Eschis Plattenladen

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Rotorhead
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Rotorhead »

NegatroN hat geschrieben:Wie vieles im Pop musikalisch dramatisch unterschätzt.

Äh. Nein. Das Gefühl hatte ich noch nie. Die 80er MJ Alben bzw. eigtl bis inklusive Dangerous werden doch allenthalben und überall hochgelobt. Ich habe noch nie einen einzigen Artikel irgendwo gelesen, bei dem nicht geradezu überschwänglich die musikalische Vielfalt, das Songwriting und die Gastbeiträge von Macca, Slash und weiß ich wem hoch gelobt wurden.
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NegatroN
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von NegatroN »

Rotorhead hat geschrieben:
NegatroN hat geschrieben:Wie vieles im Pop musikalisch dramatisch unterschätzt.

Äh. Nein. Das Gefühl hatte ich noch nie. Die 80er MJ Alben bzw. eigtl bis inklusive Dangerous werden doch allenthalben und überall hochgelobt. Ich habe noch nie einen einzigen Artikel irgendwo gelesen, bei dem nicht geradezu überschwänglich die musikalische Vielfalt, das Songwriting und die Gastbeiträge von Macca, Slash und weiß ich wem hoch gelobt wurden.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Rotorhead »

NegatroN hat geschrieben:
Rotorhead hat geschrieben:
NegatroN hat geschrieben:Wie vieles im Pop musikalisch dramatisch unterschätzt.

Äh. Nein. Das Gefühl hatte ich noch nie. Die 80er MJ Alben bzw. eigtl bis inklusive Dangerous werden doch allenthalben und überall hochgelobt. Ich habe noch nie einen einzigen Artikel irgendwo gelesen, bei dem nicht geradezu überschwänglich die musikalische Vielfalt, das Songwriting und die Gastbeiträge von Macca, Slash und weiß ich wem hoch gelobt wurden.
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Achso hier. Naja gut ... *stillschweig*

:D
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Queensryche - Empire

Wäre ich in der Zeit zwischen 1988 und 1990 schon alt genug gewesen, um Musik noch ein bisschen bewusster wahrzunehmen, dann hätte ich damals wohl eine sehr spannende Erfahrung machen können, von der ich mich des Öfteren frage, wie ich sie seinerzeit wahrgenommen hätte. Queensryche schafften nämlich etwas, was es in der Geschichte der Musik nur äußerst selten gab. Dem vermeintlichen Zenit in dem (da müssen wir nicht diskutieren) völlig überragenden „Operation: Mindcrime“ einen Nachfolger hinterherzuschicken, der es tatsächlich schafft, nicht nur kommerziell noch einen draufzusetzen, sondern, und das ist das Entscheidende, von musikalisch ebenso hohem und beeindruckendem Wert zu sein. Meine Begeisterung nach dem gespannten Warten auf „Empire“ wäre wohl kaum zu greifen gewesen, und da zitiere ich mich gerne mal selbst: Zwischen ihrem Debüt und „Empire“ waren Queensryche eine der besten Bands der Welt.

Produzent Peter Collins war nach dem gewaltigen Rumms, den der konzeptionelle Vorgänger auch mit seinem Sound hinterlassen hatte, die logische Wahl für ein weiteres Stück Richtung Bombast-Gipfel. „Empire“ würde ohne diese bis an die Grenze polierten Breitwand-Sound wahrscheinlich anders, nicht so gut funktionieren, vor Allem da die Musik nur stellenweise wirklich als Heavy Metal durchgeht. „Empire“ ist viel eher zum Bersten aufgeblasener Stadion-Art-Rock, strahlt Übergröße und Robustheit aus und wirkt wie ein glänzendes Stück Edelstahl, wie ein auf den Punkt umgesetzter musikalischer Plan. Der Plan beinhaltet eingängige, zugängliche Songs, durchaus mit Potenzial für die Welt außerhalb der Rock- und Metalszene, jedoch auch einen, nunja, progressiven Ansatz, der sich vor Allem in den Arrangements wiederspiegelt, und in dem wiederkehrenden Muster, jede gespielte Note bis zum Perfketionismus auszureizen. Die Stunden, die dafür vergehen mussten, bis Chris DeGarmos völligst überragende Soloparts exakt so klangen, wie sie es letztlich tun, kann ich mir lediglich ausmalen, ich meine aber bei „Empire“ auch herauszuhören, wie viel Kraft und Aufwand das Ergebnis letztlich gekostet haben muss. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Diskussionen, Verwerfungen, Rückschläge und Debatten darüber, wie lang genau ein bestimmter Song zu sein hat, ist dieser Part ausschweifend genug, kann man da noch was verbessern, ist dieser Drumbeat nicht vielleicht überflüssig, klingt das auch wirklich so wie es soll oder muss das einen Halbton tiefer? Gut für Queensryche, dass das Ergebnis für mich den Rückschluss zulässt, dass eine ganze Menge richtiger Entscheidungen getroffen wurden.

