Der A(OR)Core-Thread: Y&T - eine kleine Huldigung

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acore
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Demons And Wizards

Beitrag von acore »

Lunt hat geschrieben:Rainbow Demon = Bester Heep Song (überhaupt)
Ah, da mag jemand die düstere Seite der Band. Die Richtung haben sie leider nie weiter ausgebaut.
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acore
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Demons And Wizards

Beitrag von acore »

The Magician's Birthday (1972)

COVER

Veröffentlichung: November 1972

Besetzung:
David Byron: Vocals
Mick Box: Guitars
Gary Thain: Bass Guitar
Ken Hensley: Keyboards, Guitars, Moog, Synthesizers
Lee Kerslake: Drums and Percussion

Nach dem großen Durchbruch mit dem Vorgängeralbum und entsprechend erfolgreicher Tour schickt Sklaventreiber Bron die Band bereits nach einem halben Jahr wieder ins Studio. Hensley schwebt ein Konzeptalbum auf Grundlage einer von ihm im Sommer geschriebenen Kurzgeschichte vor. Weil aber Bron den Studiotermin weiter nach vorne zieht, um möglichst schnell wieder etwas an der Band verdienen zu können, bleibt von dem Konzept nur das Kernstück - der über 10-minütige Titelsong - übrig. Wenn man sich deutlich vor Augen hält, in welch kurzer Zeit die Band die ersten 5 Alben veröffentlicht, ist das der reine Wahnsinn. Andere Gruppen sind da noch mit dem Aufstellen des Equipments für eine Aufnahme beschäftigt!

Insgesamt zeigt sich schon hier, dass Bron auf dem besten Weg ist, den Bogen zu überspannen. Hinzu kommt, dass er als Produzent die Kompositionen von Hensley den Liedern der anderen Bandmitglieder bevorzugt. Von den 8 Liedern stammen folglich 5 aus Hensleys Feder alleine. Entsprechend groß ist inzwischen auch Kens Ego. Leider entwickelt sich auch David immer mehr zum "Rockstar", der es liebt, absolut im Mittelpunkt zu stehen. Drogen- (Ken mit Kokain und Gary mit Heroin) und Alkoholkonsum (besonders David) tun ein Übriges, dass es beim Bandklima nicht zum Besten steht. Dennoch ist dies die erste Scheibe, die mit einem konstanten Line-Up entsteht. Eine weitere Konstante ist die Arbeit mit Bron in den Lansdowne Studios in London.

Für das Fantasy-Cover wird erneut mit Roger Dean zusammengearbeitet. Wobei in meinen Augen auch dem Kunstwerk etwas Unfertiges anhaftet. Während der Kampf zwischen Gut und Böse mit dem Krieger im Vorder- und dem Magier im Hintergrund gut herausgearbeitet ist, beherrschen viele einfarbige rote und blaue Flächen das Bild. Mit mehr Zeit hätte Dean sicher viel mehr aus dem Werk machen können.

Die Lieder:

1. Sunrise (Hensley)
Nach dem Orgeleinstieg und dem ersten "AHHH" nach 20 Sekunden weiß der Hörer genau, dass es da weiter geht, wo man mit dem letzten Album aufgehört hat. Ein Epos höchster Güteklasse mit wunderbarem Spannungsbogen, Laut-Leise-Dynamik, mächtigem Chorus, dröhnender Orgel und fetzigen Riffs. Kurz: ein absolutes Highlight.

2. Spider Woman (Box/Byron/Kerslake/Thain)
Das rock 'n' roll-ige Lied geht dann in eine komplett andere Richtung, mit der ich persönlich gar nichts anfangen kann. An Bedeutungslosigkeit kaum zu überbieten.

3. Blind Eye (Hensley)
Außer der Lead-Guitar ist das Lied sehr akustisch gehalten und soll wohl die Fans von"The Wizard" ansprechen. Leider reicht es weder in der Dramatik noch in der Melodie ansatzweise an das Vorbild heran.

