Eschis Plattenladen

Alles über Musik im Allgemeinen und ohne Bezug zu einem speziellen Genre
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Thunderforce
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

An das erste Lied erinnere ich mich noch.
Schon eher komplett egale Musik.

Was ich ja interesst finde ist, dass Du Sachen, die Du anscheinend selber nicht so besonders findest, in Deiner Musiksammlung hast.
Klar, hat jeder, aber trennst Du Dich gar nicht von Sachen?
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
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MetalEschi
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Thunderforce hat geschrieben:An das erste Lied erinnere ich mich noch.
Schon eher komplett egale Musik.

Was ich ja interesst finde ist, dass Du Sachen, die Du anscheinend selber nicht so besonders findest, in Deiner Musiksammlung hast.
Klar, hat jeder, aber trennst Du Dich gar nicht von Sachen?
Selten, ich habe mal vor einigen Jahre einige alte Sachen verkauft, die ich zu dem Zeitpunkt nicht so toll fand und bei denen ich das Gefühl hatte, die nicht mehr zu brauchen, und es dann etwas später bereut. Also, ja, ich würde mich unter Umständen schon mal von was trennen, aber erst nach reiflicher Überlegung.
Bei Bands, die die insgesamt mag, bei denen dann aber eins zwei Alben nicht so toll sind, behalte ich aber auch die schwächeren Releases. ich hab zB alle Alben von Maiden, The Cure, Rush etc. und die behalt ich auch sicher, das will ich als Fan einfach haben.
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Thunderforce
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

MetalEschi hat geschrieben:
Thunderforce hat geschrieben:An das erste Lied erinnere ich mich noch.
Schon eher komplett egale Musik.

Was ich ja interesst finde ist, dass Du Sachen, die Du anscheinend selber nicht so besonders findest, in Deiner Musiksammlung hast.
Klar, hat jeder, aber trennst Du Dich gar nicht von Sachen?
Selten, ich habe mal vor einigen Jahre einige alte Sachen verkauft, die ich zu dem Zeitpunkt nicht so toll fand und bei denen ich das Gefühl hatte, die nicht mehr zu brauchen, und es dann etwas später bereut. Also, ja, ich würde mich unter Umständen schon mal von was trennen, aber erst nach reiflicher Überlegung.
Bei Bands, die die insgesamt mag, bei denen dann aber eins zwei Alben nicht so toll sind, behalte ich aber auch die schwächeren Releases. ich hab zB alle Alben von Maiden, The Cure, Rush etc. und die behalt ich auch sicher, das will ich als Fan einfach haben.
Verstehe.
Ich bin vor einigen Jahren dazu übergegangen,ab und an CD-Sammlung durchzugehen und auszumisten. Erst eher zaghaft auch.
Nachdem Nahemah und ich unsere Sammlungen zusammengelegt hatten, hatten wir natürlich vieles doppelt und haben dementsprechend viel aussortiert.
Und seitdem machen wir das auch regelmäßig, so ca. 2x im Jahr. Was ewig ungehört rumsteht, kommt weg.
Und inzwischen auch deutlich rigoroser, das heißt auch bei Bands, wie Du sie als Beispiel nennst.

Ich werde "The Final Frontier" oder " A Twist in the Myth" nie wieder hören (wollen), ergo weg damit.

Inzwischen haben wir ca. ein Drittel reduziert, von dem was ursprünglich mal da war (ohne die doppelten).