Geoff Tates großartiger Gesang, der Fokus aus die Gesangsmelodien in den Kompositionen, ist da lediglich eine Stärke von „Empire“. Der kommerzielle Ansatz geht nicht so weit, dass die Band nicht, wie schon auf dem Vorgänger, auch individuelle Klasse beweisen würde. Die Instrumentalisten, auch der meiner Meinung nach ziemlich unterschätzte Schlagzeuer Scott Rockenfield, sind für den Gesamteindruck nicht weniger entscheidend, weil „Empire“ auch davon lebt, dass es herausragend gespielt ist, und dass einzelne Songs auch von anderen Momenten geprägt sind als dem Gesang. „Jet City Woman“, „Della Brown“, „Silent Lucidity“ haben allesamt Soloparts mit Emotion und Charakter, und das Ende von „The Thin Line“ ist ein exemplarisches Beispiel dafür, dass die Band auch das Experimentieren mit Soundästhetik nicht ganz bleiben lassen wollte.

Die mitreißend-eingängigen Rocksongs „Another Rainy Night“, „Hand On Heart“ oder das genannte „Jet City Woman“ bieten ganz offensichtliches Megahit-Potenzial mit emotionalem Songwriting, dessen Tiefgründigkeit vor Allem von Tate geprägt wird, was auch den zugänglichen Ansatz so gut wie nie oberflächlich oder flach erscheinen lässt. Der Titelsong und das an die „Rage For Order“-Ära erinnernde „Resistance“ lassen den Härtegrad kurz anziehen, „Della Brown“ glänzt mit einer blusig-düsteren Note und die Ballade „Silent Lucidity“ erinnert ein wenig an Pink Floyd und war sogar für einen Grammy nominiert. Auch das ist eine Stärke von „Empire“: Vielschichtigkeit und Abwechslung, die dennoch auch ohne durchgehendes Konzept wie eine große Einheit harmonieren. „Anbybody Listening“, am Ende der Scheibe, ist dann tatsächlich auch genau das, was ein sein soll: Ein bewegender, emotionaler Bombast-Ausbruch, der nur am Schluss stehen kann und auch nur da Sinn macht, mit seiner alles einnehmenden Performance aber nicht nur als bester Song des Albums, sondern auch als eine der größten Momente in Queensryches Karriere durchgeht.

„Operation: Mindcrime“ soll und kann hier nicht als das große Magnum Opus der Band in Frage gestellt werden, niemals käme ich auf die Idee. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es jemals ein Album gab, das den Spagat zwischen kommerzieller, massentauglicher Stahlkraft und gebliebenem Anspruch für den, der gerne genauer hinhaut besser und beeindruckender hinbekommen hat als „Empire.“ Vor diesem Werk war Rockmusik entweder kommerziell oder progressiv. Seit „Empire“ kann sie vollkommen problemlos auch beides sein, wenn man viel poliert und schleift und über jeder Note diskutiert, dann entsteht dabei vielleicht sogar ein Meisterwerk. Das ist „Empire“ für mich, und steht somit in der Tat auf einer Stufe mit dem Vorgänger.
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Glaurung
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Glaurung »

Kann ich komplett unterschreiben. Völlig überragendes Werk. 10/10!
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Rotorhead »

Ich bin erst kürzlich durch ein The Warning Vinyl wieder auf die Band gekommen. Ich hatte es annodunnemals mal mit O:M versucht, hat mich aber nicht gepackt.
The Warning finde ich aber super, deswegen läuft gerade Empire.

Aufgrund des Reviews habe ich viel erwartet, beim Opener Best i can kommt aber schon die erste Ernüchterung. Das ist für mich 80er AOR mit leichtem Sleaze Einschlag ... tönt mir durch die Billig-Keyboards auch zu plüschig. Naja mal weiterhören. Songwriting ist das zumindest schonmal.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Rotorhead »

Jo, die Keyboards werden zum Glück im weiteren Verlauf der Platte gut zurück geschraubt. Der erste richtig starke Song ist für mich Jet City Woman. Fetzt gut daher, hat aber eine wirklich durchdachte Melodieführung. Der Beginn von Della Brown könnte auch von Rush sein.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

So richtig funktioniert das mMn ohnehin nur, wenn man das Album mindestens einmal am Stück gehört und den Spannungsbogen nachvollzogen hat.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

Fürchterlich.