4. Echoes In The Dark (Hensley)
Endlich, es wird wieder epischer und meine Zufriedenheit geht gleich in die Höhe. Wobei das Lied sehr getragen zur Sache geht. Dafür kommt der Bass von Thain streckenweise sehr schön zur Geltung, ebenso der dramatische Gesang von Byron. Solides Futter für die Fans, mehr aber auch nicht.

5. Rain (Hensley)
Schöne Akustik-Ballade mit David in Bestform!

6. Sweet Lorraine (Box/Byron/Thain)
Wohl bis heute eines der Lieder von Uriah Heep, mit dem ich mir am schwersten tue. Die ganzen großartigen musikalischen Ansätze, die hier auftachen, werden für mich durch den absolut banal-platten Chorus ruiniert. Mit den Party-Songs habe ich es wohl nicht so.

7. Tales (Hensley)
Das Lied ist ähnlich akustisch ruhig wie "Rain", aber mit etwas mehr Chören und Bombast versehen. Gelungen.

8. The Magician's Birthday (Hensley/Box/Kerslake)
Das Herzstück des Albums! Hier wechseln sich Genie und Wahnsinn ab. Während der Auftakt Uriah Heep in Reinkulktur ist, tut mir der "Happy Birthday"-Teil mit den Kazoo-Klängen von Kerslake bis heute in den Ohren weh. Dass man danach mitten im Lied ausblendet und zu seltsamen sphärischen Klängen, die mit Gitarrenriffs unterlegt sind, umschwenkt, soll wohl progressiv sein. Danach dürfen sich Box und Kerslake austoben, wobei man meiner Meinung nach anmerkt, dass sie den Part nach einem ausgiebigen Pub-Besuch aufgenommen haben. Sonderlich harmonisch klingt das nicht wirklich und die nervig-schrägen Töne zwischendrin hätte sie sich gerne schenken können. Aber auch das Stück geht vorüber und wird gnädig ausgeblendet und zum Schluss geht es wieder songdienlich gelungen zu Werke. Vielleicht muss man Drogen nehmen, um das Lied in seiner Komplettheit zu begreifen. Ohne den Mittelteil wäre das ja eine großartige Komposition, aber so ist mir das entschieden zu viel unmelodisches Stückwerk.

Bonustracks

9. Crystal Ball (Thain) (Magicians Birthday out-take and previously unreleased version)
Hier handelt es sich um eine der wenigen reinen Thain-Nummern aus dem Band-Fundus mit verdammt viel Groove. Leider wurde es nicht komplett bis zum Ende hin bearbeitet. Wenn man da noch etwas Orgelbombast untergelegt hätte, wäre ein Platz auf dem regulären Album sogar verdient gewesen

10. Silver White Man (Byron) (Magicians Birthday out-take and previously unreleased vocal version)
Noch sein ein Demo, das keine Berücksichtigung fand. Vielleicht lag es an dem grusligen Dü-Dü-Dü-Dü-Teil. Später hat es die Komposition auf Byrons erstes Solo-Album geschafft.

11. Proud Words (Hensley) (previously unreleased alternate version)
Eine weitere Version des relaxten Hensley-Songs, die zwischen "Demons And Wizards" und "The Magician's Birthday" aufgenommen wurde.

12. Echoes In The Dark (Hensley) (edited version. Previously unreleased)
Ein Single-Edit des Liedes, der aber keine Verwendung fand.

13. Rain (Hensley) (edited version. Previously unreleased)
Gerüchteweise war dies als Single in den USA gedacht. Aber auch dieser Edit fand keine Verwendung.

14. Happy Birthday (Hensley/Box/Kerslake) (previously unreleased version)
Der exzessive instrumentale Mittelteil des Titelsongs wurde hier weggelassen, dafür wird man doppelt mit dem "Happy Birthday"-Part gequält. Wobei das als Geburtstagslied durchaus Chancen als Single gehabt hätte. Aber auch dazu kam es nie. Warum gibt es eigentlich keine Fassung des Liedes, die nur aus dem Auftakt und dem Abschluss besteht? Das wäre genau meine Version!

15. Sunrise (Hensley) (Single edit. Previously unreleased)
Das Lied wurde tatsächlich als Single ausgewählt, aber in der Originalfassung und nicht in der gekürzten Version.

