Ich war Freitag in Bochum. War schon sehr geil.
Heute geh ich zu Slayer - was für magische Worte für einen Freitag Abend! Selbst für den abgebrühtesten Konzertjunkie, der alles und jeden schon zigmal gesehen hat, gibt es Bands, da werden vor einem anstehenden Konzert einfach die Knie weich und der Magen flau, wie einem 13-jährigen beim ersten Schiebeblues. Slayer sind so ein Fall, und mit dem unfassbar starken neuen Album "Repentless" im Gepäck stand einem richtig legendären Konzertabend nichts mehr im Wege.
Kvelertak haben wir wegen der knappen Anfahrt und der sehr angespannten Parkplatzsituation leider verpasst. Der Ruhrcongress war ausverkauft, dementsprechend voll war es bereits im Foyer. Trotzdem waren wir bestens gelaunt, ein Blick auf die absoluten Mondpreise beim Merch (35€ für ein Slayer-Tourshirt, ein Motiv schäbiger als das andere) sorgte für zusätzliche Heiterkeit. Die war aber schnell verflogen. Was macht der durchschnittliche Konzertbesucher, spätestens nachdem er seine Jacke abgegeben und die Halle kurz in Augenschein genommen hat? Richtig, er holt Bier. Oder versucht es. Im Ruhrcongress an diesem Abend ein beinahe sinnloses Unterfangen: Es gab ganze drei (!) Theken mit knapper und zudem völlig überforderter Besetzung, eine im Foyer, eine in der Halle (sinnigerweise neben der Bühne platziert, was für zusätzlichen Stau sorgte) und eine im Obergeschoss. Wartezeit an allen Ständen: Mindestens zwanzig Minuten. Dabei hat der Ruhrcongress mehrere, lange Theken, mit reichlich Hähnen, Kühlschränken etc. Die waren aber alle zu. Warum? Kein Mensch wusste es. Einen beschisseneren Service habe ich selten erlebt.
Nunja. Musik gabs auch. Abseits der Bühnen machen Anthrax ja seit geraumer Zeit eher durch Besetzungswechsel und anderen Gossip von sich reden, am Freitag haben sie aber einen grandiosen Gig gespielt: Konzentriert, straight, mit exzellenter Setlist, mitten auf die Fresse. Genau richtig, wenn man schön pissige Laune wegen fehlendem Bier hat.
Setlist Anthrax
Caught in a Mosh
Got The Time
Madhouse
Antisocial
Evil Twin
Fight `Em Til You Can´t
Indians
March of the S.O.D.
In The End
Among The Living
Bier gabs dann zwischendurch doch, weil das einzige Mädel der Truppe so freundlich war, beim jeweils vordersten Mann in der Schlange ihren Charme spielen und sich nen paar Bier mitbestellen zu lassen. Im Krieg und am Tresen sind halt alle Waffen erlaubt, insbesondere die einer Frau
Auf diese Weise leidlich versorgt, wurde es dann endlich Zeit für Slayer. Ich habe die Band bislang insgesamt 5x mal gesehen, und ich habe nicht jeden Gig in guter Erinnerung: Hatten sie aber einen guten Tag, dann wars jedesmal phänomenal. So auch diesmal, es ist unglaublich mit welcher Macht, Intensität und kühl kalkulierten Aggression Slayer es immer wieder schaffen, eine Stimmung zu erzeugen, die so von keiner anderen Band auf der Welt getoppt wird. Natürlich sind die Musiker heute an die 50, natürlich fehlt vor allem mit Jeff Hanneman eines der wichtigstens Mitglieder für immer und natürlich ist das Slayerpublikum heutzutage ruhiger, freundlicher und bunter: Trotzdem lag auch diesmal diese unvergleichliche Mischung aus Aggression, Begeisterung und Chaos in der Luft, die einen Slayergig noch Anfang der 90er Jahre zu einer unkalkulierbaren und mitunter "gefährlichen" Angelegenheit werden lassen konnte. Die Setlist war großartig, alle relevanten Klassiker waren dabei, wobei das Material des neuen Albums einmal mehr seine Qualitäten bewies - es fiel nämlich in keinster Weise unangenehm auf, im Gegenteil. Die Bühnenshow mit ihren reduzierten Lichteffekten und Videoprojektionen, sowie den vier beweglichen umgedrehten Kreuzen, unterstrich die Atmosphäre perfekt: Man braucht halt kein Blut-, Feuer,- und Kabumms, um richtig schön bösartig zu wirken. Fazit: In dieser Form macht bitte noch mindestens 10 Jahre weiter, Jungs!
Setlist Slayer
Repentless
Postmortem
Hate Worldwide
Disciple
God Send Death
War Ensemble
When The Stillness Comes
Vices
Mandatory Suicide
Chemical Warfare
Die by the Sword
Black Magic
Hallowed Point
Seasons in the Abyss
Hell Awaits
Dead Skin Mask
World Painted Blood
South Of Heaven
Raining Blood
Angel of Death