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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Gilt das nur für Empire oder kriegst du bei Queensryche generell Ausschlag?
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

MetalEschi hat geschrieben:Gilt das nur für Empire oder kriegst du bei Queensryche generell Ausschlag?
O:M ist schon ne gute Platte, die ich auch sehr mag. Von dem ihr zugedachten Legendenstatus aber IMO auch recht weit entfernt. Gut halt und Ende.

Die Sachen davor sind mir zu true, Empire widert mich in seiner glattgeleckten Haargeligkeit regelrecht an znd Promised Land ist für mich die (Definition von "Gewollt und nicht Gekonnt". Da kommt für mich überhaupt nichts rüber, was eine Band wie Fates Warning nicht 1000 mal besser hinbekomnen hätte.
Danach kenne ich folgerichtig nichts mehr.

QR und Tate im speziellen halte ich für gnadenlos überschätzt, bei mir kommt auch emotional wirklich überhaupt nichts an, auch bei O:M nicht, das Album funktioniert bei mir ausschließlich auf der Kopfebene, was mir normalerweise zu wenig ist. Aber dafür passt das schon.

Seit dem Innuendo-Cover ist das Schulterzucken dann grenzenloser Abscheu gewichen. *G*
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von NegatroN »

Thunderforce hat geschrieben:
MetalEschi hat geschrieben:Gilt das nur für Empire oder kriegst du bei Queensryche generell Ausschlag?
O:M ist schon ne gute Platte, die ich auch sehr mag. Von dem ihr zugedachten Legendenstatus aber IMO auch recht weit entfernt. Gut halt und Ende.

Die Sachen davor sind mir zu true, Empire widert mich in seiner glattgeleckten Haargeligkeit regelrecht an znd Promised Land ist für mich die (Definition von "Gewollt und nicht Gekonnt". Da kommt für mich überhaupt nichts rüber, was eine Band wie Fates Warning nicht 1000 mal besser hinbekomnen hätte.
Danach kenne ich folgerichtig nichts mehr.

QR und Tate im speziellen halte ich für gnadenlos überschätzt, bei mir kommt auch emotional wirklich überhaupt nichts an, auch bei O:M nicht, das Album funktioniert bei mir ausschließlich auf der Kopfebene, was mir normalerweise zu wenig ist. Aber dafür passt das schon.

Seit dem Innuendo-Cover ist das Schulterzucken dann grenzenloser Abscheu gewichen. *G*
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von Thunderforce »

Keine Ahnung, die hab ich genau wie die andere vor O:M vor 20 oder mehr Jahren einmal gehört und fand es scheiße. :D

Ich erinnere mich noch an einen kompletten Trashvideoclip von ich glaube Queen of the Reich, bei dem ich damals auf Headbangers Ball oder so mich komplett totgelacht habe. Sonst habe ich keine Erinnerung mehr an die Alben vor O:M.

Einfach nicht meine Band und Tate ist halt dazu noch ein fürchterlich unangenehmer Mensch. Ich habe selbst diese Livecrime DVD noch nie weiter als bis zum zweiten Song gesehen, weil uch das affektierte Gehabe von dem Kerl nicht ertrage. Und bei Empire suppt das IMO aus jeder Note.
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Re: Eschis Plattenladen

Beitrag von MetalEschi »

Fates Warning machen es halt vor Allem anders *g* Finde ich schon frickeliger und kopflastiger. Trotzdem natürlich gut.
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Beitrag von NegatroN »

Thunderforce hat geschrieben:Keine Ahnung, die hab ich genau wie die andere vor O:M vor 20 oder mehr Jahren einmal gehört und fand es scheiße. :D

Ich erinnere mich noch an einen kompletten Trashvideoclip von ich glaube Queen of the Reich, bei dem ich damals auf Headbangers Ball oder so mich komplett totgelacht habe. Sonst habe ich keine Erinnerung mehr an die Alben vor O:M.

Einfach nicht meine Band und Tate ist halt dazu noch ein fürchterlich unangenehmer Mensch.
Jetzt ergibt es eher Sinn. Also dass es keinen Sinn ergibt. *g* Rage for Order ist null traditionell, sondern für US-Metal eigentlich schon viel zu viel Avantgarde.

Einen weiteren Widerspruch hab ich auch noch, und zwar den mit überbewertet. Mir geht es ja emotional genau umgedreht mit Fates Warning so. Die funktionieren bei mir genau so wenig wie Queensryche bei dir. Nichtsdestotrotz sind beide Bands von ihren musikalischen Fähigkeiten und ihrer musikalischen Klasse absolut top und spielen eigentlich komplett in einer eigenen Liga, bei der die Konkurrenz nur verdutzt zuschaut. Also zumindest in ihren Hochphasen. Das kann man eigentlich bei keiner von beiden bestreiten.
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