Das neue Heft Vol. 387

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Wishmonster
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Wishmonster »

Master_of_Insanity hat geschrieben:Holger scheibt in seiner Einleitung zu der Best of-Liste, dass heute keiner mehr Klassiker und Hits schreiben kann oder will, und fragt ob es Wissenschafter gibt, die das psychologisch erklären können. Ich bin kein Wissenschaftler, und würde auch nicht einen psychologischen Erklärungsansatz wählen, sondern es anders versuchen:

Ich habe Ahnung von Mathematik und Statistik, und wurde als Kind auch in die Musiktheorie und Notenlehre geschickt. Mit rudimentären Kenntnissen davon würde ich meinen: Die Tonfolgen auf der Notenleiter, die echte Hits ausmachen, sind vielleicht schon zum grössten Teil aufgebraucht. Eine geile Strophe, eine geile Bridge, ein geiler Refrain sind rein nüchtern betrachtet, nichts andres als eine Reihenfolge von Noten auf der Tonleiter. Welche dieser Ton-Reihenfolgen nun einen Hit (oder Ohrwurm) ausmachen, und warum gerade eine bestimmte besondere Reihenfolge, und nicht etwa eine andere, weiss ich nicht (wenn ich das wüsste/könnte, würde ich mich sofort als Songschreiber von einer meiner Lieblingsgruppen engagieren lassen). Aber kann es sein, dass einfach alle hit-mäßigen Noten-Reihenfolgen auf der Tonleiter schon ausgeschöpft sind? Wenn es zB eine Obergrenze von 1.000 mögliche Songs auf der Tonleiter gibt, die dieses besondere Hit-Potenzial ausmachen, kann es sein dass wir schon, nach 50 Jahren Metal-Geschichte, ganz nahe an diesem Limit dran sind? Dass rein statistisch/mathematisch gesehen wegen der Beschränkung der Tonleiter, keine Hits/Klassiker mehr möglich sind?
Oder man nimmt neue Klassiker einfach (noch) nicht als solche wahr. :ka:
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MetalEschi
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von MetalEschi »

Da seid mal einfach ehrlich zu euch selbst und überlegt, wie offen ihr selbst für neue Innovationen seid. Wenn euer Geschmack, völlig wertungsfrei, sich immer an der Tradition orientiert, dann ist halt iregendwann Sense mit neuen Ideen.
Sie lasen: Qualitätsposting von MetalEschi (c)2024
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Eiswalzer
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Eiswalzer »

"Klassiker"-Status ist für mich primär eine Zuschreibung durch Fans, Presse, Medien, Industrie etc. und somit kaum an "objektive" Merkmale gebunden, allenfalls noch an tatsächlich greifbare Rezeption (wie: Benennung als Vorbild durch jüngere Bands, Berichterstattung über den "Buzz" der Veröffentlichung hinaus, Verkaufszahlen). Da spielt es eigentlich keine Rolle, ob die Auswahl möglicher Tonfolgen schon aufgebraucht ist.
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Ratatata
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Ratatata »

Master_of_Insanity hat geschrieben:Holger scheibt in seiner Einleitung zu der Best of-Liste, dass heute keiner mehr Klassiker und Hits schreiben kann oder will, und fragt ob es Wissenschafter gibt, die das psychologisch erklären können. Ich bin kein Wissenschaftler, und würde auch nicht einen psychologischen Erklärungsansatz wählen, sondern es anders versuchen:

Ich habe Ahnung von Mathematik und Statistik, und wurde als Kind auch in die Musiktheorie und Notenlehre geschickt. Mit rudimentären Kenntnissen davon würde ich meinen: Die Tonfolgen auf der Notenleiter, die echte Hits ausmachen, sind vielleicht schon zum grössten Teil aufgebraucht. Eine geile Strophe, eine geile Bridge, ein geiler Refrain sind rein nüchtern betrachtet, nichts andres als eine Reihenfolge von Noten auf der Tonleiter. Welche dieser Ton-Reihenfolgen nun einen Hit (oder Ohrwurm) ausmachen, und warum gerade eine bestimmte besondere Reihenfolge, und nicht etwa eine andere, weiss ich nicht (wenn ich das wüsste/könnte, würde ich mich sofort als Songschreiber von einer meiner Lieblingsgruppen engagieren lassen). Aber kann es sein, dass einfach alle hit-mäßigen Noten-Reihenfolgen auf der Tonleiter schon ausgeschöpft sind? Wenn es zB eine Obergrenze von 1.000 mögliche Songs auf der Tonleiter gibt, die dieses besondere Hit-Potenzial ausmachen, kann es sein dass wir schon, nach 50 Jahren Metal-Geschichte, ganz nahe an diesem Limit dran sind? Dass rein statistisch/mathematisch gesehen wegen der Beschränkung der Tonleiter, keine Hits/Klassiker mehr möglich sind?
Kommt halt immer darauf an, wie man "Hits" und "Klassiker" definiert.
Gibt genug Truppen, die versuchen "Hits" am Reißband zu schreiben, und dabei kein einziges früher mal erfolgreiches Klischee oder Notenlego auslassen.
Das Problem ist, dass es das alles dann aber halt vorher schon mal gab.
Insofern: Right, der Großteil der Weide ist abgegrast.
Was Klassiker angeht:
Klassiker entstehen, wenn die richtige Mugge (mit den passeenden Texten) zum richtigen Zeitpunkt ein wichtiges/richtiges Ausrufezeichen setzt.
Das wird auch weiter passieren, wenn sich denn zeitlich ein bestimmter Rahmen öffnet und dann alles genau passt.
Da mache ich mir keine Sorgen.
Mathematisch sehe ich die Gleichung aber anders:
50 Jahre Metal haben schlicht mehr und andere Fans, mehr Subgenres, mehr Musiker und Bands, veränderte individuelle Höhrgewohnheiten, eine andere Medienstreuung, mehr Überschneidungen mit anderen Genres, eine andere gesellschaftliche Akzeptanz und daher in der schieren Masse (der Metalfans) erheblich weniger Konsensmöglichkeiten geschaffen.
Wo anfangs der Stempel "Hauptsache hart" noch geholfen hat "Klassiker" zu erschaffen, sind heute die Faktoren und Variablen explodiert, die den Klassiker (und ja, auch Hit) erst möglich machen.
Da gebe ich dann wiederum Wishmonster recht, viele potentielle Klassiker werden im täglichen Overkill an Mugge gar nicht mehr wahrgenommen.
Ich sehe z.B. auch an meiner sich ständig verändernden All-Time-Faves-Liste, dass da viele meiner persönlichen ehemaligen "Klassiker" immer weiter nach unten durchrutschen, je länger ich Metal und Musik überhaupt höre.
Aber egal: Irgendwas gibt es immer zu entdecken, weil "der Metal" lebt wie eh und je, und auch ausreichend genug passiert, damit ich nicht vor Langeweile sterbe.
Ich erwarte da noch eine ganze Menge kommende, (zumindest temporäre) persönliche Klassiker und Hits.
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Alphex
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Alphex »

Master_of_Insanity hat geschrieben:Ich habe Ahnung von Mathematik und Statistik, und wurde als Kind auch in die Musiktheorie und Notenlehre geschickt. Mit rudimentären Kenntnissen davon würde ich meinen: Die Tonfolgen auf der Notenleiter, die echte Hits ausmachen, sind vielleicht schon zum grössten Teil aufgebraucht.
Nein. Es gab auch genug Klassiker, die einfach sehr sehr ähnliche wie andere Songs zuvor klangen, aber zum Hit wurde dann die Version von Led Zeppelin. "Klassiker" aus kultureller Warte ist immer auch einfach etwas, das enorme Resonanz erzeugt. Ein großartiges Album, das zur falschen Zeit erscheint, wird nicht ein Phänomen. Kein Retro-Sleaze-Album wurde ein neues Appetite For Destruction. Nicht nur, weil die Songs von der Scheibe "neuer" waren, sondern auch weil der Sound und die Band damals "es" waren.

Wenn man die Wissenschaft bemüht: Der eigene Musikgeschmack pendelt sich bei 14 Jahren ein. Das ist es, was man als "besonders nah" fühlt. Man kann ja andere Ausprägungen der gleichen Sound-Ideen auch super finden, aber nostalgisch und "das war noch Musik" ist halt immer, was man selbst von früher kennt. Wieso gibt es also keine Klassiker mehr? Nun, so dumm das klingt: Popkultur als solche ist keine 100 Jahre alt! Und "die Szene", welche Szene auch immer, keine 50.

Dass viele Leute zusammenkommen, die etwas zum einen in den prägenden Jahren ihrer selbst geliebt haben, ist das eine - weil es damals eben eine "treibende" Szene war. Das andere ist, wann die Szene ihre prägenden Jahre hat. Es gibt sehr viel Musik, die noch nicht geschrieben wurde. Wenn man als Parameter "gemutete leere E-Saite in 4/4 und mit Hetfield an der Gitarre" hat, sieht das anders aus. Was darf und was prägend ist, setzt ja auch, was dann als Klassiker gilt. Blueser sehen Aerosmith vermutlich weniger als Klassiker an als es Hardrock-Fans tun. Pantera galten erst als Poser, heute als Klassiker. Eigene Nischen haben ist trotz Backlashes seitens konservativer Szenen vermutlich eine gute Investition.