Vermisst habe ich noch nie was. Manchmal, z.B. jetzt bei der Blind Guardian-Story im RH, denke ich dann, ob ich wirklich "Battalions of Fear" hätte aussortieren müssen, obwohl ich sie sicherlich 7, 8 Jahre nicht gehört hatte. Aber dann denke ich wieder, ach was solls *g*
Und natürlich stehen viele Sachen auch erstmal noch jahrelang rum (z.B. auch "Battalions of Fear" *g*), bevor sie einer beim Marketplace kauft.
d.h., man kann evtl auch mal was rückgängig machen.
Die Sachen stehen gesammelt in nem anderen Zimmer und sind deswegen nicht mehr Teil der Sammlung, aber körperlich da sind sie halt eine gewisse Zeit noch.
Aber weg geht erfahrungsgemäß irgendwann alles.
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MetalEschi
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Wobei das jetzt schon die Ausnahme ist. Sachen, die ich mir kaufe, interessieren mich zumindest zum Zeitpunkt des Erwerbs auf jeden Fall und ich kann dem dann auch was abgewinnen. Das ist halt nicht immer langfristig so, manche Sachen bauen mit der Zeit einfach ab, oder der Fokus verschiebt sich. Ich horte jetzt nicht mit Absicht den Unrat *g*
Wobei ich als CD-Käufer (und derzeit fang ich noch intensiver mit Vinyl an) dann irgendwann auch mal an Kapiztätsgrenzen stoße. Und dann überlege ich nochmal neu.
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Thunderforce
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

MetalEschi hat geschrieben:Wobei das jetzt schon die Ausnahme ist. Sachen, die ich mir kaufe, interessieren mich zumindest zum Zeitpunkt des Erwerbs auf jeden Fall und ich kann dem dann auch was abgewinnen. Das ist halt nicht immer langfristig so, manche Sachen bauen mit der Zeit einfach ab, oder der Fokus verschiebt sich. Ich horte jetzt nicht mit Absicht den Unrat *g*
Wobei ich als CD-Käufer (und derzeit fang ich noch intensiver mit Vinyl an) dann irgendwann auch mal an Kapiztätsgrenzen stoße. Und dann überlege ich nochmal neu.
Genau. Es ist schon so, dass die Sachen, die wegkommen, irgendwann auch mal gutgefunden wurden. Oder es war halt dieser Komplettierungswahn wie eben z.B. bei Maiden.
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Schnabelrock
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Schnabelrock »

KINGS OF LEON - schwierige Band, für mich ähnlich wie FOO FIGHTERS.

Einerseits eine sympathische, bullshitfreie Truppe und - wie Eschi sagt - meilenweit weniger beschissen als der populäre Rest im Radio. Gut hörbar, live vermutlich mit Spaß zu genießen.

Und andererseits nicht wirklich überwältigend, mitreißend. Wenn ich die höre, will ich dann jedes Mal doch lieber BIFFY CLYRO oder HOT WATER MUSIC haben. Wenn schon gerade mal ein halbes Dutzend solcher Bands ein halbwegs großes Publikum erreichen und mal im Radio vorkommen, ist es schon fast schade, dass es wieder die mediokren sind, die den wirklich geilen im Weg stehen.

Und andererseits ... besser als zum 400.sten Mal Born To Be Wild oder dieser ganze, öde Ficki-Ficki-RnB.
In dubio contra googlio.
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MetalEschi
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Schnabelrock hat geschrieben:KINGS OF LEON - schwierige Band, für mich ähnlich wie FOO FIGHTERS.

Einerseits eine sympathische, bullshitfreie Truppe und - wie Eschi sagt - meilenweit weniger beschissen als der populäre Rest im Radio. Gut hörbar, live vermutlich mit Spaß zu genießen.

Und andererseits nicht wirklich überwältigend, mitreißend. Wenn ich die höre, will ich dann jedes Mal doch lieber BIFFY CLYRO oder HOT WATER MUSIC haben. Wenn schon gerade mal ein halbes Dutzend solcher Bands ein halbwegs großes Publikum erreichen und mal im Radio vorkommen, ist es schon fast schade, dass es wieder die mediokren sind, die den wirklich geilen im Weg stehen.

Und andererseits ... besser als zum 400.sten Mal Born To Be Wild oder dieser ganze, öde Ficki-Ficki-RnB.
Ja, das kommt schon hin. Ich kann die Band schon akzeptieren als einigermaßen brauchbare Musik für die Allgemeinheit, und ich komm besser damit klar, wenn jemand KOL gut findet, als wenn er Ed Sheeran oder ähnlichen Mumpitz feiert. Aber die besondere Note fehlt halt. Dafür ist es dann auch einfach zu sehr Masse und zu wenig Kunst.
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JudasRising
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von JudasRising »

Thunderforce hat geschrieben:
MetalEschi hat geschrieben:
Thunderforce hat geschrieben:An das erste Lied erinnere ich mich noch.
Schon eher komplett egale Musik.