16. Gary's Song (Thain) (Magicians Birthday out-take -Previously unreleased)
Zweite Version von "Crystal Ball".

17. Silver White Man (Byron) (Magicians Birthday out-take, instrumental)
Eine weitere Fassung der Byron-Komposition, noch ohne Gesang.

Warum viele dieses Album für den Höhepunkt der Bandgeschichte halten, wird sich mir nie erschließen. Highlight bleibt für mich der Opener "Sunrise" und auch die beiden Balladen sind richtig gelungen, dafür ist "Spider Woman" ein totaler Rohrkrepierer und gerade beim Titelsong ist es mir einfach zu viel Wahnsinn und zu wenig Genie. Allerdings bin ich mir sicher, dass das Album deutlich stärker ausgefallen wäre, wenn die Band mehr Zeit für die Ausarbeitung der Kompositionen gehabt hätte. 7,5/10

Genie und Wahnsinn für die Ohren:




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kevsauer1
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von kevsauer1 »

Danke für das Review! Ich setze die Platte auf meinem Einkaufszettel ein Stufen weiter runter
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oger
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von oger »

Im Vergleich zu den beiden Vorgängern finde ich das Album ziemlich durchwachsen. Viel zu ruhig und stellenweise eher zäh.
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acore
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von acore »

oger hat geschrieben:Im Vergleich zu den beiden Vorgängern finde ich das Album ziemlich durchwachsen. Viel zu ruhig und stellenweise eher zäh.
Und sogar mit Fanboy-Brille komme ich nur auf einen halben Punkt mehr als du.
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hunziobelix
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von hunziobelix »

Irgendwie finde ich auch diese Scheibe toll von UH.Der Titelsong ist einfach nur geil und gefällt mir auch heute noch sehr gut.
"Spider Woman" finde ich jetzt nicht so schlimm ist aber schon kein Highlight.Schon alleine wegen "Echoes In The Dark" und "Tales" ist diese Platte scheissegeil....9/10
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Michael a.T.
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von Michael a.T. »

...und RAIN, was für eine Ballade 8) Die Geburtstags Pladde fällt IMO deutlich ab, wenn man zuerst den Zauberer hört.

@acore: Liest sich sehr gut, mir gefallen besonders deine eigenen Einschätzungen FUCK OBJEKTIVITÄT :D Weiter so!
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acore
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von acore »

Warum sollte ich mich hier verbiegen? Den größten Teil der Scheiben kenne ich (mal abgesehen von den Bonustracks) seit Mitte der 80er in- und auswendig. Da macht es mir Spaß, meine persönliche Meinung zu den einzelnen Liedern loszuwerden, ohne Rücksicht auf die allgemeine Meinung zu nehmen. Objektivität? Mir doch egal :D .
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Iqui
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von Iqui »

The Magician´s birthday kenne ich schon ewig und habe immer noch nicht das original. Steht schon so lange auf meiner Einkaufliste. Muss ich jetzt demnächst endlich nachholen. Muss aber Acore in so fern recht geben das ich das Album auch schwächer finde als den Vorgänger. Trotzdem eine richtig gute Platte!
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hunziobelix
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von hunziobelix »

acore hat geschrieben:Warum sollte ich mich hier verbiegen? Den größten Teil der Scheiben kenne ich (mal abgesehen von den Bonustracks) seit Mitte der 80er in- und auswendig. Da macht es mir Spaß, meine persönliche Meinung zu den einzelnen Liedern loszuwerden, ohne Rücksicht auf die allgemeine Meinung zu nehmen. Objektivität? Mir doch egal :D .

Da stimm ich Dir zu.Es ist eh alles Geschmacksache!!!!

