BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: Human Touch)

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Thunderforce
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von Thunderforce »

Ein tolles Album, für mich aber auch (wie bei Costa) schon merkbar hinter den beiden Vorgängern, was bei mir vor allem daran liegt, was Knitter auch beschrieben hat:
Dieses inkohärente, zum Teil etwas willkürlich zusammengewürfelte stört mich so ein wenig und es gibt eben auch ein paar, naja... Füller wäre jetzt zu hart, aber es ist eben nicht alles gleich gut.

"Überraschenderweise" stehe ich auch hier besonders auf die dunkleren Songs, sowas wie Sherry Darling hingegen ist eher nicht so mein Favorit und I'm a Rocker ist tatsächlich etwas sehr stumpf. Und Crush on You ist in der Tat dann doch ein echter Füller.
Andererseits würde ich dann wiederum Cadillac Ranch zu den besten Liedern des Albums zählen.

Schön, dass Du diese eine Passage des Titelsongs hervorgehoben hast, dann muss ich das nicht machen *g* - Ganz großer Moment und da kriege ich jedesmal einen Kloß im Hals.

Meine sonstigen Highlights neben Titelsong und Cadillac Ranch wären Jackson Cage, Independence Day, Hungry Heart, You can look..., Point Black, Stolen Car, Drive all Night und Wreck on the Highway.
Die plus vllt. noch Rammrod und Out in the Streets, dann wäre es genau so ein Zehnpünkter wie die beiden Alben davor.
Aber egal!
Toll ist das Album natürlich trotzdem. Genau wie das Review wieder mal.
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MetalEschi
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von MetalEschi »

Mein Problem mit "The River" ist wie bei jedem Doppelalbum der Welt seine Länge. Auch hier hat es der Künstler nicht geschafft, das Werk nur mit wertigem Material zu füllen.
Einige Songs, wie der Titelsong, gehören aber zu den besten seiner Karriere.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von KnitterRitter »

Was mir sowohl bzgl. der Lange als auch der Struktur des Albums ein wenig geholfen hat, war die Einteilung in A- und B-Seiten, auch wenn ich die Sachen nur auf CD habe.

Eine Scheibe mit einer Seite, die mit The Ties That Bind anfängt und mit Independence Day aufhört, und einer anderen Seite, die mit Hungry Heart anfängt und mit The River endet, macht als Ganzes für mich deutlich mehr Sinn, als ein komplettes Album, das Independence Day und Hungry Heart in der Mitte hat.

Das ist natürlich alles nur psychologisch, aber interessanterweise hilft mir das schon, mich sinnvoll durch das Album zu hangeln.
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MetalEschi
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von MetalEschi »

Bei Veröffentlichungen, die ursprünglich nur als LP erschienen sind (also alle bis ca 1983) mache ich das eigentlich immer. Und stimmt, es hilft ein bisschen, zumal die Platten ja auch entsprechend mit zwei (oder mehr) Spannungsbögen konzipiert wurden.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von Frank2 »

KnitterRitter hat geschrieben:Was mir sowohl bzgl. der Lange als auch der Struktur des Albums ein wenig geholfen hat, war die Einteilung in A- und B-Seiten, auch wenn ich die Sachen nur auf CD habe.

Eine Scheibe mit einer Seite, die mit The Ties That Bind anfängt und mit Independence Day aufhört, und einer anderen Seite, die mit Hungry Heart anfängt und mit The River endet, macht als Ganzes für mich deutlich mehr Sinn, als ein komplettes Album, das Independence Day und Hungry Heart in der Mitte hat.

Das ist natürlich alles nur psychologisch, aber interessanterweise hilft mir das schon, mich sinnvoll durch das Album zu hangeln.
Interessanter und sehr richtiger Aspekt.
Habe mir die Scheibe seinerzeit als Doppel-LP zugelegt und sie
nie als zu lang empfunden.
Auf CD habe ich sie nie gehört, könnte mir aber vorstellen das
der Eindruck da ein völlig anderer ist.

Zum Album: Alleine wegen dem unsterblichen Titelsong und
"Point Blank" ein absoluter Klassiker und sich eines der stärksten
Alben des Bosses.
Selbst die vermeintlich schwächeren Stücke entpuppen sich nach
und nach zu herausragenden Songs.
Meine Meinung :wink:
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NegatroN
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von NegatroN »

Meine Wahrnehmung von The River ist ziemlich ambivalent. Einerseits sind da ein paar seiner stärksten Songs drauf (unter anderem der Titeltrack, The Ties That Bind, Independence Day, Point Blank), andererseits finden sich da aber auch für mich ein paar echte Stinker, bei denen er komplett auf Schlagerniveau angekommen ist. Die drei letzten Tracks auf dem Album z.B. sind für mich alle kompletter Schund, den ich kaum höre. Ich verstehe den Ansatz, die ganze künstlerische Bandbreite zeigen zu wollen, aber mir ist ein rundes Album wichtiger und das ist The River einfach nicht geworden.