Was ich ja interesst finde ist, dass Du Sachen, die Du anscheinend selber nicht so besonders findest, in Deiner Musiksammlung hast.
Klar, hat jeder, aber trennst Du Dich gar nicht von Sachen?
Selten, ich habe mal vor einigen Jahre einige alte Sachen verkauft, die ich zu dem Zeitpunkt nicht so toll fand und bei denen ich das Gefühl hatte, die nicht mehr zu brauchen, und es dann etwas später bereut. Also, ja, ich würde mich unter Umständen schon mal von was trennen, aber erst nach reiflicher Überlegung.
Bei Bands, die die insgesamt mag, bei denen dann aber eins zwei Alben nicht so toll sind, behalte ich aber auch die schwächeren Releases. ich hab zB alle Alben von Maiden, The Cure, Rush etc. und die behalt ich auch sicher, das will ich als Fan einfach haben.
Verstehe.
Ich bin vor einigen Jahren dazu übergegangen,ab und an CD-Sammlung durchzugehen und auszumisten. Erst eher zaghaft auch.
Nachdem Nahemah und ich unsere Sammlungen zusammengelegt hatten, hatten wir natürlich vieles doppelt und haben dementsprechend viel aussortiert.
Und seitdem machen wir das auch regelmäßig, so ca. 2x im Jahr. Was ewig ungehört rumsteht, kommt weg.
Und inzwischen auch deutlich rigoroser, das heißt auch bei Bands, wie Du sie als Beispiel nennst.

Ich werde "The Final Frontier" oder " A Twist in the Myth" nie wieder hören (wollen), ergo weg damit.

Inzwischen haben wir ca. ein Drittel reduziert, von dem was ursprünglich mal da war (ohne die doppelten).

Vermisst habe ich noch nie was. Manchmal, z.B. jetzt bei der Blind Guardian-Story im RH, denke ich dann, ob ich wirklich "Battalions of Fear" hätte aussortieren müssen, obwohl ich sie sicherlich 7, 8 Jahre nicht gehört hatte. Aber dann denke ich wieder, ach was solls *g*
Und natürlich stehen viele Sachen auch erstmal noch jahrelang rum (z.B. auch "Battalions of Fear" *g*), bevor sie einer beim Marketplace kauft.
d.h., man kann evtl auch mal was rückgängig machen.
Die Sachen stehen gesammelt in nem anderen Zimmer und sind deswegen nicht mehr Teil der Sammlung, aber körperlich da sind sie halt eine gewisse Zeit noch.
Aber weg geht erfahrungsgemäß irgendwann alles.
Ungefähr so mache ich das auch, vor allem aus Platzgründen, irgendwann ist das Regal halt mal voll und kann auch nicht endlos vergrößert werden. Und es ist ja auch nicht (mehr) so, das man einmal aussortiertes nie wieder hören kann, es ist ja heute fast alles im Netz verfügbar oder ich hab's mir vorher noch auf den Rechner gezogen, für den Fall das ich irgendwann doch mal wieder Bock drauf habe.
BLASPHEMER!
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Frank2
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Frank2 »

Kings of Leon sind bei mir irgendwie auch ein Grenzfall.
Vereinzelte Songs richtig stark, ein ganzes Album hat mich
noch nie überzeugt, wenn was im Radio läuft stört es nicht.
Live aber eine durchaus sympathische und unterhaltsame
Truppe.
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Disbe
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Disbe »

And again: Thanx, Eschi!