:prost:
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Lunt
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthday

Beitrag von Lunt »

Spider Woman . Bedeutungslos , mag ja sein , aber trotzdem ein sehr guter Song
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acore
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - The Magician's Birthd

Beitrag von acore »

Sweet Freedom (1973)

COVER

Veröffentlichung: September 1973

Besetzung:
David Byron: Vocals
Mick Box: Guitars
Gary Thain: Bass Guitar
Ken Hensley: Keyboards, Guitars, Vocals
Lee Kerslake: Drums and Percussion and Vocals

"The Magician's Birthday" folgt das überaus erfolgreiche Live-Doppelalbum "Live January 1973", das zu Recht absoluten Klassikerstatus besitzt und in einem Atemzug mit Scheiben wie Deep Purples "Made In Japan", Rainbows "On Stage" oder Ufos "Strangers In The Night" genannt wird. Natürlich lässt Gerry Bron der Band dennoch keine Ruhepause, so dass Juni 1973 bereits wieder das Studio geentert wird. Da die damalige Labour-Regierung für Unterhaltungskünstler gewaltig die Steuern erhöht, weicht man nach Frankreich in das Chateau d'Herouville bei Paris aus, einem ehemaligen Haus von Chopin, in dem es angeblich spukt. Pink Floyd, David Bowie oder Marc Bolan hatten hier bereits aufgenommen. Besonders Jethro Tull dürfte die Lokalität negativ in Erinnerung geblieben sein, weil sich Martin Barre und Barriemore Barlow bei dem dürftigen Catering eine deftige Lebensmittelvergiftung eingefangen hatten. Nicht umsonst befindet sich auf der Compilation "Nightcap" eine CD, die sich "The Chateau D'Isaster Tapes" nennt. Dass Ritchie Blackmore bei den Aufnahmen zu "Long Live Rock 'n' Roll" hier später Seancen abgehält hat, passt vollkommen ins Bild.

Erfreulicherweise kann man erneut mit dem gleichen Line Up an die Arbeit gehen. Weniger erfreulich ist, dass die Probleme mit Alkohol, Kokain und Heroin nicht weniger geworden sind. Auch das angespannt Verhältnis zu Bron wird immer schlechter. Dazu kommen noch Kens Heimweh während des dreiwöchigen Studioaufenthaltes sowie diverse technische Probleme mit dem Studioequipment, so dass es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass nach Jethro Tull nicht das nächste Disaster entsteht.

Von den Fantasy-Covern hatte man wohl genug, so dass ein Bandfoto in Frankreich mit Sonnenuntergang (den hat Fin Costello einfach aus seinem Zimmerfenster daheim in England aufgenommen) die Platte ziert. Der Album-Titel ist übrigens von der Tatsache inspiriert, dass es der Band kurz vorher gelungen ist, aus dem Vertrag mit einem US-Major-Label zu kommen.

Die Lieder:

1. Dreamer (Thain/Box)
Ein recht geradliniger Rocker mit Byron-typischem Falsett-Gesang und Box-typischen Wah-Wah-Gitarren.

2. Stealin' (Hensley)
Eindeutig das bekannteste Stück des Albums, das in vielen Ländern zum Single-Hit wird und z.B. in Thains Heimat Neuseeland Gold einfährt. Den Vogel schießen mal wieder die Amis ab, weil sie aufgrund der Textzeile "I done the rancher's daughter" die Single aus dem Verkehr ziehen. Absolut stellvertretend für den typischen Sound der Band in den 70ern: Hammond-Orgel pur, Gitarrenriffs satt, pumpender Bass und Chorgesänge bis zum Abwinken. Noch heute ist das Lied bei den Auftritten gesetzt.

3. One Day (Hensley/Thain)
Das ist wohl so was wie das Gute-Laune-Lied der Scheibe. Dazu kommt noch eine wunderschöne Ohrwurm-Melodie, so dass hier einfach alles passt.

4. Sweet Freedom (Hensley)
Es wird Zeit, die epische Seite mit dem Titelsong in den Mittelpunkt zu stellen. Der Chorus kratzt zwar schwer an der Kitschgrenze, aber insgesamt ist das wieder Uriah Heep in Reinkultur!

5. If I Had The Time(Hensley)
Nochmals eher episch-atmosphärisch angehaucht, mit vielen Dynamikwechseln. Byron darf hier wieder alles zeigen, was er drauf hat. Die Hintergrundmelodie hat sich zumindest bei mir seit Jahren im Hirn festgefressen. Einfach wunderschön!