Live am Stück funktioniert es für mich übrigens besser, wie die Aufnahmen zur River-Tour 2016 zeigen.

So arrogant es sein mag, Künstler in ihre Alben reinzureden - das hier wäre meine Version von The River und dann wäre es vielleicht sogar sein bestes Album für mich:

The River nach NegatroN:

1. The Ties That Bind
2. Sherry Darling
3. Jackson Cage
4. Two Hearts
5. Independence Day
6. Hungry Heart
7. Out In The Street
8. Roulette (statt Crush On You)
9. You Can Look
10. Loose Ends (statt I Wanna Mary You)
11. The River

1. Point Blank
2. Cadillac Ranch
3. I'm A Rocker
4. Restless Nights (statt Fade Away)
5. Stolen Car
6. Ramrod
7. Dollhouse (statt The Price You Pay)
8. Where The Bands Are (statt Drive All Night)
9. Mary Lou (statt Wreck On The Highway)
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KnitterRitter
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von KnitterRitter »

NegatroN hat geschrieben:Meine Wahrnehmung von The River ist ziemlich ambivalent. Einerseits sind da ein paar seiner stärksten Songs drauf (unter anderem der Titeltrack, The Ties That Bind, Independence Day, Point Blank), andererseits finden sich da aber auch für mich ein paar echte Stinker, bei denen er komplett auf Schlagerniveau angekommen ist. Die drei letzten Tracks auf dem Album z.B. sind für mich alle kompletter Schund, den ich kaum höre. Ich verstehe den Ansatz, die ganze künstlerische Bandbreite zeigen zu wollen, aber mir ist ein rundes Album wichtiger und das ist The River einfach nicht geworden.

Live am Stück funktioniert es für mich übrigens besser, wie die Aufnahmen zur River-Tour 2016 zeigen.

So arrogant es sein mag, Künstler in ihre Alben reinzureden - das hier wäre meine Version von The River und dann wäre es vielleicht sogar sein bestes Album für mich:

The River nach NegatroN:

1. The Ties That Bind
2. Sherry Darling
3. Jackson Cage
4. Two Hearts
5. Independence Day
6. Hungry Heart
7. Out In The Street
8. Roulette (statt Crush On You)
9. You Can Look
10. Loose Ends (statt I Wanna Mary You)
11. The River

1. Point Blank
2. Cadillac Ranch
3. I'm A Rocker
4. Restless Nights (statt Fade Away)
5. Stolen Car
6. Ramrod
7. Dollhouse (statt The Price You Pay)
8. Where The Bands Are (statt Drive All Night)
9. Mary Lou (statt Wreck On The Highway)
Deine erste CD geh ich so mit, aber deine Abneigung gegen die letzten 3 Songs kann ich nicht nachvollziehen ("The Price you Pay" noch so halbwegs). Auf CD2 würde ich "I'm a Rocker" rausschmeißen (meinetwegen für Dollhouse), Restless Nights geht in Ordnung, und dann müsste in jedem Fall noch "Stray Bullet" drauf (z.B. für "The Price you Pay").

Alleine diese beiden Live-Versionen von Drive All Night (einmal von 1980, einmal von 2012):
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von Maedhros »

NegatroN hat geschrieben:Die drei letzten Tracks auf dem Album z.B. sind für mich alle kompletter Schund, den ich kaum höre.
Scheint mir auch so zu gehen. Zumindest hab ich mich nach Lesen dieses Satzes versucht zu erinnern, was die letzten drei Songs sind, und es ist mir ums Verrecken nicht eingefallen. Also nachgeschaut und festgestellt, dass ich nicht die geringste Erinnerung an diese Lieder habe. Im Gegensatz zu allen anderen Songs auf dem Album, von denen einige wirkliche Großtaten sind.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von NegatroN »

KnitterRitter hat geschrieben:Alleine diese beiden Live-Versionen von Drive All Night (einmal von 1980, einmal von 2012):
Ich sag ja, live funktionieren die besser. Aber in der Studioversion ist mir das einfach zu schmalzig.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von JAYMZZ »

Ich habe The River als 2 CD und als 2 LP. Komischerweise ergibt das Album auf Vinyl vollkommen Sinn und macht auch beim Hören mehr Spaß als die CD. So extrem habe ich das noch nie bei einem Album empfunden. Für mich ist The River mindestens 9/10 wert, auch wenn ein,zwei nicht so tolle Nummern dabei sind. Ich mag das Album mehr als Darkness on the edge of town, dafür kommt es nicht an die beiden Nachfolger ran IMO!