Mein Verhältnis zu KoL is auch relativ ambivalent.
Das Debut haben wir damals gefeiert wie nix anderes, einfach wegen der schnodderigen Geilheit! 'Red Morning Light' oder 'California Waiting' als Beispiel, sind einfach herrrlich hingerotzte Songs.
Die beiden Folgealben hab ich dann vernachlässigt, keine Ahnung, warum.
Irgendwann vor 10 Jahren saß ich dann mal wieder nachts arbeitend vorm Rechner und hab beim rumzappen Viva oder MTV erwischt und bin bei irgendeinem Songs hängen geblieben. Weieter arbeitend, lief das Programm dann einfach weiter, bis auf einmal eine extrem geile Nummer kam. Die Typen hatte ich dann beim hinschauen nicht wirklich erkannt und musste die Arbeit unterbrechen bis am Ende endlich die Einblendung kommt, wer und was das ist. Das Erstaunen war dann doch recht groß, weil ich die Band dank ihrem Debüt doch sehr anders in Erinnerung hatte...
Bis heute meine liebste KoL neben dem Debüt und für mich voll mit gelungenen Hits.
Deine Kritikpunkte hab ich versucht nachzuvollziehen, es aber nicht geschafft. Für mich trägt dieses Album eine irgendwie fluffige Leichtigkeit, die ich so weder vorher noch nachher von wem auch immer gehört hab. Und ja, da sind natürlich Hits drauf, die sich nicht nur Underground-Gängern als solche zu erkennen geben - der Band seitdem aber irgendein Kalkül (Stichwort "Kommerzkleister") vorzuwerfen, geht imo einen kleinen Schritt zu weit, da sie eigentlich seit jeher tun und lassen, was sie wollen. Wirkliche Hits sind seit dem Album eher Mangelware, aber sie haben's imo halt auch nicht (mehr) nötig.
Mögest du in interessanten Zeiten leben.
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MetalEschi
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Dire Straits - Love Over Gold

Ursprünglich hatte ich eine völlig andere Einleitung für das Review geplant, aber seis drum, in diesem Fall steige ich mal wieder ein klein wenig persönlicher ein. Ich wohne seit meiner Geburt in einer Kleinstadt im nördlichen Bayern, mittlerweile seit 35 Jahren. Nicht zu jedem Zeitpunkt meines Lebens habe ich mich da wohlgefühlt und wollte in meinen 20ern aufgrund der akuten Ödnis eigentlich nichts weiter als weg, inzwischen bin ich was das angeht deutlich gechillter: Die Zeit wird zeigen, wo es mich noch so hinverschlägt. Durch die längere Beziehung zu dieser kleinen Stadt ist allerdings über die Jahre eine emotionale Bindung entstanden. Vor einiger Zeit bin ich einer kleinen, organisierten Gruppe beigetreten, die sich zuoberst mit der historschen Entwicklung meines Heimatortes befasst. Die Stadt hat trotz der hohen Frustrationsquote für junge Menschen eine interessante Geschichte, die man bei genauer Betrachtung heute noch in einigen Denkmälern sehen kann. Mit dieser will ich auch völlig ohne Bezug nicht langweilen. Trotzdem: Für mich ist es im Höchstmaße faszinierend, alte Bilder, Postkarten und Illustrationen zu betrachten, Orte zu erkennen, an denen man sich so oft aufgehalten hat und die Veränderung dieser Plätze nachzuvollziehen, ihre Geschichte zu kennen und vor Allem festzustellen, wie parallel Wachstum und Veränderung auf der einen, aber auch historisches Bewusstsein und der Wunsch zum Erhalt seit Jahrhunderten verlaufen. Die Straße, in der ich wohne, war noch vor einigen Jahrzehnten nichts weiter als ein öder, bis zum Horizont reichender Acker, und ist heute bebaut mit Wohnhäusern, Schulen und Supermärkten. Ein Kontrast, den ich tatsächlich in einem meiner Zimmer auch als Bild an der Wand festgehalten habe, weil er mich so fasziniert.