Ob Festival-Bookinglogistik und "klingt wie Band XYZ, die du schon kennst"-Algorithmen das erschweren, ist eine andere Frage. Aber wie frisch und aus der Hüfte heraus soll ein NWOBHM-Album heute noch klingen können? Im Deathcore wiederum dürften die Klassiker jünger sein. Aber das ist Nische, diese Bands sind nicht zeitgeistig wie es die "Klassiker" der Szene einst waren. Aber man kann eben nicht auf ewig mit einer roten Linie der heißeste Scheiß sein.

Und damit gute Nacht.
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."
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TMW316
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von TMW316 »

Was ich interessant finde, dass damals eine junge Band wie Metallica quasi Hit an Hit geschrieben hat. Heute gibt's eigentlich keine neue (Thrash) Metal Band, deren Songs soooo eingängig waren wie z.B. Seek and Destroy oder Ride The Lightning oder Master of Puppets oder so. Schaffts keiner, oder versucht es keiner?
Ich muss sagen, ihr freut euch vollkommen zurecht.
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Doktor Rock
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Doktor Rock »

Bei der TOP 100 Liste fand ich grad die vorgestellten und eingebetteten Kommentare mal wirklich gut - gern mehr davon (grundsätzliche Gedanken zu Entwicklungen in der Musik oder der "Szene" über das Editorial hinaus).

Das Interview mit Sabaton fand ich extrem zahm. Bis auf einen Versuch der kritischen Rückfragen wurde (sorry Jens) den beiden Interviewpartnern da kaum kritisch auf den Zahn gefühlt.
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Projecto
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Projecto »

TMW316 hat geschrieben:Was ich interessant finde, dass damals eine junge Band wie Metallica quasi Hit an Hit geschrieben hat. Heute gibt's eigentlich keine neue (Thrash) Metal Band, deren Songs soooo eingängig waren wie z.B. Seek and Destroy oder Ride The Lightning oder Master of Puppets oder so. Schaffts keiner, oder versucht es keiner?
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Eiswalzer
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Eiswalzer »

Mal was anderes: Was will mir/uns Oliver Uschmann mit seinem Slipknot-Essay sagen? Damit konnte ich absolut gar nichts anfangen (hängen geblieben sind nur: Corey Taylor versucht, ein "guter Vater" zu sein, irgendjemand wurde mal mit fünf Jahren abgefüllt, jemand anders hat seinen Onkel bei einer Mutprobe verloren, Ex-Mitglieder klagen um Geld, Hannover ist tendenziell langweilig, und es gibt Fans, die ein 90-minütiges Konzert "lohnenswert" finden), und anders als übliche Interviews, die immerhin mehr oder weniger O-Töne wiedergeben, scheint auch noch das letzte Fitzelchen von irgendwas, das für Nicht-Fans ansatzweise interessant sein könnte, hier herausgefiltert worden zu sein. Entsprechend las sich das wie eine einzige Qual...
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TMW316
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von TMW316 »

Projecto hat geschrieben:
TMW316 hat geschrieben:Was ich interessant finde, dass damals eine junge Band wie Metallica quasi Hit an Hit geschrieben hat. Heute gibt's eigentlich keine neue (Thrash) Metal Band, deren Songs soooo eingängig waren wie z.B. Seek and Destroy oder Ride The Lightning oder Master of Puppets oder so. Schaffts keiner, oder versucht es keiner?
Du kennst Havok?
Ja, kenn ich.

Am nächsten kommen noch Evile IMO. Aber auch nicht jeder Song.
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von GoTellSomebody »

Dani ist wieder da! Schön.
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von GoTellSomebody »

Andreas Schiffmann, Danke für das Sabaton-Review, welches es auf den Punkt bringt.
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Thunderforce
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Thunderforce »

Apparition hat geschrieben:Das Interview mit Tony Mills hat mich gerade kalt erwischt. Sehr hart zu lesen.
Puh, aber echt. :hmpf:
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
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Apparition
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Apparition »

Thunderforce hat geschrieben:
Apparition hat geschrieben:Das Interview mit Tony Mills hat mich gerade kalt erwischt. Sehr hart zu lesen.
Puh, aber echt. :hmpf:
Ich hab sogar ein Album mit ihm (Siams "Prayer", guter Melodic Metal von 1996). Das müsste ich mal wieder hören...
That is delightful news for someone who cares.
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Schnabelrock
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Re: Das neue Heft Vol. 387

Beitrag von Schnabelrock »

GoTellSomebody hat geschrieben:Andreas Schiffmann, Danke für das Sabaton-Review, welches es auf den Punkt bringt.

Von mir zudem auch dafür, dass er oft den Part desjenigen übernimmt, der nicht alles irgendwie super, verständlich und easy findet. Man kann es bequemer haben, aber das wäre dann nicht kritisch und aufrichtig genug.
In dubio contra googlio.
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