@Reviews bisher: Mit das Beste was ich hier in dem Laden jemals gelesen habe und auch einer der wenigen Gründe hier wieder über Musik zu lesen.
THE POWER OF THE RIFF COMPELS ME

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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: The River)

Beitrag von KnitterRitter »

Nebraska (1982)

A-Seite
1. Nebraska
2. Atlantic City
3. Mansion on the Hill
4. Johnny 99
5. Highway Patrolman

B-Seite
1. State Trooper
2. Used Cars
3. Open All Night
4. My Father’s House
5. Reason to Believe

Bereits während der River-Tour machte sich Bruce wieder ans Songwriting und nahm in den Tourpausen zwischen März und Dezember 1981 zu Hause auch wieder einige Demo-Schnipsel auf, wovon besonders die letzten Sachen schon einiges von dem enthielten, was letztlich zu „Nebraska“ und zum Teil auch schon „Born in the U.S.A.“ werden sollte. Drei Jahre später sagte Bruce zu seinem Songwriting auf der Scheibe: „"I was living in a place called Colts Neck, New Jersey — and I remember I saw Badlands, and I read this book about them, Caril [Fugate, accomplice of Charles Starkweather], and it just seemed to be a mood that I was in at the time. I was renting a house on this reservoir, and I didn't go out much, and for some reason I just started to write. I wrote Nebraska, all those songs, in a couple of months. I was interested in writing kind of smaller than I had been, writing with just detail — which I kind of began to do on The River. I guess my influences at the time were the movie and these stories I was reading by Flannery O'Connor — she's just incredible."

In diesem Sinne sind die Songs von “Nebraska” sehr simpel geschrieben, aufgrund der besonderen Entstehungsgeschichte, auf die weiter unten eingegangen wird, quasi gar nicht arrangiert (meist ist nur Springsteen und seine Akustikgitarre zu hören) und haben eine insgesamt sehr dunkle Stimmung. Die Texte sind passend dazu ebenfalls in den hellsten Momenten trübsinnig-nachdenklich und handeln meist von einfachen Leuten der Arbeiterklasse, von Menschen am Rand der Gesellschaft, in vielen Fällen aber auch von Verbrechern und Mördern, die von ihrem Umfeld geprägt wurden und ihr Umfeld geprägt haben. Dieses „Blue Collar“-Setting wird auch noch durch die häufige Verwendung von „Sir“ in den Lyrics unterstützt, was auf subtile Art und Weise dieses unbewusste Obrigkeitsdenken in einer Zweiklassengesellschaft verdeutlicht.

Ungefähr zu dieser Zeit war es auch, dass Bruces psychische Probleme aus den angestauten Schwierigkeiten aus seiner Jugend schließlich
voll durchbrachen und er sich nach einem depressiven Zusammenbruch in psychologische Behandlung begeben hat. Seit 1981/82 ist er quasi konstant in Behandlung wegen seiner Depressionen, die er seitdem - trotz des einen oder anderen Zwischentiefs - einigermaßen im Griff hat (insbesondere seine familiäre Situation, die sich dann Mitte der 90er stabilisieren sollte, hat wohl viel dazu beigetragen). Jedenfalls kann es gut sein, dass diese "Rock Bottom"-Periode nicht unerheblich zu seinem Songwriting in dieser Zeit beigetragen hat.

„Nebraska“ sollte ursprünglich eigentlich nie als Album existieren. Im Grunde hatte Bruce einige Pakete an neuen Songs für den regulären „The River“-Nachfolger (d.h. „Born in the U.S.A.“) geschrieben. Da er die früheren quälend langen Aufnahmesessions – die bei den vorherigen Alben immer auch gleichzeitig Songwriting-Sessions waren – etwas kürzen wollte, kaufte er sich ein kleines 4-Spur-Kassetten-Aufnahmegerät, um für die Band etwas professionellere Demos seiner Songs aufs Band zu bringen. Letztlich wurden damit die unten stehenden 16 Songs aufgenommen sowie noch eine bislang unveröffentlichte akustische Live-Aufnahme von „Johnny Bye Bye“ (ein späteres Outtake von „Born in the U.S.A.“). Über die Dauer der ursprünglichen Aufnahmen gibt es widersprüchliche Aussagen, aber am wahrscheinlichsten ist es, dass sie von Mitte Dezember 1981 bis Anfang Januar 1982 dauerten, wobei zwei der Songs („My Father’s House“ und „The Big Payback“) erst ein viertel Jahr später dazu kamen.

Im Grunde begannen dann, nachdem Bruce sein aufgenommenes Tape fast drei Monate mit sich in der Jackentasche herumgetragen hatte, Ende März die Studio-Sessions zu dem, was letztlich „Born in the U.S.A.“ werden sollte – die erste Hälfte des späteren Albums entstand bereits in dieser Zeit. Ein Teil dieser Session bestand dabei aus E-Street-Band-Aufnahmen der meisten Songs von Bruces Demo-Kassette, wobei auch für diese Nummern meist keine echten Rock-Arrangements, sondern nur eine sehr dezente Instrumentierung vorgesehen waren. Trotzdem war Bruce mit diesen „Electric Nebraska“-Aufnahmen (wie sie in Fankreisen gerne genannt werden) auch nach vielen Versuchen nicht zufrieden, da er es nicht schaffte, die Atmosphäre und den Spirit seines Tapes zu reproduzieren. Bruce versuchte sogar, die Songs nochmals alleine nur mit Akustik-Gitarre im Studio einzuspielen, aber auch damit gelang es nicht, diese düstere Trostlosigkeit des Demo-Tapes zu transportieren.