Das bringt mich zum eigentlichen Thema, denn „Love Over Gold“, das vierte Album der Dire Straits, eröffnet mit einem vollkommen überragenden 15-Minüter, der dieses Thema mit solch einer tiefgreifenden Melancholie und Hingabe aufgreift, dass ich die Veränderung, über die Mark Knopfler hier singt, tatsächlich vor meinem geistigen Auge sehe. Die „Telegraph Road“ befindet sich zwar in Amerika, das macht aber nichts, weil die wesentliche Grundaussage die gleiche ist: Aus dem Nichts entstehen Siedlungen, diese wachsen zu Ortschaften, immer größer und immer mehr, in ihrer fortschreitenden Entwicklung keimt Hoffnung, aus dieser Stadt möge einmal die prächtigste und schönste überhaupt werden, am Ende machen sich dort aber die gleichen Probleme wie anderswo breit. Industriekomplexe schließen, Menschen werden arbeitslos, Gebäude verfallen. Was bleibt, ist diese Straße, die man aus der Kindheit kennt, und andere Kinder aus ihrer Zeit vorher, und die viele nachfolgende Generationen auch. Der Weg ist der gleiche, aber aus den Fenstern winken Menschen, die sich verändert haben, und an einigen Häusern wächst in den einst so prachtvollen Gärten nur noch Unkraut. Nichts bleibt wie es ist, die Hoffnung schwindet, aber diese Straße schlängelt sich unaufhörlich durch die Landschaft, so wie es immer war. Vielleicht noch Jahrhunderte, wenn wir längst nicht mehr da sind, und andere Kinder fasziniert auf das schauen, was wir kurzzeitig dort hinterlassen haben, so wie ich es heute allzu oft mit den ranzigen Schwarzweißfotos aus alten Zeiten tue.

Musikalisch ist „Telegraph Road“ nichts weniger als der beste Song, den diese Band jemals kreiert hat, wahrscheinlich ist es sogar Mark Knopflers bestes Werk überhaupt, die Behauptung stelle ich mutig auch als jemand auf, der bei Weitem nicht all seine Solo-Veröffentlichungen kennt. Alleine diese Komposition rechtfertigt den Kauf von „Love Over Gold“ voll und ganz, weil alles daran vollkommen brillant ist. Aufbau und Arrangement müssen sich zu keiner Sekunde hinter den größten Prog-Klassikern verstecken, jede noch so zart angehauchte Gitarrennote ist schiere Göttlichkeit. Die sanfte Piano-Begleitung, die „Telegraph Road“ immer wieder durchzieht, harmoniert aufs Grandioseste mit Knopflers prägnantem Gitarrenspiel. Hier ist auch deutlich zu erkennen, was so viele Menschen an seiner Art zu spielen fasziniert, sein Instrument spielt nicht nur, es erzählt Geschichten, es klingt einzigartig und auf erstaunliche Art und Weise emotional. Dass Knopfler bei „Telegraph Road“ allerdings zwar zentrale Figur, aber nicht Alleinunterhalter ist, erkennt man, sobald man genau hinhört um auf Details zu achten. Pick Withers' Schlagzeug macht aus dem Epos endgültig eine Jahrhundertnummer, weil er den Groove akzentuiert und überlegt einsetzt, und weil er immer wieder mit Farbtupfern an den Toms und den Becken die Atmosphäre untermalt. Alan Clark mit seinem geschmackvollen Keyboard-Spiel habe ich bereits erwähnt, und durch Hal Lindes begleitende Rhythmus-Klampfe erlangt der Song eine Tiefe, die tatsächlich jene so seltene Reaktion hervorruft, die man nur bei wirklich großen Klassikern empfindet: Trotz seiner Länge hätte ich kein Problem, wenn der Song ewig weitergehen würde. Das Solo am Ende, bei dem nochmal alle Register gezogen werden und sogar ein wenig Jam-Rock 'n' Roll-Feeling aufkommt, unterstreicht die besungene „Telegraph Road“ in ihrer generationenüberdauernden Ewigkeit. In einer Liste mit den zehn oder zwanzig besten Songs aller Zeiten erscheint „Telegraph Road“ definitiv, und das ganz sicher nicht ganz unten.