6. Seven Stars (Hensley)
Hier geht es wieder deutlich geradliniger zur Sache und auch die typischen Ah-Oh-Chorgesänge mit fetter Hammondorgelbegleitung fehlen nicht. Dafür wird das Lied mehr von der Akustik-Gitarre anstelle von fettem Heavy-Riffing dominiert. Am Schluss scheint den Jungs aber der Text ausgegangen zu sein. Oder wie kommt man auf die blödsinnige Idee, das Alphabet herunterzusingen?

7. Circus (Thain, Box, Kerslake)
Eine weitere relaxte Akustik-Nummer im Stil von "Rain" oder "Tales" vom Vorgänger.

8. Pilgrim (Hensley/Byron)
Zum Abschluss des regulären Albums gibt es dann mit "Pilgrim" den Bombast-Oberhammer. Schon alleine der Auftakt gehört zum Besten, was die Band jemals aufgenommen hat. Hier ziehen die Jungs alle Register ihres Könnens. Bei allem Bombast wird hier auch ganz schön der Härtegrad hochgeschraubt. Spätestens beim Schlussteil könnte ich jedes Mal vollends steil gehen. Für mich ist das mit Abstand das beste Lied der Band und ich begreife bis heute nicht, warum es bei den Liveauftritten mehr oder weniger jahrelang nicht beachtet wurde.

Bonustracks

9. Sunshine (Thain/Box) (B-side)
Wer auf die dämliche Idee kam, diesen Hammond-Orgel-Rocker lediglich als B-Side zu nutzen, gehört geteert und gefedert. Das Lied würde ich auf der Stelle gegen "Dreamer" oder "Seven Stars" eintauschen.

10. Seven Stars (Hensley) (Extended version, previously unreleased mix)
Speziell der Anfang wird hier deutlich ausgedehnt. Interessante Version.

11. Pilgrim (Hensley) (Extended version, previously unreleased)
Für mich die Erfüllung: noch mehr von meinem Lieblingslied! Überragende Fassung eines genialen Liedes!

12. If I Had The Time (Hensley) (Demo Version by Ken Hensley)
Bereits 1971 hatte Hensley ein Demo dieses Liedes zusammen mit Schlagzeuger Simone Kirke (Free, Bad Company) und Gitarrist Paul Kossof (Free, Back Street Crawler) aufgenommen. Diese Version bietet dadurch einen interessanten Vergleich zur Endfassung. Auch hier zeigt sich erneut, dass Ken einen passablen Sänger abgibt.

13. Sweet Freedom (Hensley) (Alternate Live version)
Alternativer Mix zur Fassung, die bei der Remaster-CD von "Live At Shepperton '74" als Bonustrack Berücksichtigung fand. Bei der Original-Version wurde das Lied weggelassen. Grund war wohl ein stimmlicher Aussetzer von David, als ein weiblicher Fan die Bühne stürmte und blank zog.

14. Stealin' (Hensley) (Alternate Live version)
Alternativer Mix zum Original der Shepperton-Aufnahme. Nicht wirklich essentiell.

Ganz klar für mich das Album der Band, das mich vom ersten Hördurchgang bis zum heutigen Tag am meisten begeistert hat. Dabei hat es mit "Dreamer" den wohl bisher schwächsten Opener am Start. Klassiker wie "Stealin'" oder der Titelsong machen das dann aber wieder mehr als wett und spätestens die eher unbekannten Perlen wie "One Day" oder "If I Had The Time" lassen mich den durchwachsenen Vorgänger vergessen. Und besonders nach dem abschließenden Geniestreich "Pilgrim" kann ich einfach nur die Höchstnote aussprechen: 10/10

Highlights für die Ewigkeit:




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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Sweet Freedom

Beitrag von acore »

Wonderworld (1974)

COVER

Veröffentlichung: April 1974

Besetzung:
David Byron: Vocals
Mick Box: Guitars
Gary Thain: Bass Guitar
Ken Hensley: Keyboards, Guitars, Vocals
Lee Kerslake: Drums and Percussion and Vocals