Einen Monat später fasste Bruce schließlich den Entschluss, das ursprüngliche Tape zu mastern und diese Songs nicht für das kommende „offizielle“ Album, sondern vorab direkt als separates Solo-Album zu veröffentlichen. Toningenieur Toby Scott beschrieb die Reaktion auf diese Entscheidung sowie die letztliche Arbeit daran wie folgt: „"Well of course you could just about hear the moans coming from all the engineers in the room. We were all trained to get the best sound possible on the best equipment, and here was our artist asking us to go against pretty much everything we knew. And I said 'yes Bruce, we could. I'm not sure you'll like it, but we could.' I could've said no, that the sound wasn't good enough to master off of, but that's not what it's all about. We work for the artist, and we're there to help them achieve their vision, even if it goes against all the rules of engineering. I guess that's probably part of why I'm still working for Bruce after all these years. So I gave that cassette to an assistant and told him to copy it onto a good piece of tape. Then we went around to four or five different mastering facilities, but no one could get it onto a lacquer - there was so much phasing and other odd sonic characteristics, the needle kept jumping out of the grooves. We went to Bob Ludwig, Steve Marcussen at Precision, Sterling Sound, CBS. Finally we ended up at Atlantic in New York, and Dennis King tried one time and also couldn't get it onto disk. So we had him try a different technique, putting it onto disk at a much lower level, and that seemed to work. In the end we ended up having Bob Ludwig use his EQ and his mastering facility, but with Dennis' mastering parameters. And that's the master we ended up using. The album sounds the way it does because of all those factors - the multiple tapes, the dirty heads, the varispeed - it's all part of the overall atmosphere, and part of what Bruce liked about the songs. At the end of the day, he was able to get his ideas down on tape, in his own environment, thanks to a PortaStudio and a pair of 57's, and that was the equipment he needed to get the sound he was looking for."

Und so entstand also quasi völlig unverhofft das wahrscheinlich speziellste und eines der bemerkenswertesten Album im gesamten Springsteen-Kosmos. Man hatte sich im Laufe des Mischprozesses noch an einem (Pseudo-)Stereo-Mix versucht, das aber letztlich nicht verwendet wurde und (bis auf die versehentlich veröffentlichte Stereo-Version von „My Father’s House“ in Japan) wohl in irgendeinem Regal verschwunden ist. Aufgrund der einzigartigen Entstehungsgeschichte und der zeitlichen Nähe zu „The River“ hat Bruce auf eine Tour zu dem Album verzichtet und direkt mit den Aufnahmen zu „Born in the U.S.A.“ weitergemacht. Und da sollte ja bekanntlich auch etwas Großes herauskommen...

Jetzt aber zu den Songs von „Nebraska“:

Nebraska [anhören]
Das Album beginnt mit dem Titeltrack und auch gleichzeitig dem trostlosesten Song der Scheibe, der mit seiner dunklen Stimmung so etwas wie die Ouvertüre für das gesamte Album ist. Der Song ist aus der Sicht von Charles Starkweather geschrieben, der zusammen mit seiner Freundin Caril Anne Fugate 1985 in nur wenigen Tagen 11 Menschen erschossen hat (darüber gibt es auch mehrere Filme, u.a. „Badlands“ aus dem Jahr 1973 oder das recht bekannte „Natural Born Killers“ aus 1994). Wie so viele Songs des Albums ist die Nummer eher über ihren Inhalt, die Art und Weise der Performance und die vermittelte Stimmung zu bewerten, denn das Songwriting ist minimal und ein Arrangement ist quasi nicht vorhanden. Und hier ist die monotone, fast gleichgültige Art, wie der Protagonist von seinen Taten und seiner bevorstehenden Exekution erzählt, das, was die Nummer eigentlich so grandios macht. Unglaublich stimmungsvoller Song, der auf fast unangenehme Weise für Gänsehaut sorgt.
9,5/10

Atlantic City [anhören]
Der Höhepunkt des Albums und gleichzeitig populärste Songs ist “Atlantic City” – eine Nummer über organisiertes Verbrechen und Glücksspiel, über die Flucht eines jungen Paares und dem Leben in genau diesem Spannungsfeld am Rande der Gesellschaft. Wieder einmal sensationell gefühlvoll gesungen mit einer Stimmung, die die Ausweglosigkeit der Situation des Protagonisten sensationell gut zum Ausdruck bringt. In seinen Notizen zu dem Demotape hat Springsteen an Jon Landau geschrieben „this song should probably be done with the whole band + really rockin‘ out“ – ein Konzept, das für das Album zwar letztlich verworfen wurde, aber in den meisten Live-Shows genauso gespielt wurde. Meiner Meinung nach funktioniert die Akustik-Version genauso perfekt und ist vielleicht sogar die stimmungsvollere und letztlich bessere Fassung, aber daran scheiden sich wohl die Geister. Zu dem Song gibt es auch ein Musikvideo, das nur Bilder in Schwarzweiß von Atlantic City zeigt (oben verlinkt). Einer der besten Springsteen-Songs überhaupt und so etwas wie die Speerspitze von „Nebraska“.
10/10