Fast könnte man vergessen, dass „Love Over Gold“ aus vier weiteren Songs besteht und würde damit zumindest dem anderen Song der A-Seite Unrecht tun: „Private Investigations“ gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Dire Straits-Songs und transportiert die Melancholie auf eine andere, unterschwellige Art, im zweiten, vom Bass getragenen Teil kommt sogar stellenweise so etwas wie eine geisterhafte Atmosphäre auf, die Stimmung erinniert mich, man verzeihe mir die Assoziation, ein wenig an Marillions „Clutching At Straws“-Album. Einsamkeit und Zweifel werden hier auf eine ähnliche Art umgesetzt, wobei Knopflers Gitarre natürlich auch hier wieder zentrale Bedeutung hat: Zunächst in klassischer, akustischer Form, dann etwas angerauter, als Ausdruck der inneren Zerrissenheit mit der Gesellschaft. Ebenfalls ein völlig überragendes Lied, und irgendwie ist es nach dieser A-Seite auch klar, dass es so genial nicht weitergehen kann, sonst hätten wir hier locker das beste Album aller Zeiten vorliegen.

Die B-Seite kann dann in der Tat auch nicht ganz mithalten. „Industrial Disease“ setzt sich zynisch mit körperlichen und psychischen Beschwerden auseinander, die man durch die Arbeit in Fabriken bekommt, und gehört zu der Art von Dire Straits-Songs, die ein wenig mehr nach vorne rocken, nimmt aber vor Allem dank der käsigen Keyboard-Melodie schon viel vom unsäglichen „Walk Of Life“ vorweg. Der Song wirkt für mich ein wenig wie ein Fremdkörper und will stimmgstechnisch nicht so ganz ins Gesamtbild passen. Besser wird es da wieder beim Titelsong, der zwar die Genialität der beiden Einstiegsnummern nicht erreicht, aber eine ähnliche Herangehensweise bietet: Knopflers Melancholie in Verbund mit seiner singenden Gitarre. Die Schlussnummer „It Never Rains“ orientiert sich stilistisch ein wenig am Debüt, wo man noch relativ stark von JJ Cale beeinflusst war und lässt sich als am besten als „laid back“ beschreiben, ein wenig positiver in der Grundstimmung, ohne in akute Fröhlichkeit abzudriften. Und auch wenn die Komposition an sich nichts gegen die A-Seite ausrichten kann, ist es auch hier angenehm, Knopflers Instrument zu lauschen, am Ende gibt es auch nochmal ein gutes, mitreißendes Solo.

Drei Jahre nach „Lover Over Gold“ erschien „Brothers In Arms“ und verkaufte sich millionenfach, außer dem wirklich überragenden Titelsong gibt es dort allerdings für mich nichts, was nachhaltig beeindruckt, einige Nummern wie das erwähnte „Walk Of Life“ oder auch „Money For Nothing“ finde ich sogar richtiggehend ärgerlich. Auf dem letzten Bandalbum „On Every Street“ waren die Songs zwar kürzer, aber auch abwechslungsreicher und besser, weshalb „Brothers In Arms“ aus meiner Sicht tatsächlich das Nachsehen hat gegenüber sowohl seinem Vorgänger wie auch Nachfolger. „Love Over Gold“ bietet dafür 20 Minuten pure Genialität, sechs Minuten Ausschuss und weitere 14 versöhnliche, angenehme Klangbilder. „Telegraph Road“ ist alleine, mittlerweile dürftet ihr es mitbekommen haben, ein Maßstab dessen, wie man Musik zum Leben erweckt und mit ihr Geschichten erzählt, die nicht im Kopf, sondern im Herzen ankommen. Besser als in diesen 15 Minuten war diese Band nie, und wenige andere überhaupt jemals.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von costa »

Ich habe seit 100 Jahren nur "Brothers in Arms", die ich im Gegensatz zu dir super finde, aber die mich nicht mehr so reizt. Ich hab die als Teenager rauf- und runtergehört, jetzt hör ich sie vielleicht noch einmal im Jahr und die DS-Sachen davor müssten mir eigentlich mehr liegen, aber ich wusste nie so recht, welche ich mal kaufen soll und hab's dann aus Blödheit einfach ganz gelassen. *lol*

Was du zu 'Telegraph Road' schreibst, ist vollkommen großartig. Besonders diese ewige Zeiten umspannende Erzählung trifft mich genau wie dich und das ist eh etwas, was mich immer fasziniert, auch bei Büchern und Filmen. Tatsächlich fällt mir aber kaum ein Lied ein, das das so groß umsetzt wie 'Telegraph Road', obwohl der Text rein thematisch ja auch vom Boss sein könnte. Ansonsten ist das sehr sicher neben dem Titelsong von "On Every Street" mein liebster Dire-Straits-Song. Bei letzterem ist es einfach diese Irrwitzmelodie am Ende, die wegen mir noch zehn Minuten weitergehen könnte. Großes Songwriting.
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