Mit weiterhin konstanter Besetzung wird die Arbeit für das neue Album in Angriff genommen. Wieder sind erst wenige Monate seit der Veröffentlichung des Vorgängers vergangen und an eine Verschnaufpause ist nicht zu denken. Aus Steuergründen wird erneut im Ausland aufgenommen. Nach der Enttäuschung über das Studio in Frankreich fällt die Wahl auf das Musicland-Studio in München, wo schon Rainbow, Rolling Stones oder E.L.O. aufgenommen hatten. Noch heute sind sowohl Ken Hensley als auch Mick Box der Meinung, dass es damals ein großer Fehler war, nicht in der Heimat aufzunehmen. Die Bandmitglieder fangen plötzlich an, sich mehr um die Business-Belange als um die Musik zu kümmern, David ist fast die ganze Zeit betrunken, Ken eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die Fronter David bekommt und auch so (kokainbedingt) alles andere als psychisch gut drauf, während Gary nicht von der Nadel wegkommt. Micks Hauptaufgabe ist es, die Band zusammenzuhalten, ins Studio zu schleifen und die Aufnahmen überhaupt irgendwie über die Runden zu bringen.

Das Cover-Foto zeigt die Bandmitglieder als eine Art Statuen auf Betonsockeln. Im Prinzip könnte das noch als ganz gute Idee durchgehen, wenn nicht die Körperhaltung von Lee Kerslake mehr nach einem Gartenzwerg als nach einem gestandenen Rockstar aussehen würde. Auf dem Backcover ist er keinen Deut besser getroffen. Es ist mir absolut schleierhaft, wie so ein Schrott das Licht der Welt erblicken kann.

Die Lieder:

1. Wonderworld (Hensley)
Für einen Opener ist das Lied überraschend melancholisch ausgefallen und geht nach dem Auftakt schon glatt als Halbballade durch. Qualitätsmäßig geht es hier fast nahtlos da weiter, wo man mit dem letzten Album aufgehört hat. Absolut klassischer 70er-Heep-Stoff.

2. Suicidal Man (Box/Byron/Hensley/Kerslake/Thain)
Dafür wird es danach wesentlich härter, ohne dabei überzeugen zu können. Kein großer Chorus, keine neuen Ideen. Das wäre auf den Vorgängern maximal eine Singe-B-Seite geworden.

3. The Shadows And The Wind (Hensley)
Nach einem sehr ruhigen Beginn folgt für mich einer der schwächsten Refrains der Bandkarriere. Davids Geshoute ist absolut unterirdisch und spätestens beim La-La-La-La sollte man dem üblen Geschunkel mit der Skip-Taste ein Ende setzen. Obwohl? Dann entgeht einem, wie fürchterlich man mit mehrstimmigem La-La-La ein Lied ausklingen lassen kann.

4. So Tired (Box/Hensley/Byron/Kerslake/Thain)
Mit dem geradlinigen Rocker, der stilistische Parallelen zu "Easy Livin'" besitzt, kriegt man zum Glück wieder die Kurve. Gerade die musikalischen Abfahrten zum Schluss hin können einiges. Also haben die Jungs das Komponieren doch nicht über Nacht verlernt.

5. The Easy Road(Hensley)
Die gefühlvolle Ballade ist eines der Highlights des Albums. Wenn man sich Davids Zustand vor Augen hält, ist es umso erstaunlicher, zu welcher Sangesleistung er noch fähig ist.

6. Something Or Nothing[Hensley/Box/Thain)
Und noch ein kraftvoller Rocker, der auf der Habenseite verbucht werden kann. Ganz klar ein Lied, das auch Live gut abgeht.

7. I Won't Mind (Box/Byron/Hensley/Kerslake/Thain)
Eine einzige uninspirierte, lahmarschige Schlaftablette. Für mich ganz klar eines der schlechtesten Lieder, das die Band in der Byron-Phase veröffentlicht hat.

8. We Got We (Box/Byron/Kerslake/Thain)
Leider geht es nicht wesentlich besser weiter. Auch hier wieder ein eher langweiliger Refrain.