Mansion on the Hill [anhören]
Der erste Song, der für die Scheibe (während der River-Tour) geschrieben wurde, stammt wohl in seinem Ursprung noch aus den Darkness-Sessions (in dem Notizblock aus dem Boxset zum Album sind irgendwo die Zeilen “there’s a place on the edge of town risin’ from the factories and railroad shacks“. Die Stimmung ist hier bei Weitem nicht so dunkel wie bei den beiden vorherigen Songs, sie ist eher nachdenklich und in Erinnerung schwelgend. Vielleicht kein echtes Highlight, aber eine recht zugängliche Nummer mit schöner Melodielinie, die als kleiner Lichtstrahl das Hören der Scheibe ein wenig einfacher macht.
9/10

Johnny 99 [anhören]
Dieser Song ist eine der Nummern, bei der meiner Meinung nach ein Band-Setting wirklich sinnvoll gewesen wäre, denn dieses Akustik-Geriffe klingt ganz einfach nur nach Demo. Aber ok, dafür ist der Song selbst ziemlich großartig, aber auch mal wieder mit ziemlich deprimierender Story: Ein Arbeiter verliert seinen Job, betrinkt sich und begeht im Suff einen Mord, woraufhin er zu lebenslanger Haft (bzw. 99 Jahre) verurteilt wird. In seinem abschließenden Statement bittet er den Richter, das Urteil in eine Exekution umzuwandeln, um so zumindest seine Würde ein Stückweit zu bewahren. Der Satz "I got depts no honest man could pay", der so ähnlich auch schon in "Atlantic City" vorkommt, ist so etwas wie Dreh- und Angelpunkt der ganzen Scheibe: Menschen in verzeifelten Situationen, die von ihren Umständen vom rechten Weg abgedrängt wurden. Neben den trostlosen Lyrics des Songs hier ist die Stimmung der Musik hektisch, rastlos, gehetzt und zeichnet damit ein Bild vom Gemütszustand des von seinen Dämonen geplagten Protagonisten. Wie bereits geschrieben, ich glaube eine Band hätte der Nummer gut getan, aber auch so ist das ein tolles Stück Musik.
9/10

Highway Patrolman [anhören]
Die A-Seite endet mit einem weiteren Höhepunkt des Albums, einer melancholischen Ballade über zwei Brüder, von denen einer die Kurve im Leben bekommen hat, seine Jugendliebe heiratet und als Polizist arbeitet, während der andere sich von einem jungen Tunichtgut nach einem Kriegseinsatz (vermutlich Vietnam) zu einem gebrochenen Mörder entwickelt. Nach dem Mord verfolgt ihn sein Bruder bis an die kanadische Grenze und lässt ihn dann - so implizieren es die Texte - entkommen. Es ist ein Song über Familie, schwere Schicksale, harte Entscheidungen und die Erinnerungen an eine bessere Zeit. Der ursprüngliche Arbeitstitel war "Deputy", und Bruce war offenbar nicht ganz zufrieden mit dem Ende. An Jon Landau hat er geschrieben: "worked very long on this and always had the feeling I was coming up short. Not really finished but is about as good as I can get it at the time. Don't think the ending was quite strong enough." Ich würde mal sagen, viel besser hätte man da nichts machen können.
10/10

State Trooper [anhören]
Diese Nummer ist wahrscheinlich der eigenartigste Song der Scheibe. Mit minimalster Instrumentierung und kaum erwähnenswerten Gesangsmelodien lebt "State Trooper" fast ausschließlich von seiner Stimmung und dem eindringlichen Gesang, der diese Stimmung transportiert. Der Song handelt von einem Kriminellen, der durch die Nacht von New Jersey fährt und panische Angst davor hat, angehalten zu werden. Diese hektische, getriebene Paranoia wird von dem spannungsgeladenen, fast flüsternden Gesang unterstützt sowie dem simplen Riff, das fast in hypnotischer Art und Weise fast unaufhörlich wiederholt wird. Die irren Schreie am Ende des Songs suggerieren wohl, dass der Protagonist, nachdem er mehr und mehr von seiner Verfolgungsangst aufgefressen wird, letztlich den Verstand verliert. Völlig einzigartige Nummer, über die Springsteen nicht ohne Grund an Landau folgendes geschrieben hat: "I dreamed this one up comin back from New York one night. I don't know if it's even really a song or not, but I did it, so I figured I'd throw it on. It's kinda weird." Interessanterweise einer der wenigen Songs, von denen keine Studioaufnahme mit der Band gemacht wurde. Der abschließende Ausdruck “deliver me from nowhere” kommt so später auch nochmal in “Open All Night” vor und kann damit neben dem “depts no honest man could pay”-Part als einer der Kern-Sätze des Albums bezeichnet werden.
9/10