Sehr, sehr toll beschrieben. :)

Ich kann sowohl der Marillion-Assoziation zu "Private Investigations" als auch Costas Boss-Assoziation zu "Telegraph Road" nur zustimmen.
Bei "Private Investigations" kommt passend zum Titel auch noch eine 80er Jahre Detektiv-Serie-Stimmung hinzu, dieser Klischeekram mit schummerigem Büro hinter Milchglasscheibe *g*

"Brothers in Arms" finde ich persönlich Weltklasse, ein Album das mich seit Release immer begleitet hat.
Komplett makellos und telweise eigentlich schon fast zu perfekt.
Mit "Walk of Life" verbinde ich so viele positive Kindheitserinnerungen wie mit nichts anderem, daher geht der auch.

"On Every Street" finde ich bis auf das etwas schmuzige "Ticket to Heaven" ebenfalls 10 Punkte wert.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Thunderforce hat geschrieben:Sehr, sehr toll beschrieben. :)

Ich kann sowohl der Marillion-Assoziation zu "Private Investigations" als auch Costas Boss-Assoziation zu "Telegraph Road" nur zustimmen.
Bei "Private Investigations" kommt passend zum Titel auch noch eine 80er Jahre Detektiv-Serie-Stimmung hinzu, dieser Klischeekram mit schummerigem Büro hinter Milchglasscheibe *g*

"Brothers in Arms" finde ich persönlich Weltklasse, ein Album das mich seit Release immer begleitet hat.
Komplett makellos und telweise eigentlich schon fast zu perfekt.
Mit "Walk of Life" verbinde ich so viele positive Kindheitserinnerungen wie mit nichts anderem, daher geht der auch.

"On Every Street" finde ich bis auf das etwas schmuzige "Ticket to Heaven" ebenfalls 10 Punkte wert.
Bei "Walk of Life" ist wahrscheinlich das Problem, dass der im Bekanntenkries meiner Eltern wirklich bei jeder Gelegenheit immer der Partykracher überhaupt war, den kann ich mir daher kaum noch vorbehaltlos anhören. Money For Nothing nervt mich mit dem Intro schon so, dass ich da keine Lust mehr drauf hab, wenn er dann mal richtig anfängt. *g*
Brothers In Arms als Album is sonst halt nett, hat aber viele Momente, die sich ein bisschen ziehen und mit diesem Bar-Jazz-Einfluss bei zB "Your Latest Trick" kriegt man mich auch nicht so.
"On Every Street" finde ich aber ebenfalls super.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

MetalEschi hat geschrieben:
Bei "Walk of Life" ist wahrscheinlich das Problem, dass der im Bekanntenkries meiner Eltern wirklich bei jeder Gelegenheit immer der Partykracher überhaupt war, den kann ich mir daher kaum noch vorbehaltlos anhören. Money For Nothing nervt mich mit dem Intro schon so, dass ich da keine Lust mehr drauf hab, wenn er dann mal richtig anfängt. *g*
Brothers In Arms als Album is sonst halt nett, hat aber viele Momente, die sich ein bisschen ziehen und mit diesem Bar-Jazz-Einfluss bei zB "Your Latest Trick" kriegt man mich auch nicht so.
"On Every Street" finde ich aber ebenfalls super.
Wenn wir früher in den Urlaub gefahren sind, haben wir die Platte IMMER im AUto gehört und aus irgendeinem Grund hatte Vadder "Walk of Life" als ersten Song aufgenommen, dann folgte der Rest in normaler Reihenfolge. Das heißt, die Platte und der SOng erinnern mich bis heute daran.

Ein gewisser Teil ist also sicher Nostalgie, aber auch ohne das, ist es ein perfektes Albuum für mich.
In der SACD-Version auch die am besten klingendste Platte, die ich je gehört habe.
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