ehrlich zu sein, wäre das trotz der wabernden Orgelklänge auch nicht wirklich als Albumhighlight durchgegangen, was aber mehr am hohen Niveau von „Abominog“ liegt, denn schlecht ist das Lied nun auch wieder nicht.

12. Searching (Goalby) (extended Demo)
Wahrscheinlich ein Lied aus den Aufnahmesessions zu “Head First”, zu dem es nicht mal einen Text gibt. Wobei man auch deutlich beim Anhören merkt, dass es nicht als Instrumental gedacht ist. Hätte aber was werden können.

13. The Other Side Of Midnight (Box/Daisley/Goalby/Kerslake/Sinclair) (Live)
Eine Live-Version des Album-Openers von der Down-Under-Tour. Wahrscheinlich wurde das Lied in Palmerston, North auf der Nordinsel Neuseelands mitgeschnitten.

14. Lonely Nights (Adams/Vallance) (Live)
Der Mitschnitt stammt wahrscheinlich vom gleichen Auftritt. Die Beiträge der Zuschauer sind hier mehr als grenzwertig. Eher grenzdebil *g*.

15. Angel (Goalby/Sinclair/Bolder/Kerslake/ Box) (Live)
Diese Aufnahme kann man nicht mehr exakt zuordnen. Falls sie ebenfalls von dieser Tour stammt (was wahrscheinlich ist), dann gibt es einen interessanten Ausblick aus nächste Album.

Leider nur auf der ersten Remaster-Fassung der Platte:

16. The Wizard (Hensley/Clarke) (Previously Unreleased Live Version)
Da ich nicht im Besitz dieser Version der Scheibe von 1997 bin, kann ich zu diesem Mitschnitt leider nichts sagen.

Uriah Heep bringen es fertig, genau da weiter zu machen, wo sie mit dem granatenstarken Vorgänger aufgehört haben. Eingängiger AOR, Hardrock, popartige Nummern, Bombast, Heavy Metal – alles dabei. Erfreulicherweise ist auch absolut kein Ausfall auf der Platte auszumachen, im Gegenteil: die Hitdichte ist enorm. Wobei mir persönlich die fremdkompositionsfreie B-Seite sogar noch besser gefällt. Ich habe jetzt eine Weile wegen der Note mit mir gerungen, weil mir persönlich „Abominog“ ein klein wenig besser gefällt. Aber wenn man ehrlich ist, wird das Niveau absolut gehalten, deshalb die gleiche Note: 9,5/10

Ohrenschmeichler:


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So ein Pech! Da hat die Gruppe wieder eine gute Platte am Start und Bronze geht Pleite...
Uriah Heep typisches Pech eben...
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Perry Rhodan
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Head First

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 28.03.2012 07:25
tigerarmy hat geschrieben:ich beschäftige mich ja noch nicht so lange mit Uriah Heep und hab eben erst mal mit den üblichen Verdächtigen angefangen.
Aber diese Scheibe hatte ich irgendwie überhaupt nicht auf dem Radar. Kann das sein dass die heutzutage in der Allgemeinheit ziemlich untergeht? Wenn ja, könnte das vermutlich aber am schon angesprochenen Bankrott von Bronze Records damals liegen. Zumindest habe ich die Platte auch deutlich seltener auf Flohmärkten gesehen als viele andere Heep LPs (ehrlich gesagt, ist sie mir bewusst noch gar nicht aufgefallen).
Ich glaube generell, dass die Auflagen der Scheiben aus den 70ern deutlich höher sein dürfte. Die Millionen von Platten haben sie ja auch in dem Jahrzehnt abgesetzt. Ab 1980 hielt sich der Erfolg doch deutlich in Grenzen. Was aber nichts über die Qualität der Musik aussagt. Speziell bei "Head First" kommt tatsächlich die Pleite von Bronze noch hinzu, die ja kurz nach der Veröffentlichung stattfand. Aber beim Nachfolger war es auch nicht viel besser, dazu demnächst mehr *g*.
Man konnte sich 1983 glücklich schätzen, wenn man eine LP von "Head First" erstanden hatte, nach der Pleite kam nichts mehr in die Geschäfte!
Tolles Foto übrigens von Mick auf der Rückseite (auf der Billiardplatte)! :)
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

Beitrag von acore »