Used Cars [anhören]
Für mich ist der hier so etwas wie der unauffälligste Song der Scheibe. “Used Cars” ist dabei aber eine schöne, angenehme Nummer, die einen kleinen Einblick in das Leben einer einfachen Arbeiterfamilie gibt. Das Interessante ist hier, dass dieser Wunsch nach einem besseren Leben über die Idee von Gebrauchtwagen verdeutlicht wird. Für mich ist das so zu interprätieren, dass es meist nicht die großen Träume sind, sondern die kleinen Wünsche, die einen treiben, und dass vielleicht für die Menschen, über die dieses Lied handelt, die Welt einfach auch zu klein ist, um viel größere Träume zu haben, als bei einem Lottogewinn keinen Gebrauchtwagen mehr fahren zu müssen. In jedem Fall ein hervorragender Song.
9/10

Open All Night [anhören]
Neben “Johnny 99” ist das hier der zweite Song, der für mich fast zwingend eine Bandbegleitung nötig gehabt hätte – hier kommt sogar noch dazu, dass es die einzige Nummer der Scheibe mit E-Gitarre (und E-Gitarre ohne Band klingt meist ein wenig verloren) und musikalisch im Chuck Berry Rock 'n' Roll-Stil gehalten ist. Beschrieben wird dabei die nächtliche Fahrt eines Mannes durch New Jersey zu seiner Freundin Wanda, womit der Song nicht zufällig einiges mit “State Trooper” gemeinsam hat (inlusive des “deliver me from nowhere”-Parts). Tatsächlich hatten diese beiden Songs ihren Ursprung in “Living on the Edge of the World”, einem Outtake von “The River”. Die Inspiration ist wohl wieder zumindest teilweise autobiographisch: So wurde Bruce einmal auf der Heimfahrt von New York City ohne Führerschein von der Polizei angehalten und letztlich vor Gericht auch verurteilt. Im Anschluss meinte der Polizist zu ihm "Son, stop by anytime, because out on highway we're open all night". Guter Song, aber wie gesagt, hier hätte man mit Band noch deutlich mehr herausholen können.
9/10

My Father’s House [anhören]
Neben “State Trooper” zweite Song der Scheibe, von dem für das “Born in the U.S.A.”-Album keine Aufnahme mit Bandarrangement gemacht wurde und gleichzeitig der letzte Song, der für die Scheibe (d.h. für Bruces Demotape) aufgenommen wurde. Ein nachdenklicher Song, in dem Bruce basierend auf Kindheitserinnerungen mal wieder seine Beziehung zu seinem Vater verarbeitet. 1990 bei einem Konzert in L.A. führte Bruce den Song folgendermaßen ein: “"I had this habit for a long time: I used to get in my car and drive back through my old neighborhood in the town I grew up in. I'd always drive past the old houses that I used to live in, sometimes late at night. I got so I would do it really regularly - two, three, four times a week for years. I eventually got to wondering, 'What the hell am I doing?' So, I went to see the psychiatrist. I said, 'Doc, for years I've been getting in my car and driving past my old houses late at night. What am I doing?' He said, 'I want you to tell me what you think you're doing.' I go, 'That's what I'm paying you for.' He said, 'Well, something bad happened and you're going back thinking you can make it right again. Something went wrong and you keep going back to see if you can fix it or somehow make it right.' I sat there, and I said, 'That is what I'm doing.' He said, 'Well, you can't.'" Ursprünglich war hatte der Song noch einen knapp 30 Sekunden langen Synthesizer-Part, der zwar von der Albumversion wieder rausgeschnitten wurde, allerdings in dem oben kurz erwähnten Stereo-Mix noch vorhanden war und so versehentlich auf den ersten Japan-Pressungen veröffentlicht wurde. Großartiger Song.
9,5/10

Reason to Believe [anhören]
Als Abschluss des Albums gibt es noch einmal ein klein wenig Hoffnungsvolles: Ein Song, in dem sich der Protagonist fragt und wundert, wie sich die Menschen, trotz ihrer harten Umstände, weiter ihren Glauben bewahren können. Inspiriert wurde der Text von Springsteens eigenen Impressionen bei seiner Fahrt auf dem Highway 33. Live hat er einmal den Song eingeleitet mit den Worten: "Sometimes people need something to believe in so bad that they'll believe in anything that comes along – just so that they got some reason to believe". Von der Nummer gab es bei seinen Demoaufnahmen zwei Takes, von denen das nicht verwendete sogar noch eine Strophe mehr hatte. Fantastischer Song und fantastisches Ende einer fantastischen Scheibe.
9,5/10