9. Dreams (Box/Byron/Hensley)
Beim längsten Lied geht es endlich mal etwas epischer zur Sache, ohne dabei ganz das Niveau der Highlights der vergangenen Jahre zu erreichen. An irgendwas Spezielles erinnert mich die schunkelige Melodieführung des ganzen Liedes, aber ich komme einfach nicht drauf, was mir da immer durch den Kopf geht. Egal, das Lied geht in Ordnung.

Bonustracks

10. What Can I Do (Box/Kerslake/Byron) (B-side)
Rückseite der "Something Or Nothing"-Single. Nicht gerade überzeugend, aber definitive nicht noch schlechter als "I Won't Mind" oder "The Shadows And The Wind".

11. Love, Hate And Fear (Hensley/Box/Byron/Thain/Kerslake) (Previously unreleased demo version. Out-take from Wonderworld sessions)
Gähn! Absolut zu recht nicht weiter bearbeitet und deshalb auch nicht auf dem Album gelandet. Heute weiß auch keiner mehr, wer das Lied im Endeffekt überhaupt komponiert hat. Oder es will keiner zugeben…

12. Stone's Throw (Hensley/Box/Byron/Thain/Kerslake) (Previously unreleased demo version. Out-take from Wonderworld sessions)
Noch ein Song mit unbekanntem Komponist. Wobei die mit vielen akustischen Gitarren unterlegte Komposition deutlich hörenswerter als das Lied vorher ist.

13. Dreams (Hensley) (Extended version – previously unreleased version)
Auch die Langfassung ist ganz ordentlich geraten und wertet das Lied noch ein bisschen auf.

14. I Won't Mind (Box/Byron/Hensley/Kerslake/Thain) (Alternate Live version)
Alternativer Mix zur Fassung auf der "Live At Shepperton '74"-CD. Eher überflüssig.

15. So Tired (Box/Hensley/Byron/Kerslake/Thain) (Alternate Live version)
Alternativer Mix zum Original der Shepperton-Aufnahme. Braucht man ebenfalls nicht unbedingt.

Nach meinem persönlichen Favoriten "Sweet Freedom" ist der Nachfolger eine herbe Enttäuschung. Mit dem Titelsong startet man noch ganz verheißungsvoll, aber dann geht es ganz gewaltig bergab. Eine derartige Ansammlung von durchschnittlichen bis sogar schlechten Kompositionen hat Uriah Heep seit dem Debüt nicht mehr unter das Volk gebracht. Immerhin geht "The Easy Road" noch als eine der besten Balladen der Bandgeschichte durch, aber ansonsten ist wenig enthalten, was es auf den Vorgängern nicht schon in besser gegeben hätte. Damit ist der Höhenflug der Band vorerst vorbei. Zu den tragischen Umständen, die das Ende der wohl bedeutendsten Besetzung von Uriah Heep bedeuten, komme ich beim Review zum nächsten Album. 7/10

Soundtrack zum Niedergang:

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hunziobelix
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Wonderworld

Beitrag von hunziobelix »

Wenn Du "Wonderworld" vergleichst mit "Sweet Freedom",dann kann das Teil ja nur verlieren.Trotzdem finde ich die Scheibe nicht so schlecht!
8,5/10
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Salvador Dali:"Das Schlimmste an der heutigen Jugend ist,dass man nicht mehr dazu gehört."
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Re: Der A(OR)Core-Thread: Uriah Heep - Wonderworld

Beitrag von acore »

hunziobelix hat geschrieben:Wenn Du "Wonderworld" vergleichst mit "Sweet Freedom",dann kann das Teil ja nur verlieren.Trotzdem finde ich die Scheibe nicht so schlecht!
8,5/10
Wenn man die Oger-Definition außer acht lässt (7 Punkte = kurz vor Dreck), sind ja 7 Punkten nicht ganz schlecht. Für mich auf eine Stufe mit dem Debüt. Da mir ja alle Alben dazwischen besser gefallen (mal mehr, mal weniger) lande ich bei 7/10. Es kommt ja noch schlimmer, auch wenn ein gewisser alex1181 das gaaaaaaaanz anders sieht :D .
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