Perry Rhodan hat geschrieben: 29.10.2019 14:06 Einfach schön zu lesen, dass auch andere Hörer noch auf so Platten aus der Steinzeit
von z.B. Heep und Y&T stehen!
Es gibt noch mehr positiv Verrückte! :)
Dank der Gnade der frühen Geburt :clown: bin ich ja mit dem Zeug groß geworden. Inzwischen höre ich seit genau 40 Jahren derartige Musik, da macht es mir Spaß, auch einiges darüber zu schreiben. Das funktioniert halt mit den Bands, mit denen man groß geworden ist, mit Abstand am besten. Styx wäre auch ein geeigneter Kandidat für eine Huldigung, aber da wäre die Beteiligung noch geringer als bei UH.
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Head First

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 04.07.2012 21:14 Equator (1985)

COVER

Veröffentlichung: März 1985

Besetzung:
Peter Goalby – Vocals
Mick Box: Guitars, Vocals
John Sinclair: Keyboards, Vocals
Trevor Bolder: Bass, Vocals
Lee Kerslake: Drums

Mit Rückkehrer Trevor Bolder am Bass kann das neue Album angegangen werden. Nach der Pleite von Bronze Records steht die Band aber zum ersten Mal in ihrer Geschichte ohne Plattenfirma da. Es gelingt bei Portrait, einer Tochter von CBS (heute Sony Music), unterzukommen. Leider stellt sich bald heraus, dass hier die absolut falsche Wahl getroffen wurde, denn das Label macht absolut nichts für die Band. Nicht einmal die Distribution haut hin. Man geht für das Album auf große Welttournee, aber die Fans können oft die Platte gar nicht in den Läden finden. Wie stiefmütterlich die Band behandelt wurde, zeigt schon alleine die Tatsache, dass ich über 10 Jahre auf eine CD-Veröffentlichung warten durfte! Wenigstens hat Lemon Recordings sich die Rechte gesichert und 2010 eine wertige 25th Anniversary-Edition veröffentlicht, die den Deluxe-Editions aus der Bronze-Ära von Sanctuary nahe kommt. Lediglich die Texte fehlen.

Bei der Wahl des Produzenten geht man mit Tony Platt (Gary Moore, AC/DC, Foreigner, Manowar, Motörhead und Krokus) auch neue Wege. Er verpasst der Band einen äußerst geschliffenen Sound, der extrem auf den amerikanischen Markt ausgerichtet ist. Wobei er bis heute behauptet, dass sein Mix auf dem Weg zur Plattenfirma wohl verloren ging und ein hastig zusammengeschusterter Remix den Weg auf die Platte gefunden hat.

Auffällig ist, dass diesmal komplett auf Fremdkompositionen verzichtet wurde. Immerhin spendiert Portrait zwei Singles: „Rockarama“ (sogar mit Promotionvideo) und „Poor Little Rich Girl“, die natürlich Dank der fehlenden Unterstützung der Plattenfirma beide komplett floppen. Also geht man absolut ausgiebig auf Tour, bis irgendwann in Australien nach 16 Tagen ohne Day Off die Stimme von Goalby den Geist aufgibt. Frustriert verlässt der Sänger im Oktober 1985 die Band. Zitat: „I loved and believed in Uriah Heep but it kicked the shit out of me in the end.” Zu allem Überfluss versucht Ozzy Osbourne zum zweiten Mal, John Sinclair in seine Band zu locken. Diesmal mit Erfolg. Ähnlich wie Bob Daisley gibt Sinclair zu, dass die finanzielle Situation ausschlaggebend ist. Zitat: „I took the job with Ozzy for the money. It was a shame in a way because I had a great time in Uriah Heep. I just couldn’t afford to be there any longer.” Im Februar 1986 steht die Band also auch ohne Keyboarder da. Damit fehlen außerdem zwei der Hauptsongwriter der vergangenen Jahre.


Die Lieder:

1. Rockarama (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Der Opener steht ganz in der Tradition von „Stay On Top“ oder „On The Rebound“ auf den Vorgängern: äußerst eingängiger Pop-Rock. Wobei hier noch perfekte Chorgesänge dazu kommen. In einer perfekten Welt hätte das Lied in den USA erfolgsmäßig durch die Decke gehen müssen. Die klassischen Fans der Frühphase der Band dürften sich spätestens bei der Textzeile „Hey Little Girl I’m On MTV“ mit Grausen abgewandt haben. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass das Lied ein Volltreffer ist, der dem damaligen Zeitgeist voll entspricht.