FAZIT:
Springsteens erstes echtes Solo-Album ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. Die eigentliche Sensation ist ja wahrscheinlich, dass es dieses Album, das als solches nie geplant war, überhaupt gibt. Man hört ja häufig von Musikern und teilweise auch Fans, dass “die Demoversion die beste Version war”, aber das hier ist möglicherweise ein einzigartiges Beispiel, wo sich das ein Künstler tatsächlich mal zu Herzen genommen hat. Herausgekommen ist ein Album, das alles andere als perfekt ist, und bei dem ich es teilweise immer noch schade finde, dass keine professionellen Versionen existieren – gerade von Songs, bei denen ich persönlich eine Band tatsächlich vermisse. Es ist aber auch ein Album mit unglaublich viel Seele und mit einer Authentizität, die ich in der Form nie mehr sonst irgendwo gehört habe, weshalb das Album für mich für immer einen besonderen Stellenwert in Springsteens Katalog haben wird. Extrem schwer objektiv zu bewerten, aber in jedem Fall eine Scheibe, die ihres Gleichen sucht. Ein kleines Stück Musikgeschichte und ein großes Album.
9,5/10


Outtakes:

Die Outtakes für “Nebraska” halten sich alleine deshalb ausnahmsweise in Grenzen, weil nur insgesamt 17 Songs auf dem Demo-Tape aufgenommen wurden und alle anderen Songs aus dieser Zeit damit zu den Outtakes von „Born in the U.S.A.“ zu zählen sind. Einige der Outtakes unten sollten sich auf dem Nachfolger auch wieder finden – entweder als direkte Übertragung in ein Rock-Arrangement („Born in the U.S.A“, „Downbound Train“, „Pink Cadillac“ und gewissermaßen auch dienicht aufgeführte, weil nie veröffentlichte Live-Akustik-Version von „Johnny Bye Bye“) oder auch als Weiterentwicklung, wie bei „Child Bride“, aus dem schließlich „Working on the Highway“ werden sollte.

Da mir ein Großteil dieser Outtakes vor dem Recherchieren für dieses Review unbekannt waren, war ich sehr überrascht, wie großartig einige der Nummern unten sind. Alleine „Losin‘ Kind“ und „Child Bride“ wären meiner Meinung nach auch auf „Nebraska“ Highlights gewesen.

Ok, aber im Einzelnen:

The Big Payback [anhören]
Die B-Seite von “Open All Night” schlägt in eine ähnliche Kerbe wie die A-Seite und ist mir insgesamt ein klein wenig zu hektisch und vielleicht etwas unfertig. Wurde nachträglich auch noch auf der “Essential”-Compilation veröffentlicht. Es ist außerdem zusammen mit “My Father's House” der letzte Song, der auf dem Demo-Tape gelandet ist.
8,5/10

Born in the U.S.A. [anhören]
Ein interessantes Zeitdokument, das Jon Landau nicht ganz zu Unrecht als “one of the lesser songs” des Nebraska-Tapes bezeichnet hat. Bruce selbst wusste schon früh, wo es hier hinzugehen hat, und er beschrieb Landau den Song als "[a] little ditty...[that] should be done very hard rockin'." Die Nummer wurde letztlich auf “Tracks” nachträglich veröffentlicht und auch einige Male so live präsentiert. Was man natürlich nicht ganz abstreiten kann, ist dass diese Version den Text etwas besser untermalt, aber ich bevorzuge trotzdem die Album-Version.
9/10

Losin’ Kind [anhören]
Einer von zwei Outtakes, den ich gerne auf dem Album gesehen hätte. Großartige Nummer, die leider bisher noch nicht offiziell erschienen ist, aber gottseidank trotzdem unter Fankreisen kursiert. Springsteen hat an Landau darüber geschrieben: "searched + searched for a better title, spent many hours on this task but no good. I like the verses but I can't seem to find a better punch line. Kind of like a James M. Cain story. Could be done with more of a band arrangement." Und tatsächlich gab es auch eine Aufnahme mit Band im Zuge der “Born in the U.S.A.”-Sessions, die aber auch noch nicht veröffentlicht wurde. Super Song.
9,5/10

Child Bride [anhören]
Die Lyrics dürften dem einen oder anderen bekannt vorkommen, denn ein Großteil der Texte wurde später für “Working on the Highway” verwendet. Erzählt wird hier eine traurige Geschichte, in der eine tragische, junge (und letztlich zu junge) Liebe unter schwierigen Bedingungen kein Happy End findet. Sensationeller Song, der auch den späteren Uptempo Song auf “Born in the U.S.A.” in ein neues Licht rückt. Wäre genauso wie “Losin' Kind” ein Highlight auf “Nebraska” gewesen.
9,5/10

Downbound Train [anhören]
Hier sieht man, was neben dem reinen Songwriting ein gutes Arrangement ausmachen kann. Diese Rohversion des späteren “Born in the U.S.A”-Highlights ist so etwas wie ein noch schmutziger und ungeschliffener Rohdiamant, der noch einiges an Arbeit erfordert, bis er tatsächlich glänzt. In der vorliegenden Form als hektische Akustikversion schon recht klar eine der schwächsten Nummern des Demo-Tapes. Dass sich Springsteen schon zu dem Zeitpunkt eher einen Uptempo-Song vorgestellt hat, im Gegensatz zu der langsamen/Midtempo Version auf “Born in the U.S.A.”, wird aus seinen Notizen an Landau deutlich; so hat er geschrieben: "uptempo rocker for full effect / needs band / could be exciting". Exciting wurde es dann später auch...
8/10

