Eure bisherigen Jahreshighlights (inkl. Kommentar)

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Naysayer
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Re: Eure bisherigen Jahreshighlights (inkl. Kommentar)

Beitrag von Naysayer »

Slift - Ummon
Schon jetzt eine der besten rauschartigsten Platten, die ich so kenn. Alleine das Einstiegsriff von "Ummon" beschwört bei mir eine meterdicke Gänsehaut herauf. Auch diese ständige Kollision von derben, hartem Space/Heavy Psych Rock à la Elder und kosmischen, psychedelischen Gitarrenspielereien, eroberte mein betrübtes Herz im Nu. In Zeiten von verrückt machender Isolation (Wände anstarren, Gruppen-Videochats...), fortdauernder Cancelung von Urlaubsplänen und coronabedingten Ausgangssperren, genau die richtige „Ablenkungsmusik“. Kopfhörer auf, Augen zu und mal mächtig abheben. Cover ist btw auch fuego und passend.



Zugezogen Maskulin - 10 Jahre Abfuck
Bei ZM überfallt mich stets eine Art von musikalischer Verliebtheit. Aber selbst ohne Fanbrille, müsste man eigentlich vor diesen abgefahrenen und sehr fett produzierten Beats, die auf abwechslungsreiche Flows und kluge/authentische Texte treffen folgerichtig niederknien. Aggressivität/Gesellschaftskritik verbinden sich zu einer schlagkräftigen Einheit und gerade Songs wie "Rap.de", "Sommer Vorbei", "Echte Männer Freestyle" oder "Tanz auf dem Vulkan" reihen sich zu ihren besten Bangern ein. ZM gehören imo endgültig zu den vorzeigbarsten Künstlern im Deutschrap und "10 Jahre Abfuck" wird höchstwahrscheinlich ganz vorne in meiner Jahresliste landen.



Ulcerate - Stare Into Death and Be Still
Jetzt kommt ein übler Brocken purer Negativität von einer Band, die ihren eigenen Stil weiter perfektioniert hat. Es handelt sich um das mittlerweile sechste Ungetüm der Band Ulcerate, welches mich unentwegt durch die gespenstische Corona-Zeit begleitet hat. Messerscharfe Riffs, höllenartige Drums und mal ganz ehrlich, näher am seelenzerschmetternden Sludge kann Death Metal nun wirklich nicht sein. Gigantisch, düster, groß, fast belastend, ohne dabei eine gewisse Schönheit zu verschusseln. Moderner dissonanter Death Metal aus Neuseeland in absoluter Höchstform. Ein Diesjähriger Top 5 Anwärter bei mir, mindestens!



Charli XCX - How I'm Feeling Now
Lieblingsarbeitskollege hat mir schon seit längerem diese britische Sängerin und Songwriterin wärmstens empfohlen, aber erst mit "How I'm Feeling Now" hat es so richtig Klick gemacht. Und wie ey... was für eine Ansammlung von Melodien und Hits. Elf Songs voller Innovation, Können und stets interessanter Spielereien. Während man mit seinem elektronischen Hund durch die post-apokalyptische Landschaft spazieren geht (samt realistischem 3D-Hundesound), würde Charli XCX ganz sicher im Hintergrund laufen. Mit das kreativste was ich je aus dieser Electropop/Bubblegum Bass Richtung gehört habe. Ein futuristischeres, aufgedrehteres und bunteres Popalbum wird sich dieses Jahr wohl schwerlich finden. Uh... uh, uhhh...



The Weeknd - After Hours
Nervige Radiomusik? Von wegen! Synthesizer bäumen sich auf, Abel Makkonen Tesfaye steigt mit seiner Stimmgewalt aus dem Staub und ein gefühlvolles "Take off my disguise" erklingt, welches sämtliche Vorurteile verstummen lässt. Meine Träumerei dazu: Während Blade Runner Officer K über die finstere und beschmutzte Welt fliegt, in der nur noch herzlose Unternehmen das Sagen haben und die Umweltbelastung soweit fortgeschritten ist, dass die Sonne nicht mehr strahlt und anhaltender flüssiger Niederschlag die Großstadt in einen grauen Schleier hüllt, würde "After Hour" in seinem Player laufen. Was mich übrigens auch noch so bewegt, ist die Vielfalt an Gemütszuständen und Vibes. Auf der einen Seite mutlos, zerbrechlich, dann wiederum friedvoll, verträumt und selbstverständlich auch heiter, tanzend. Hier reiht sich wirklich Hit an Hit und trotz aller Eingängigkeit gibt es auf dieser Scheibe immer noch genügend Details zu entdecken. Mit dem vierten Studioalbum "After Hours" ist ihm eindeutig der ganz große Wurf gelungen und ein um Klassen besseres Werk als die Vorgängerplatten.



Hum - Inlet
Diese Platte hat mich dieses Jahr schon mehrmals verzückt und exakt meinen Hörnerv getroffen. Nach 22 Jahren (!!!) brillieren Hum endlich wieder mit ihrer einzigartigen Mischung aus Shoegaze, Space Rock, Alternative und Post-irgendwas. Das klingt alles so geschmackvoll und durchdacht, als wenn da allerlei Leidenschaft in die Herstellung dieser Platte geflossen wäre. Nach so langer Zeit wieder solche träumerischen und zugleich kraftvollen Riffs rauszuhauen, Respekt ey. Ein Genuss!



Oranssi Pazuzu - Mestarin kynsi
Lust auf ein spannungsgeladenes Hörerlebnis? Wirklich kein Fünkchen zu langatmig, alles lebt, beispiellos bedrohlich und hat trotz aller tranceartiger Komplexität mächtig Eier. Für leicht verdauliche, wohltönende Parts, bleibt aufgrund der permanenten, komplexartigen Raserei keine Zeit. Wer auf alptraumhafte 50 Minuten Experimente steht, reinste Empfehlung. Wer allerdings meint, Kunst möge permanent schön sein, höre bitte anderes. Eine irre, psychedelische Großtat aus Finnland.



Imperial Triumphant - Alphaville
Klar, man kann bei den New Yorkern an Bands wie Portal, Gorguts oder The Dillinger Escape Plan denken. Aber so wirklich Vergleichbares und ähnlich originelles gibt es meiner meiner Meinung nach nicht. Allein dieses visionäre Jazz-Geträller inmitten von bestialischen, disharmonischen Knüppelleien macht mich bei "Transmission to Mercury" einfach nur komplett fertig. Wer für zwischendurch wenigstens etwas einprägsame und melancholische Melodien braucht, sollte sich ehrlich gesagt anderweitig umsehen. Mich jedenfalls hat das Album vom ersten Hören an gefesselt. "Alphaville" ist ein vertonter futuristischer Schwarzweißfilm und schon jetzt ein richtiges Jahreshighlight.



Dogleg - Melee
Schönes Emo/Post-Hardcore-Brett aus Detroit, Michigan. Hier wurden Songs erschaffen, die auf der einen Seite hart, rau, überraschend aggressiv und auf der anderen Seite melodiös, leidenschaftlich sind und generell alles beinhalten, was geile Emo-Musik ausmacht. Gibt wenig Musik, die ich so krass fühl. Gerne mehr davon!



Biesy - Transsatanizm
LGBT Black Metal aus Polen in Zeiten von „LGBT-freien“ Zonen. Wütend, chaotisch, experimenteller Schnickschnack und ein erhöhter Freak-Faktor. Recht gewöhnungsbedürftig am Anfang (allein schon der Start von "IHS"), will man diesen wilden Mischmasch nach ein paar Durchläufen nicht mehr missen.

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