2. Bad Blood (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Und wieder extreme eingängig mit starken Keyboardteppichen, allerdings weniger poppig. Das Lied bietet typischen 80er-AOR mit starkem Refrain.

3. Lost One Love (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Eine der schönsten Herz-Schmerz-Balladen von Uriah Heep, die absolut single-hit-tauglich ist. Zum Ende hin singt sich Goalby in einen wahren Rausch und liefert eine der besten Leistungen für die Band ab. Dazu kommt noch ein gefühlvolles Solo von Mick. Zeitlos schön und bis heute in der Lage, mir eine dicke Gänsehaut zu besorgen.

4. Angel (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Wieder typischer 80er-AOR, der locker mit den Größen aus Amerika mithalten kann. Nix für UH-Traditionalisten, aber Genre-Fans dürfen sich an dem eingängigen Chorus erfreuen.

5. Holding On (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Das Lied schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist also mega-eingängig und kann als absolut kommerziell bezeichnet werden, besitzt aber ein krachendes Gitarrensolo und mehr Pep als z.B. „Angel“ und „Bad Blood“. Die Satzgesänge sitzen hier auch wieder perfekt, das kriegt sonst kaum eine Band so hin.

6. Party Time (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Mit den Party-Liedern von Uriah Heep habe ich es wohl nicht so. Für mich ist das das Lowlight des Albums. Das Lied ist mir doch etwas zu platt ausgefallen.

7. Poor Little Rich Girl (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Mit der Halbballade folgt dafür sofort das Albumhighlight! Keyboarder Sinclair darf dem Lied mit dem Intro seinen Stempel aufdrücken und Goalby singt absolut perfekt. Die Stimmung ist ziemlich düster und depressiv. Nach dem ruhigen Beginn wird der Song immer bombastischer und gipfelt in einem wunderschönen Chorus. Das dürfte das wohl „klassischste“ Lied der Goalby-Phase sein.

8. Skool’s Burning (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Das Werk zielt auf ähnliche Zielgruppe wie „Party Time“ ab, dafür wirkt die Komposition aber wesentlich inspirierter und zwingender, besonders die Bridge ist richtig stark ausgefallen und die daran anschließenden Keyboard-Fanfaren sind so extrem 80er wie sie nur sein können.

9. Heartache City (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Was für ein Refrain! Da haben sich die Jungs einen Chorus für die Ewigkeit einfallen lassen, die pure Wucht und absolut eingängig, dazu kommt noch eine gehörige Portion Bombast und ein genialer Spannungsbogen. Kaum zu toppen!

10. Night Of The Wolf (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair)
Und zum Schluss gibt es noch mal so richtig was auf die Ohren. Scheinbar ist aufgefallen, dass noch ein Up-Tempo-Bombast-Hammer fehlt, bei dem auch die Orgel ausgepackt werden darf. Mit seiner Dramatik stellt das Lied locker „Weekend Warriors“ vom Vorgänger-Album in den Schatten. Ein weiterer Volltreffer, der das Album perfekt abrundet.

Bonustracks

11. Rockarama (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair) (7‘‘ Single A-Side Edit)
Eine leicht gekürzte Version des Openers, braucht man nicht wirklich.

12. Backstage Girl (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair) (7‘‘ Single B-Side)
Der Song gefällt mir zwar besser als „Party Time“, kann aber mit den Album-Highlights definitiv nicht mithalten.

13. Gypsy (Box/Byron) (Live)
Eine Live-Version des Klassikers vom Debüt-Album, der auf der Rückseite der „Rockarama“-Maxi Verwendung fand. Hier kann man ganz gut hören, dass Goalby zwar ein toller Sänger ist, aber stimmlich Byron bei Weitem nicht das Wasser reichen kann. Von Uriah Heep gibt es zwar zig Live-Alben, aber leider keines mit Goalby. Lediglich eine DVD der „Equator“-Tour („Gypsy“). Es wird Zeit, dass sich da endlich was tut.

14. Poor Little Rich Girl (Bolder/Box/Goalby/Kerslake/Sinclair) (7‘‘ Single Version)
Leider verliert das Lied durch die Kürzung einiges von seinem Zauber, deshalb eher verzichtbar.