Pink Cadillac [anhören]
Ziemlich interessante Akustik-Version des späteren Songs aus den “Born in the U.S.A.”-Sessions, der letztlich als B-Seite von “Dancing in the Dark” und später auf “Tracks” veröffentlicht wurde. Diese Version hier funktionert tatsächlich sehr gut, auch wenn ich die Band-Version etwas bevorzuge. Da sie vom Tonfall vielleicht nicht ganz zur “Nebraska” gepasst hätte, wahrscheinlich eine gute Entscheidung, die Nummer nicht mit aufs Albumzu nehmen. Trotzdem wie gesagt sehr gut.
9/10
Zuletzt geändert von KnitterRitter am 17.08.2017 22:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: Nebraska)

Beitrag von Frank2 »

Wieder mal ein phantastisches Review einer meiner Meinung nach
sehr ungewöhnlichen Scheibe.
Hat für mich, der über die Begleitumstände der Aufnahmen tatsächlich
erst jetzt erfahren hat ( so ein Boss Fanatiker bin ich dann doch nicht ),
musikalisch immer ein Art Sonderstellung in Springsteens Schaffen einge-
nommen.
Interessant ja, hat mit "Atlantic City" oder dem Titelsong auch richtig
starke Tracks, will aber irgendwie nicht richtig in das Gesamtwerk rein-
passen :wink:
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: Nebraska)

Beitrag von MetalEschi »

Ein Tipp, den ich meinen Deutsch-Nachhilfeschülern immer gebe: Man hat ein Wort im Kopf, um etwas zu beschreiben und hat das Gefühl, dass es nicht exakt das richtige ist oder man es aus irgendeinem Grund nicht verwenden kann. Wenn einem nach 15 Sekunden kein besseres Wort eingefallen ist, dann ist es wahrscheinich das richtige. Also: Nebraska ist ein Album vor dem ich beinahe Ehrfurcht (um dieses Wort gings) habe. Gerade die Songs, die in der rein akustischen Fassung "falsch" klingen, strahlen eine Art beklemmende Stimmung aus, auf die ich mich nur sehr selten einlassen kann. Dass die Scheibe durch die sparsame Instrumentierung auch ein paar Längen hat, sei mal dahingestellt: Nebraska wirkt auf mich wie die Vertonung von Einsamkeit, so, als sei Springsteen kurzerhand alles abhanden gekommen und die Zukunft ungewiss. Die Art, wie das Album aus der Discographie heraussticht und sozusagen Mitten auf der Erfolgswelle plötzlich fast das bisherie Schaffen in Frage stellt, dürfte in der Musikwelt ziemlich einmalig sein.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: Nebraska)

Beitrag von KnitterRitter »

MetalEschi hat geschrieben:Ein Tipp, den ich meinen Deutsch-Nachhilfeschülern immer gebe: Man hat ein Wort im Kopf, um etwas zu beschreiben und hat das Gefühl, dass es nicht exakt das richtige ist oder man es aus irgendeinem Grund nicht verwenden kann. Wenn einem nach 15 Sekunden kein besseres Wort eingefallen ist, dann ist es wahrscheinich das richtige. Also: Nebraska ist ein Album vor dem ich beinahe Ehrfurcht (um dieses Wort gings) habe. Gerade die Songs, die in der rein akustischen Fassung "falsch" klingen, strahlen eine Art beklemmende Stimmung aus, auf die ich mich nur sehr selten einlassen kann. Dass die Scheibe durch die sparsame Instrumentierung auch ein paar Längen hat, sei mal dahingestellt: Nebraska wirkt auf mich wie die Vertonung von Einsamkeit, so, als sei Springsteen kurzerhand alles abhanden gekommen und die Zukunft ungewiss. Die Art, wie das Album aus der Discographie heraussticht und sozusagen Mitten auf der Erfolgswelle plötzlich fast das bisherie Schaffen in Frage stellt, dürfte in der Musikwelt ziemlich einmalig sein.
Das finde ich fast es ziemlich gut zusammen.
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Re: BRUCE SPRINGSTEEN - Eine Werkschau (aktuell: Nebraska)

Beitrag von NegatroN »

Sehr gut, da kann ich wenig hinzufügen außer dem Trivia, dass Bruce mal My Father's House als seinen insgesamt besten Song bezeichnet hat. Und der persönlichen Anmerkung, dass ich die akustische Version von Born in the USA tatsächlich stärker finde, was aber vielleicht auch einfach nur daran liegt, dass die andere schon massiv totgenudelt ist.

Auf seine Art ein großartiges Album, das man aber mit keinem seiner anderen vergleichen kann. Ich muss in der richtigen Stimmung dafür sein, aber dann ist es in seiner ganzen Unzulänglichkeit einfach perfekt.
And we’re bored of the fireworks
We want to see the fire
We’re long past being careful of what we wish for
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