Dank des Versagens der Plattenfirma dürfte „Equator“ eines der Uriah Heep Alben sein, das die wenigsten Leute kennen. Dazu kommt, dass hier extrem auf den amerikanischen Markt geschielt wird, was viele Alt-Fans zusätzlich vergrault. Auch die äußerst geschliffene Produktion trägt hier seinen Teil dazu bei. Losgelöst vom Bandkontext bietet das Album für mich eine der genialsten 80er-Hardrockscheiben, ähnlich „Drastic Measures“ von Kansas oder „90125“ von Yes, die nicht den Erwartungen der Hardcore-Fans der jeweiligen Bands entsprechen, dafür als Einzelalben dennoch perfekt funktionieren. Außerdem bietet die Scheibe mit „Poor Little Rich Girl“, „Heartache City“ und „Night Of The Wolf“ sowie der genialen Ballade „Lost One Love“ einige meiner Lieblingslieder der Band. Wenn nicht das dürftige „Party Time“ drauf wäre, würde ich glatt die Höchstnote vergeben, so trotzdem 9,5/10! Fans der Frühphase ohne Faible für AOR dürfen in Gedanken 2 Punkte abziehen *g*.

Poliertes:


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Ich finde die Produktion sehr gelungen, sehr fett und dynamisch!
Aber nicht alle Songs gefallen mir. `Night of the wolf` und `Poor little rich girl` sind aber top.
Vielleicht hätte man besser auf 2 oder 3 Cover-Tracks zurückgreifen sollen?!
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

Beitrag von Perry Rhodan »

acore hat geschrieben: 29.10.2019 15:31
Perry Rhodan hat geschrieben: 29.10.2019 14:06 Einfach schön zu lesen, dass auch andere Hörer noch auf so Platten aus der Steinzeit
von z.B. Heep und Y&T stehen!
Es gibt noch mehr positiv Verrückte! :)
Dank der Gnade der frühen Geburt :clown: bin ich ja mit dem Zeug groß geworden. Inzwischen höre ich seit genau 40 Jahren derartige Musik, da macht es mir Spaß, auch einiges darüber zu schreiben. Das funktioniert halt mit den Bands, mit denen man groß geworden ist, mit Abstand am besten. Styx wäre auch ein geeigneter Kandidat für eine Huldigung, aber da wäre die Beteiligung noch geringer als bei UH.
Ich höre seit ca. 1977 Heep.
Die ersten Platten, die ich von ihnen bewußt wahr genommen habe, waren "Innocent Victim" und das schwarze Album "The Best Of...".
Zuletzt geändert von Perry Rhodan am 29.10.2019 19:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

Beitrag von Perry Rhodan »

Ich schreiben mal meine Einschätzung der Heep-Alben (vielleicht interessiert es dich ja) :

Very `Eavy, Very `Umble - 1970 - 9/10
Salisbury - 1971 - 8/10
Look At Yourself - 1971 - 9,5/10
Demons And Wizards - 1972 - 9,5/10
The Magician`s Birthday - 1972 - 8/10
Sweet Freedom - 1973 - 9/10
Wonderworld - 1974 - 7/10
Return to Fantasy - 1975 - 8/10
High And Mighty - 1976 - 6/10

Firefly - 1977 - 7,5/10
Innocent Victim - 1977 - 7,5/10
Fallen Angel - 1978 - 4/10
Five Miles/Ten Miles - 1979 - 3,5/10

Conquest - 1980 - 7,5/10 oder 8/10 (auch heute immer noch schwer zu beurteilen)

Abominog - 1982 - 7,5/10
Head First - 1983 - 7,5/10
Equator - 1985 - 6/10

Raging Silence - 1989 - 7/10
Different World - 1991 - 4/10

Sea Of Light - 1995 - 9,5/10
Sonic Origami - 1998 - 8/10

Wake the Sleeper - 2008 - 8/10
Into the Wild - 2011 - 8,5/10

Outsider - 2014 - 7,5/10
Living the Dream - 2018 - 8,5/10

Ich bin wohl etwas strenger als du... :)
Aber auch die schwächeren/schwachen Alben haben doch irgendwie etwas...sie gehören einfach zu
den Heepern!

Live gefallen mir besonders :

Live Jan. 1973 - 1973 - 9,5/10
Live in Europe 1979 - 8,5/10
Future Echoes of the Past - 2000 - 9/10
Zuletzt geändert von Perry Rhodan am 09.02.2020 09:42, insgesamt 1-mal geändert.
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